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Innovationen
Wenn das Werkstück zu „sprechen“ beginnt
Mit RFID-Technik ist der Aushärteprozess von Faserverbundbauteilen künftig unter Kontrolle
F
aserverbundbauteile, wie sie
zum Beispiel im Flugzeug-,
Boots- oder Fahrradbau einge-
setzt werden, sind sehr leicht und
halten extremen Belastungen
stand. Diese Composite-Bauteile
bestehen aus einer Verbindung
von Fasern und Harzen, die über
Stunden unter Hitze und Druck
aushärten müssen. Während die-
ses Prozesses ist es noch immer
ein Problem, den Grad der Aus-
härtung zu überwachen. Ein klei-
ner Transponder soll hier künftig
helfen. Ihn zu entwickeln ist Auf-
gabe eines neuen Forschungspro-
jektes, in dem das Faserinstitut
Bremen (FIBRE) und das Bremer
Institut für Produktion und Logis-
tik (BIBA) an der Universität Bre-
men zusammenarbeiten.
„Curing-Transponder“ heißt das
dreijährige Vorhaben (Curing –
Aushärten). Neben dem BIBA und
dem FIBRE sind mehrere Indust-
riepartner an dem Projekt betei-
ligt. Bei seinen Forschungen hat
das Konsortium Glas- und Kohlen-
stofffaserbauteile (GFK und CFK)
im Fokus. Sie setzen an mehre-
ren Punkten entlang deren Ferti-
gungs- und Produktzyklen an und
nutzten die RFID-Technik (Radio
Frequency Identification) als Basis
für eine intelligente Optimierung
von Prozessen. Projektziel ist es,
einen sogenannten „RFID-Curing-
Transponder“ zu entwickeln, der
in Composite-Bauteile integriert
werden kann, um stets aktuell,
online und aus dem Bauteil her-
aus Auskunft über den Aushärte-
grad des Faser-Harz-Systems er-
halten zu können. Möglich wird
das durch eine Messmethode, die
den in das Bauteil eingebetteten
Transponder als Sensor nutzt.
Die Informationen werden so ge-
speichert und bereitgestellt, dass
sie für die Analyse und Optimie-
rung von Fertigungsprozessen
wie zum Beispiel für die Verkür-
zung der Prozesszeiten im Auto-
klav eingesetzt werden können.
Der Autoklav ist ein Druckbehäl-
ter, in dem die Faserverbundbau-
teile bei Temperaturen bis 200° C
und Drücken bis 8 bar über etliche
Stunden aushärten müssen. „Der
RFID-Curing-Transponder muss
also auch unter schwierigsten Be-
dingungen zuverlässig arbeiten“,
sagt BIBA-Wissenschaftler Dipl.-
Wi.-Ing. Marius Veigt.
Die Daten, die über den Herstel-
lungsprozess gesammelt werden,
gehen an ein wissensbasiertes Ex-
pertensystem. Auch dieses wird im
Projekt entwickelt. Es soll später
einmal dazu in der Lage sein, wei-
tere Informationen wie Position,
Temperatur, Bauteilkennzeichnung
und Fertigungsrestriktionen von
verschiedenen Bauteilen in Zusam-
menhang zu setzen und darüber
die Produktionsschritte effizient
steuern können.
„Durch die Möglichkeit, den Aus-
härtegrad zu überwachen, wer-
den sich die Prozesszeiten im Au-
toklav verkürzen lassen“, ist Veigt
überzeugt. „Mit den Entwicklun-
gen in diesem Projekt können zu-
dem auch weitere Prozessschritte
digitalisiert und das gesamte Pro-
duktleben im Sinne von Industrie
4.0 dargestellt werden. Dadurch
ergibt sich nicht nur ein Mehrwert
für die Bauteilhersteller, sondern
unter anderem auch für die Bau-
teilkunden und für die Logistiker.“
Im Autoklav müssen Faserverbundbauteile bei 200° Celsius und Drücken bis 8 bar über Stun-
den aushärten. Ein Transponder soll dies künftig überwachen.
Foto: Haindl Kunststoffverarbeitung
Future Work Lab makes Work 4.0 tangible and offers services
Innovation laboratory for work, people and technology at Fraunhofer Campus in Stuttgart features hands-on demonstrators
In what directions is work devel-
oping? How can we best harness
the potential of new technologies
for our work? As digitalization
transforms processes and servic-
es as well as factory floors, many
new questions arise. The recently
opened Future Work Lab in Stutt-
gart offers answers and innova-
tive approaches to these issues.
Industrial work is changing. Digi-
talization and the intelligent net-
working of people, machines and
objects are coming to knowledge
work, manufacturing work, ser-
vices and the interfaces of all
these. As a response to this de-
velopment, socio-technical work
systems are also changing, as are
work organization and design.
There is a growing need for flex-
ibility and mobility. New forms
or work organization are already
emerging when it comes to the
division of work. For example,
shift workers can coordinate with
each other at short notice via
smartphone, as demonstrated by
Fraunhofer IAO’s “KapaflexCy”
project, which has already been
implemented.
New forms of human-
machine interaction
“This is precisely where our in-
novation laboratory, the Future
Work Lab, comes in,” says Prof.
Wilhelm Bauer, executive direc-
tor of Fraunhofer IAO. “Work is
changing; it’s becoming faster,
more dynamic and more flexible.
This produces new forms of hu-
man-machine interaction. In our
innovation laboratory, we want to
show people this transformation
process using specific demonstra-
tors, so that they can experience
the upcoming change now.”
The Future Work Lab, an innova-
tion laboratory for work, people
and technology, originated under
the direction of Fraunhofer IAO on
the Fraunhofer Campus in Stutt-
gart. In May 2017, it will move to
the nearby ARENA2036 research
campus. In the laboratory, four
institutes pool their expertise
in the area of Industrie 4.0: the
Fraunhofer Institute for Industrial
Engineering (IAO), the Fraunhofer
Institute for Manufacturing En-
gineering and Automation (IPA),
and the University of Stuttgart’s
Institute of Human Factors and
Technology Management (IAT)
and Institute of Industrial Manu-
facturing and Management (IFF).
“Via the next industrial revolution
– Industrie 4.0 – the physical and
the digital world are increasingly
fusing together. New value chains
and worlds of work are emerging
along with a host of opportuni-
ties for companies and their em-
ployees,” says Professor Reimund
Neugebauer, president of the
Fraunhofer-Gesellschaft. “Fraun-
hofer is driving these changes for-
ward with key innovations such
as 5G, machine learning, cogni-
tive systems, greater resource
efficiency, safe human-robot col-
laboration and the sovereignty of
sensitive data.”
The Exo Jacket offers workers support during lif-
ting tasks and overhead work, allowing them to stay
healthier and work longer – a relevant benefit in view
of the ageing workforce.
Photo: Ludmilla Parsyak / Fraunhofer IPA