BAU 2019

••• 7 ••• Interview Bei unseren Ziegeln aus Keramik und echten Lehmen ist es das Ziel, unterschiedliche geometrische Fragen zu beantworten – die Pro- totypen sehen deshalb natürlich etwas wild aus. Es geht darum, an der Außenseite eines Gebäudes eine freie Geometrie zu realisieren und Fragen nach der Verbindungs- technik zu beantworten – etwa mit Blick auf gegenseitiges Ver- kanten. Äußerlich lassen sich die Druckspuren an den extrudierten Ziegeln klar erkennen. Im Ferti- gungsprozess werden Keramik- oder Lehmwürste aufeinander- geklebt und anschließend durch Backen miteinander verbunden. Ziel Ihrer Forschung ist die indivi- dualisierte Fertigung bis hin zur Losgröße 1. Genau, Losgröße 1 ist das Ziel. Um es klarzustellen: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass künftig Häuser komplett aus 3D-gedruck- ten Ziegeln bestehen. Das ergibt schon deshalb keinen Sinn, weil dieser Herstellungsprozess nicht so effizient wie klassische Extru- sion sein wird. Die 3D-gedruckten Ziegel – die wir nur an besonde- ren Stellen einsetzen – werden immer teurer sein. Also wird es eine Kombination beider Verfah- ren geben. Denn klar ist: Die ad- ditive Herstellung stellt nicht die eine finale Lösung für das Bau- wesen dar. Sie ist vielmehr im Gesamtportfolio der möglichen Baukonstruktionen eine neue, sich entwickelnde Herstellungs- variante. Ihr Ziel ist es, 3D-Druck im Bauwe- sen zu etablieren. Welche Heraus- forderungen sind dabei aktuell noch zu meistern? Eine Herausforderung ist es zu- nächst, den 3D-Druck von Bauma- terialien von einem experimen- tellen zu einem vorindustriellen Prozess zu bringen. Geschwin- digkeit und Präzision beim Druck müssen sich ordentlich entwi- ckeln. Ist dies geschafft, steht der nächste Schritt zum preis- lich darstellbaren industriellen Prozess und zur Aufnahme in das Produktportfolio der Bau- industrie an. Gleichzeitig ist auf Abnehmerseite das Verständnis zu schaffen, dass es diese neu- en individuellen Ziegel nun gibt. Letzter Punkt: Der 3D-Druck von Ziegeln muss wiederholbar und nachweisbar in gleicher Qualität funktionieren. Es ist sicherzustel- len, dass 50 Jahre Lebenserwar- tung an solche Komponenten er- füllt werden. Auf der BAU in München stellen Sie die neuesten Forschungsergebnis- se in den Bereichen Fassadenpla- nung und -bau vor, und zwar am 18. Januar auf dem Forum C2 „The Future of Building“. Was steht hier auf Ihrer Agenda? Wir stellen unsere Forschungs- ergebnisse zu dritt vor: Professor Thomas Auer von der TU Mün- chen – Experte für Climate De- sign und Climate Engineering – thematisiert den Energiebereich, auch in der Verbindung einzelner Gebäude im urbanen Kontext. Professor Jens Schneider von der TU Darmstadt präsentiert neue Materialtechnologien im Bereich von Dünnglas und massiven Glas- konstruktionen. Ich werde die beschriebenen Potenziale und Herausforderungen additiver Herstellungsverfahren auf dem Forum thematisieren. Herr Professor Dr. Knaack, vielen Dank für das Gespräch. Ziel der Forscher ist es, mittels 3D-Druck spezielle Sonderbauteile mit außergewöhnlichen Geometrien herzustellen. Foto: TU Darmstadt ENTSCHEIDUNG FÜR QUALITÄT Halle A1 • Stand 441

RkJQdWJsaXNoZXIy NjM5MzU=