12. Dezember 2024 
 
11. Oktober 2017

Wenn die Poliklinik in den Betrieb kommt

Wissenschaftler an der Universitätsmedizin Greifswald haben ein neuartiges Gesundheitsangebot für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt: den Einsatzbus PAKt-MV mobil. Mit vier Funktionsräumen und einem Präventiometer wird er ab Herbst Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern ansteuern.

Foto: Hans-Werner HausmannFoto: Hans-Werner Hausmann
Der Bus von PAKt-MV mobil vor der Unimedizin Greifswald – seit Herbst ist er in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs und besucht kleinere Betriebe.
Finanziert wird das bis 2020 angelegte Projekt vom Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern aus EU-Mitteln. „Mit dem Vorhaben soll ein effizientes betriebliches Gesundheitskonzept für Mitarbeiter von Unternehmen? vor allem in ländlicheren Regionen entwickelt und auf seine Alltagstauglichkeit getestet werden“, sagt Harry Glawe, Gesundheitsminister Mecklenburg-Vorpommerns. „Aufgrund ihrer Größe fehlen in vielen Betrieben Kapazitäten für eine eigenständige betriebliche Gesundheitsförderung“, so Glawe weiter.

In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern fehlt oftmals die Zeit für die regelmäßige Gesundheitsvorsorge. Genau da setzt PAKt-MV mobil zur betrieblichen Gesundheitsförderung an. PAKt-MV steht für eine „mobile Prävention und Gesundheitsförderung für Arbeitnehmer zur Reduktion von Krankheitstagen und Berufsunfähigkeit durch Motivation und Verhaltensänderung“. Projektleiter sind Professor Reiner Biffar, Direktor der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und klinische Werkstoffkunde und Professor Carsten Oliver Schmidt vom Institut für Community Medicine.

Individuelle Langzeitbetreuung

„Wenn Berufstätige keine Zeit haben, zum Medizin-Check zu gehen, dann kommen wir zu ihnen vor die Tür gefahren“, sagt Professor Reiner Biffar. „Allerdings legen wir trotz schneller Ergebnisse aus dem Präventiometer sehr großen Wert auf eine individuelle Langzeitbetreuung, damit eine tatsächliche Verbesserung für den Einzelnen erzielt wird“, so Biffar. Unternehmen vereinbaren einen Bus-Termin vor Ort, angepasst an die Bedürfnisse des Betriebes und die körperlichen Belastungen. Die Mitarbeiter, die das Programm durchlaufen möchten, werden im Vorbereitungsraum eingewiesen. Per Kurzinterview werden wichtige Informationen abgefragt, die Körpermaße genommen und ein Sehtest durchgeführt.

Die nächste Station ist der Präventiometer-Raum. Ein Avatar, Anna, führt den Probanden freundlich durch den Check-Up und sagt genau, wann gedrückt, gelesen oder gepustet werden muss. Mit Hilfe des Gerätes erfolgt ein interaktiver Gesundheits-Check im Schnellverfahren, bei dem relevante Vitalparameter erfasst sowie individuelle Risikofaktoren aufgezeigt werden. Dazu gehören je nach Vereinbarung der Blutdruck, Puls und die Sauerstoffsättigung, eine Körperfettmessung, ein Ruhe-EKG, eine Blutanalyse sowie die Ergometrie, Lungenfunktionsdiagnostik, Ultraschalluntersuchung der Leber, Somatometrie, ein Venen-, Hör- und Sehtest und eine Knochensteifigkeitsmessung. Insgesamt sind bis zu 16 Untersuchungen mit dem Präventiometer möglich. Ein Check-up dauert zwischen 30 Minuten und einer Stunde, je nach Untersuchung.

Gespräch mit dem Präventionscoach

Die erhobenen Parameter sind Grundlage für ein anschließendes Gespräch mit den Teilnehmern. Ziel ist es, bei Bedarf zu einer Einstellungs- und Verhaltensveränderung zu motivieren und die Teilnehmer auf dem Weg der Gesundheitserhaltung oder -verbesserung aktiv zu begleiten. Auf Wunsch können Teilnehmer im hinteren Teil des PAKt-MV mobils Themen der Gesundheitsförderung mit einem Präventionscoach diskutieren. Dieser bietet auf Basis der Untersuchungswerte auf den Teilnehmer abgestimmte Programme in der Region an. Die kontinuierliche Begleitung findet auch außerhalb des Busses statt.

„Durch die Wiederholung der Untersuchungen werden aussagekräftige Gesundheitsprofile entstehen. Viele heutige Präven­tionsprogramme scheitern gerade an dieser Hürde der Begleitung über die Zeit, die wir mit unserem Ansatz nehmen können“, macht Biffar deutlich. Mit dem Vorhaben werde man circa 2.000 Beschäftigte im Land erreichen. „Es werden während der ganzen Projektlaufzeit Daten erhoben und ausgewertet. Mitte 2018 möchten wir die ersten Ergebnisse präsentieren“, kündigt Professor Carsten Oliver Schmidt an.

https://www.aplusa.de

 



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