Light+Building 2022

•••6••• Innovationen Innovative Trocknungstechnik FastDry® trocknet nasse Wände schnell, leise und energieeffizient im Durchschnitt entsteht alle 30 Sekunden ein Leck in einer Wasserleitung. Hinzu kommen Naturereignisse wie Starkregen und Hochwasser, die Kellergeschosse und Wohnungen schwer beschädigen können. Bautrockner zur Entfeuchtung von Wänden und zur Sanierung von Wasserschäden arbeiten mit Infrarot-Heizstrahlern oder Trockenluftgebläsen, den sogenannten Adsorptionstrocknern. Diese Geräte sind jedoch energieintensiv, Adsorptionstrockner sind zudem sehr laut. Forschende des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP haben nun die innovative Trocknungstechnik „FastDry“® entwickelt. Sie sorgt für eine schnelle Entfeuchtung der Wände oder Decken und ist dabei wesentlich energieeffizienter als herkömmliche Systeme. Das Trocknungsmodul FastDry® besteht aus einer großen, rechteckigen und beidseitig kaschierten Dämmplatte. Sie wird direkt an der feuchten Wand angebracht und erwärmt die Wand mit einem integrierten Heizdraht. Der entstehende Wasserdampf durchquert die diffusionsoffenen Materialien im Panel und entweicht ungehindert nach außen. Die Wärmeenergie wiederum bleibt durch die Dämmung in der Wand. Das Trocknungsmodul benötigt deshalb nur wenig Strom, um die Temperatur zu halten und der Raum wird nicht unnötig aufgeheizt. Für die Dämmschicht nutzen Projektleiter Andreas Zegowitz, Gruppenleiter Wärmekennwerte, Klimasimulation in der Abteilung Hygrothermik, und sein Team handelsübliche Mineralwolle. Sie ist nicht brennbar und erfüllt daher auch strenge Brandschutzvorschriften. Besser als Infrarot, leiser als Adsorptionstrockner FastDry® verbraucht erheblich weniger Strom als vergleichbare Bautrockner und arbeitet zudem deutlich schneller als Adsorptionsgeräte. Auch im Vergleich zu Infrarot-Heizplatten schneidet die Fraunhofer-Technik besser ab. FastDry® benötigt nur etwa 15 Prozent der Energie, die Standard - Inf rarotgeräte für den gleichen Vorgang einsetzen. Die Arbeitstemperatur liegt typischerweise bei etwa 55° Celsius. „Wi r haben eine Temperatur gewählt, die auch empf indl iche Baumater ial ien problemlos aushalten. Heiß genug, um das zügige Entweichen der Feuchtigkeit zu bewirken, aber nicht so heiß, dass der Nutzer sich versehentlich die Hand verbrennen könnte“, erläutert Zegowitz. Ein weiterer Vorteil: Da weder Gebläse noch Kompressor im Einsatz sind, arbeiten die FastDry®-Geräte lautlos. Sie können problemlos tagsüber im Büro oder in der Privatwohnung über Nacht laufen. Das Grundkonzept von FastDry® – Zurückhalten der Wärme in der Wand bei gleichzeitigem Entweichen der Feuchtigkeit – erscheint verblüffend einfach. Das ist auch deshalb gelungen, weil die Expertinnen und Experten des Fraunhofer IBP jahrzehntelange Erfahrung und Know-how in den Bereichen Baumaterialien, Bauphysik, Feuchtigkeitsmanagement und Raumklima einbringen konnten. Prof. Hartwig Künzel, Abteilungsleiter Hygrothermik am Fraunhofer IBP, sagt: „FastDry® war kein Schnellschuss. Wir haben das Konzept über die Jahre hinweg in vielen Versuchsreihen immer weiter entwickelt und optimiert“. Sensoren messen Oberflächentemperatur der Wand Doch wie merkt das FastDry®- Modul, dass die Wand trocken ist? Ein Temperatursensor misst kontinuierlich die Oberflächentemperatur. Neben der Temperatur wird die Stromaufnahme des Moduls gemessen. Je mehr Feuchtigkeit die Wand bereits abgegeben hat, desto weniger Energie ist nötig, um