Motek 2017

•••3••• Interview Roboterprogrammierung per drag & drop DIEMESSE im Gespräch mit Martin Naumann, Roboter-Experte am Fraunhofer IPA Herr Naumann, warum ist die Pro- grammierung von Robotern ver- gleichsweise aufwendig? Um Roboter zu programmieren, ist aktuell spezifisches Robotik- und auch Prozesswissen über die zu automatisierende Aufgabe wie beispielsweise das Bearbeiten oder Montieren erforderlich. Au- ßerdem werden Roboter in her- stellerspezifischen Skriptsprachen programmiert. Auch hierzu sowie zu den Steuerungen und wie die- se im Detail funktionieren ist Ex- pertise nötig, zumal die Produkte der verschiedenen Hersteller alle etwas anders funktionie- ren. Roboterprogrammie- rung ist also meist Sache von Experten. Eine weitere Herausforderung ist, dass die herstellerspezifischen Programmiersprachen das Integrieren von Zusatzfunk- tionen nur schwer möglich machen. Hat ein Unterneh- men also eine etwas spezi- fischere Anforderung an ei- ne Automatisierungslösung mit Robotik, muss es eine Speziallösung umsetzen. Das Fraunhofer IPA hat mit „drag&bot“ eine Softwarelö- sung entwickelt, die die Ro- boterprogrammierung ver- einfachen und intuitiver machen soll. Wie gelingt das? Dies gelingt uns durch eine ganz neue Form der Roboterprogram- mierung: Unsere Software ermög- licht, den Programmablauf in einer grafischen Oberfläche per „drag & drop“ zu erstellen, wie man es von PCs undMobilgeräten gewohnt ist. Hierfür stellen wir Funktionsblöcke bereit, die zum Beispiel eine Robo- terbewegung, das Schließen des Greifers oder das Lokalisieren ei- nes Werkstücks ermöglichen. Anpassungen an den jeweiligen Prozess können Anwender mithilfe sogenannter Wizards, also Einga- behilfen in Form von Plugins, vor- nehmen: Diese helfen demAnwen- der beispielsweise dabei, dass das Programm die Position des Robo- ters direkt übernimmt. Ein ande- rer Wizard bietet die Möglichkeit, Informationen aus der Bildverar- beitung zu nutzen. So können zum Beispiel Schraublöcher mithilfe ei- ner Kamera lokalisiert werden. Der Anwender wählt aus, welche Posi- tion geschraubt werden soll, und klickt diese an. Der Wizard über- nimmt automatisch die Position des Schraublochs. Eine wei- tere Unterstützung bieten unsere „Guides“: Diese Be- dienhilfen unterstützen den Anwender beim Erstellen eines Programms, indem sie ihn Schritt für Schritt durch die einzelnen Schritte führen und dabei alle Informationen abfragen, die zur Programm- ausführung nötig sind. Ein letzter technischer As- pekt: Indem wir zwischen der Robotersteuerung und der Bedienoberfläche eine Abstraktionsschicht einge- führt haben, ist ein modu- larer Aufbau der Software möglich. Dies macht es sehr einfach, neue Funktionen zu integrieren. Welche Vorteile haben mittelstän- dische Unternehmen dadurch? Generell profitieren alle Anwen- der von „drag & bot“, weil die Programmierung eines Roboters keine spezifischen Kenntnisse in der Roboterprogrammiersprache mehr erfordert. Die Software un- terstützt bereits Robotersyste- me mehrerer Hersteller und die Bedienoberfläche sieht immer gleich aus, sodass keine system- spezifische Einarbeitung nötig ist. Hinzu kommt, dass die Funk- tionsblöcke vordefiniert und die Programmabläufe standardisiert sind. So sind einzelne Funktionen und ganze Programmabläufe wie- derverwendbar. Mit der Software adressieren wir insbesondere den Mittelstand. Unternehmen mit kleineren und mittleren Produktionsgrößen ha- ben den Vorteil, dass Roboter in geringerer Zeit und ohne das Hinzuziehen eines Experten pro- grammierbar sind. Außerdem sind Roboter heute noch oft Teil einer Sonderlösung, das heißt, ihr Ein- satz lohnt sich besonders für ei- ne Aufgabe, die über Jahre gleich bleibt. Mit „drag & bot“ hingegen ist ein flexibler Einsatz von Robo- tern für unterschiedlichste Aufga- ben möglich. Eine weitere Softwarelösung aus Ihrem Haus ist „pitasc“, mit der sich verschiedenste Montagepro- zesse automatisieren lassen. Was heißt dies konkret? Mit der Software „drag&bot“ hat das Fraunhofer IPA eine neue Lösung entwickelt, die die Programmierung von Ro- botern vereinfachen soll. „Un- sere Software ermöglicht, den Programmablauf in einer gra- fischen Oberfläche per ‚drag & drop‘ zu erstellen, wie man es von PCs und Mobilgeräten gewohnt ist“, sagt Martin Nau- mann, Leiter der Gruppe Robo- terprogrammierung und -rege- lung am Fraunhofer IPA. Wie dies funktioniert und was das Institut darüber hinaus auf der Motek präsentiert, erläutert er im Gespräch mit DIEMESSE . Flexibler Einsatz Martin Naumann, Leiter der Grup- pe Roboterprogrammierung und -regelung am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Auto- matisierung (IPA) Foto: Fraunhofer IPA Fortsetzung auf Seite 4 Je nach Prozessanforderungen ist „drag & bot“ modu- lar erweiterbar. Foto: Fraunhofer IPA, Rainer Bez Neue Form der Programmierung Schutzart IP65 Lebensmittel- industrie Maximale Korrosions- beständigkeit

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