Biofach 2020

•••3••• Interview Hochwertige akademische Kost DIEMESSE im Gespräch mit Dr. Henrike Rieken, Hochschule Eberswalde Frau Dr. Rieken, wie steht es um den Ökolandbau in Deutschland? Je nachdem, wen man fragt, er- hält man unterschiedliche Ein- schätzungen. Die aktuellen Zahlen werden vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) alljährlich zur Biofach vorgestellt. Mit Blick auf die letzten Jahre ist ein stetiges Wachstum zu ver- zeichnen: bezüglich der Fläche, der Betriebe, der Marktanteile. Das stimmt optimistisch, wenn- gleich die Agrar- und Ernährungs- wende angesichts der aktuellen Debatte um klimagerechte Land- wirtschaft viel zu langsam geht. Positive Entwicklungen sind ne- ben dem stetigem Interesse jun- ger Menschen, Ökolandbau zu studieren, Förderprogrammen zur Umstellung auf ökologische Erzeugung und dem Ausbau von Beratungsangeboten auch die Hebel, die in vielen gro- ßen und kleinen Städten getätigt werden: die öffent- liche Versorgung und Um- stellung von Kantinen und Mensen. Das alles ist nichts Neues – vor allem für dieje- nigen, die sich schon viele Jahre in der Branche enga- gieren und hier auch aktiv sind. Neu ist vielleicht eher, dass das ernährungspoli- tische Ziel des Zugangs zu qualitativ hochwertigen Le- bensmitteln und regionalen Bio-Lebensmitteln fokus- sierter angegangen wird; beispielsweise über soge- nannte Ernährungsstrategi- en und Aktionspläne ausge- hend von Metropolen wie Berlin oder von Bundesländern wie Bayern, die sich hier auf den Weg gemacht haben. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) ist auf der Biofach in Halle 9, Stand 9-565 zu finden. Sie sind dort nicht zum ersten Mal: Wel- che Schwerpunkte setzen Sie dieses Jahr in Nürnberg? Wir sind ein Mitaussteller am Gemeinschaftsstand „Treffpunkt Generation Zu- kunft“, der von Kugler & Rosenberger ausgerichtet wird. Unser Schwerpunkt ist leider nicht essbar, aber dennoch hochwertige aka- demische Kost. Denn wir in- formieren über unser Studi- enangebot im Ökolandbau: das Bachelorprogramm „Ökolandbau und Vermark- tung“ – auch als Duales Studium zusammen mit der Ausbildung Landwirt*in wählbar – und das Master- programm „Öko-Agrarma- nagement“. 100-Prozent-Öko- landbau können Interessierte seit 2004 in Eberswalde studieren. Un- ser Schwerpunkt ist ein Lehr- und Lernansatz, welchen wir von An- fang an mit der Praxis zusammen gedacht und entwickelt haben. Diese frühe Einbindung ist Grund- lage der heutigen Qualität der Praxisanteile in unserer Lehre und auch in angewandten Forschungs- projekten. Für unser Projektmo- dul „Studienpartner Ökobetrieb“ haben wir 2017 den Ars-legendi- Preis vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft erhalten. Für die HNE Eberswalde koordinie- ren Sie das Innovationsforum Öko- landbau Brandenburg. Wozu dient dieses Forum und was sind dabei Ihre Aufgaben? Das InnoForum ist ein Netzwerk aus Praxispartner, mit denen wir in Lehre und Forschung seit Gründung im Jahr 2004 zusam- menarbeiten. Um die vielfältigen Bedarfe der ökologischen Land- wirtschaft einfließen zu lassen, erfasse ich die Fragestellungen der Praxis zentral. So gelangen sie in die Lehre und in Forschungsprojekte. Transfer ver- stehen wir dabei als einen wech- selseitigen und partnerschaft- lichen Austausch von Wissen, Ideen, Dienstleistungen, Techno- logien und Erfahrungen. Über die Lehre gelangen dann die von Stu- dierenden erarbeiteten Lösungen zurück in den Stall, auf den Acker oder in den Hofladen. Von diesem Lehransatz profitieren die Studie- renden ganz besonders, denn sie können erleben, was es bedeutet, einen Betrieb zu führen. Die Ori- entierung am Bedarf der Betriebs- leiter gewährleistet darüber hin- aus die Aktualität und Relevanz der Projektthemen. Die HNE Eberswalde engagiert sich seit Jahren in der Weiterent- wicklung der ökologischen Land- wirtschaft. An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit und welche stellen Sie hier auf der Biofach vor? Deutschland ist gut aufgestellt bei der Umstellung auf eine öko- logische Landwirtschaft, gehört dabei aber nicht zur Spitze in Europa. Dafür gibt es verschie- dene Ursachen. So müsse unter anderem verstärkt in Beratung investiert werden, sagt Dr. Hen- rike Rieken von der Hochschu- le für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Die Wissen- schaftlerin arbeitet seit Jahren an Themen des Ökolandbaus und erzählt im Gespräch mit DIE MESSE , was ihre Hoch- schule für die Umstellung auf die Öko-Landwirtschaft bietet. Vernetzung mit der Betriebspraxis Dr. Henrike Rieken, Koordina- torin des Innovationsforums Ökolandbau Brandenburg an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) Foto: HNEE / Ulrich Wessollek Studierende an der Hochschule für nachhaltige Entwick- lung Eberswalde (HNEE) werden von Anfang an in die landwirtschaftliche Praxis eingebunden. Foto: HNEE / Frederic Schweizer Fortsetzung auf Seite 4

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