die definierte Temperatur zu halten. „Bei gleichbleibender Temperatur und Energieaufnahme beispielsweise über einen Zeitraum von 24 Stunden kann die Wand als trocken angesehen werden. Das FastDry®-Modul wird dann ferngesteuert abgeschaltet oder manuell vom Netz getrennt. Anschließend kann es von der Wand genommen werden“, erklärt Zegowitz. Das verhindert, dass ein Modul weiterläuft und Energie verbraucht, obwohl die Wand längst trocken ist. Die Technik ist marktreif und bereit zur Serienproduktion. Die CEKennzeichnung der Module des Lizenznehmers liegt ebenfalls vor. Zielgruppe sind zunächst einmal professionelle Dienstleister im Bereich Bautrocknung oder Gebäudesanierung. Auch für die Versicherer sind das gute Nachrichten, denn sie müssen oftmals für die Kosten der Entfeuchtung von Wänden bei Wasserschäden aufkommen, die durch die schnelle Trocknung und den niedrigen Energieverbrauch spürbar sinken. Bautrocknung beim Rohbau und nach Hochwasser FastDry® eignet sich nicht nur für die Sanierung von Wasserschäden in Wohnungen. „Die Module können überall da eingesetzt werden, wo es um das Entfeuchten von Flächen geht, etwa beim Rohbau oder auch bei der Sanierung historischer Gebäude. Durch die befürchtete Zunahme an Starkregenereignissen wird auch der Bedarf für effiziente Trocknungstechnik steigen“, erklärt Künzel. Im nächsten Schritt arbeiten die Expertinnen und Experten des Fraunhofer IBP daran, die FastDry®-Module flexibel und formbar zu gestalten. Damit ließen sich beispielsweise Säulen oder Holzbalken für den Trocknungsvorgang umwickeln. Die Wärmebildkamera zeigt: Im Segment rechts oben unmittelbar nach der Abnahme des FastDry®-Moduls, entweicht die Wärme aus der Wand. Die anderen Segmente mit FastDry® halten die Wärme in der Wand und benötigen daher deutlich weniger Strom. Foto: Fraunhofer Fortsetzung von Seite 1 Elektroberufe boomen Nachwuchs für den Klimaschutz gesucht Ganz gleich, ob es um E-Mobilität geht, um Photovoltaik, Wärmepumpen, smarte Anwendungen, die Breitband-Anbindung oder ein vernetztes Energiemanagement: Die Mitarbeiter der Elektrobranche – vom E-Handwerker bis zum Ingenieur – sind Fortschrittmacher. Gerade mit Blick auf Klimaschutz und Energiewende sind technologische Innovationen sowie qualifizierte Fachk r ä f te ge f r ag t . Denn : D i e Energiewende ist eine gesamtgesel lschaf tl iche Aufgabe, und Fachkräfte sind ein wichtiger Faktor für ihr Gelingen. „Wir brauchen kluge Köpfe, um die All-Electric-Society und damit eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Fachkräfte haben sich in den vergangenen Jahren zu einem signifikanten Wettbewerbsfaktor entwickelt, ihre Bedeutung wird weiter zunehmen“, zeigt sich Carine Chardon vom Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) überzeugt. Schon jetzt ist aufgrund der demographischen Entwicklung spürbar, dass immer weniger Bewerber für die zu besetzenden Positionen verfügbar sind. „Deshalb ist es wichtig, Vielfalt in der Belegschaft und im Recruiting aktiv zu fördern. Diverse Teams sichern die Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und damit Wachstum in den Unternehmen.“ UmVielfalt sicherzustellen, müssen insbesondere Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen geschaffen werden. „Nicht zuletzt zeichnen sich Arbeitgeber dann als attraktiv für die neue Generation aus, wenn sie Chancengleichheit leben.“ Die Branche der Forschrittmacher braucht Nachwuchs Foto: Pixabay

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