IAA 2019

•••3••• Interview Forschen für Fahrzeuge der Zukunft DIEMESSE im Gespräch mit Prof. Matthias Putz, Fraunhofer-Allianz autoMOBILproduktion Herr Prof. Dr. Putz, die Fraunhofer- Allianz autoMOBILproduktion prä- sentiert sich auf der IAA in Halle 4.1 an Stand C12. Mit welchem Ziel wurde diese Allianz gegründet? Die Allianz autoMOBILproduktion ist eine interdisziplinäre Koopera- tion von 16 Fraunhofer-Instituten, jedes mit spezifischer fachlicher Kompetenz und Infrastruktur, alle mit dem einen gemeinsamen Ziel: der Entwicklung neuer Lösungen für die Automobilindustrie. Im Jahr 2010 gegründet, bestehen exzellente Kompetenzen unter anderem in den Geschäftsfeldern Antriebsstrang, Karosserie, Interi- eur, Fahrzeugmontage, Planung, Steuerung und Logistik. Um durch die aktuelle Transformation der Mobilität und die damit verbun- denen Herausforderungen eine wettbewerbsfähige Automobil- produktion zu erhalten, wurde auch der strategische Handlungs- raum der Allianz weiterentwickelt und hat derzeitig seine Schwer- punkte in den Forschungs- und Entwicklungsfeldern: Intelligente Automobil-Produktion; Elektri- fizierung des automobilen An- triebsstrangs; Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft; Globale Wert- schöpfungsketten und Footprint; Bilanzraum Automobil-Produkti- on; Produktionsherausforderun- gen durch autonomes Fahren, Shared Services. Die Allianz autoMOBILproduktion bietet den Zugang zum gesamten Fraunhofer-Potenzial im Bereich Automobilproduktion. Zielgerich- tete Identifizierung, Auswahl und Bündelung der lösungsrelevanten Kompetenzen und der dazu- gehörigen Infrastrukturen, das ist der Anspruch und der Mehrwert für Projekt- partner und Kunden. Damit werden eine interdisziplinä- re Integration bei Forschung und Entwicklung ermöglicht und schnell die benötigten neuen industrienahen Lö- sungen für aktuelle Heraus- forderungen der Automobil- produktion geschaffen. Elektroautos, E-Bikes und -Scooter, autonome Fahrzeu- ge – Deutschland bereitet sich auf eine Verkehrswende vor. Welche Rolle spielt dabei das Automobil? Motorisierte Mobilität wird zu- nehmend anders: multimodaler, flexibler, spontaner und situati- ver. Eines bleibt jedoch gleich, für die Umsetzung werden wei- terhin Fahrzeuge benötigt. Wie diese aussehen, ob sie elektrisch oder durch fossile Brennstoffe angetrieben werden, ob sie au- tomatisiert oder sogar autonom fahren und wann welcher Schritt erreicht wird, ist heute nicht mit Bestimmtheit vorhersagbar. Auch was die Nutzung der Mobilität be- trifft, gibt es vielfältige Konzepte, die in Abhängigkeit von Genera- tionen und geografischen Regio- nen zu unterschiedlichsten Sze- narien führen. Dennoch: Es geht um Fahrzeuge, und diese müssen auch zukünftig produziert wer- den. Automobilproduktion wird dabei verstärkt von vielfältigen Abhängigkeiten gekennzeichnet sein und muss noch weitere Her- ausforderungen meistern: Fach- kräftemangel, Digitalisierung, Diversifizierung, Nachhaltigkeit, globale Wertschöpfungsketten und Ambivalenzen zwischen Mas- senfertigung und Losgröße 1 wir- ken sich massiv auf deren konkur- renzfähige Realisierung aus. Mit welchen Entwicklungen und Projekten kommen Sie angesichts dieser anstehenden Umwälzungen nach Frankfurt? Basierend auf sich daraus erge- benden Herausforderungen, stellt die Fraunhofer-Allianz au- toMOBILproduktion anhand der Technologieplattform des Horch Rennwagens „Silberhummel“ Handlungsoptionen und einen konkreten Lösungsraum vor. So werden neue Entwicklungen für den kosten- und ressourceneffizi- enten Karosseriebau der Zukunft vom Allianz-Mitglied Fraunhofer- Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) ge- zeigt, mit flexiblen Umform- und Fügetechnologien unab- hängig von Losgrößen. Darüber hinaus werden zwei Addenda zu den Themen Wertschöpfungsnetzwerke und