12. Dezember 2024 
 
19. September 2022

Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr ankurbeln

E-Lkw sind eine Seltenheit auf den Straßen. Ein wissenschaftliches Team um Professor Dr. Boris Zimmermann will das ändern. Der Logistiker von der Hochschule Fulda sieht im Nahverkehr großes Potenzial für die elektrischen Nutzfahrzeuge. Die ersten Ergebnisse seines Forschungsprojekts, das er gemeinsam mit dem Praxispartner STARK Deutschland GmbH im Großraum Frankfurt am Main durchführt, machen dieses Potenzial deutlich.

Foto: Hochschule FuldaFoto: Hochschule Fulda
Der E-Lkw während einer Testfahrt durch bergiges Gelände in der Rhön
Wie schaffen wir die Energiewende? Ein Hebel sind schwere Lkw, die im Nahverkehr, also in einem Radius von 50 bis 100 Kilometern unterwegs sind, um Waren von A nach B zu transportieren. Würden wir für diese Transporte Strom statt Diesel einsetzen, wäre es in unseren Städten nicht nur viel leiser, wir könnten auch einen großen Teil CO2 einsparen. Doch wie muss die Infrastruktur dafür aussehen? Wie sollten die Unternehmen ihre Flotten umrüsten? Und wie lässt sich das möglichst effizient realisieren? Dazu gibt es bisher kaum Realdaten.

Professor Dr. Boris Zimmermann und sein Team sammeln diese Daten derzeit im Rahmen eines Forschungsprojekts. Dafür loggen sich die Wissenschaftler in das Telematiksystem eines E-Lkw ein, der im Auslieferverkehr in der Rhein-Main-Region unterwegs ist. Praxispartner ist der Baustoffhändler STARK Deutschland GmbH.

Die Einsatzfähigkeit belegen

Weil der Lkw-Markt im Vergleich zum Pkw-Markt deutlich kleiner ist und es für Unternehmen eine große Herausforderung ist, ganze Flotten umzustellen, braucht es die wissenschaftliche Vorarbeit. "Was kann das Fahrzeug? Was kann es erreichen? Ist das wirtschaftlich? Die Anwender interessiert letzten Endes nur die Einsatzfähigkeit", sagt Zimmermann. Die entscheidende Frage lautet: Wie viele Diesel-Lkw kann man eins zu eins durch E-Lkw ersetzen? Durch die Arbeit mit dem Test-Lkw ist das Team der Antwort schon ein großes Stück nähergekommen.

"Am Ende wissen wir: Dieses Fahrzeug ist im Schnitt so viele Kilometer gefahren. Wir haben so und so viele Touren unter 200 Kilometer Länge. Wir schauen, welche Fahrzeuge das waren. Wenn das immer dieselben Fahrzeuge sind, können wir zeigen, dass wir 70, 80 Prozent der Touren ersetzen können." Für das kommende Jahr sieht Zimmermann ein Potenzial von 500 bis 1000 E-Lkw in Deutschland.

Stabile Förderung notwendig

Damit Unternehmen wie der Praxispartner STARK Deutschland GmbH ihre Flotten umrüsten können, brauche es aber eine stabile staatliche Förderung. Die Lösungen für den Pkw-Verkehr können nicht eins zu eins auf den Schwerlastverkehr übertragen werden. "Wir reden hier von anderen Reichweiten, von anderen Leistungsvolumina, wir transportieren viel mehr Gewicht. Der Lkw muss schnell geladen werden, damit er weiterfahren kann." Zusätzlich müsse der Markt angeschoben werden, damit in die Entwicklung der Fahrzeuge, der Batterien und weiterer Lösungen investiert würde. "Deshalb sind solche Projekte so wichtig", betont der Logistiker.

Fahrplan für Unternehmen und Politik

Mit Abschluss des Projekts will das Team ein Dekarbonisierungskonzept vorlegen, das sowohl den Unternehmen als auch der Politik als Fahrplan für die klimafreundliche Transformation des Schwerlastverkehrs dienen kann.

Das Projekt wird mit 443.000 Euro vom Land Hessen in der Förderlinie Elektromobilität gefördert und läuft noch bis Oktober 2023.



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