Brennstoffzellenfahr- zeuge erstmalig zur IAA veröffentlicht. Diese stel- len anhand der zentralen Automobil-Treiber – Digita- lisierung, Markt, Mensch, Antriebstechnologien – neue Erkenntnisse in diesen Handlungsfeldern dar und entwickeln damit das kürz- lich erschienene und vielbe- achtete Positionspapier der Alli- anz autoMOBILproduktion weiter. Die Fraunhofer-Allianz autoMOBIL- produktion teilt sich einen Gemein- schaftsstand mit weiteren Fraun- hofer-Instituten. Können Sie etwas sagen zu deren Innovationen bei der IAA und zu den Synergie-Ef- fekten, die sich aus dem gemeinsa- men Messe-Auftritt ergeben? Impulse geben für die steigenden Herausforderungen der Automo- bil- und Zulieferindustrie – diese Tradition setzt die Fraunhofer- Gesellschaft auch bei der IAA fort und liefert Antworten auf die He- rausforderungen der Branche: durch wirtschaftliche und nach- haltige Anwendungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Der Fraunhofer-Gemeinschafts- stand mit sieben Instituten aus ganz Deutschland sowie den bei- den Fraunhofer-Allianzen auto- MOBILproduktion und Verkehr zeigen den hohen Stellenwert automobiler Innovationen bei Eu- ropas größter anwendungsorien- tierter Forschungsgesellschaft. Umsetzbare neue industrienahe Lösungen mit Synergieeffekten für den gesamten Mobilitätsbe- reich und Fokus auf Wirtschaft- lichkeit, Nachhaltigkeit und Digita- lisierung zeigen die Relevanz des Themas innerhalb der Fraunhofer- Gesellschaft. Die IAA ist die bedeutendste Au- tomobilmesse in Deutschland und gilt für die Branche als Leitmesse. Auf welche Trends sind Sie persön- lich in diesem Jahr besonders ge- spannt? Die Elektrifizierung des Antriebs- strangs, kombiniert mit einem Energieträger, der aus regene- rativen Quellen gewonnen oder erzeugt werden kann, ist ein ent- scheidendes Erfolgskriterium für die ökologische Wirksamkeit der weltweiten Substitution fossiler Energieträger durch CO 2 -freie Al- ternativen im Fahrzeugbereich. In diesem Zusammenhang bin ich besonders gespannt auf die Verwendung von Wasserstoff als CO 2 -freier Energieträger und des- sen zunehmende Bedeutung in der Strategie führender Fahrzeug- hersteller und Energieversorger. Denn neben den Vorteilen der Brennstoffzelle – schadstofffreie Mobilität und das im Vergleich zum Elektroauto schnelle Tanken – ist auch die Herstellung relativ günstig und ressourcenarm. Doch es gibt auch noch vielfältige Her- ausforderungen auf dem Weg zur wasserstoffbasierten Mobilität, Sicherheitsbedenken etwa, die neuartige produktionstechnische Anforderungen an qualitätsgesi- cherte, gleichförmige Einzelteile und deren Montage erfordern. Auch werden für einen Markt- hochlauf neue Lösungen für eine Massenproduktion und die damit verbundene Automatisierung und das Upscaling benötigt. Schließ- lich fehlt, wie beim Elektroauto auch, die nötige Infrastruktur zum Laden respektive Tanken von Mil- lionen Pkw. Hier bin ich sehr ge- spannt, ob sich die positiven Ten- denzen intensivieren und zu einer Alternative im Fahrzeugbereich etablieren. Wie sieht das Automobil der Zukunft aus? Dieser Frage geht die Fraunhofer-Allianz autoMO- BILproduktion nach. Gleich 16 Fraunhofer-Institute haben sich in diesem Verbund zusammen- geschlossen, um neue Lösun- gen für die Automobilindustrie zu entwickeln. Mobilität werde zunehmend multimodaler und flexibler, sagt Allianz-Sprecher Professor Dr. Matthias Putz. „Ei- nes bleibt jedoch gleich, für die Umsetzung werden weiterhin Fahrzeuge benötigt.“ Wie diese aussehen könnten, erzählt er im Gespräch mit DIEMESSE . Prof. Dr. Matthias Putz, Sprecher der Fraunhofer-Allianz auto- MOBILproduktion Foto: Fraunhofer IWU Die Fraunhofer-Allianz autoMOBILproduktion stellt auf der IAA den Horch Rennwagen „Sil- berhummel“ vor. Foto: Fraunhofer IWU

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