••• 7 ••• Branchennews Sichere Überfahrt mit Elektrofahrzeug und Co. Transport alternativ betriebener Fahrzeuge auf RoRo-Fährschiffen Aufladung während der Überfahrt unterstützen. Das Konzept berücksichtigt auch alternativ betriebene Fahrzeuge. Erschwerte Löschsituationen Die Nutzung umweltfreundlicherer Kraftstoffe wird vorangetrieben. Entsprechend werden künftig mehr alternativ betriebene Fahrzeuge auch auf RoRo-Fährschiffen befördert. Der Transport erfolgt meist auf geschlossenen Fahrzeugdecks. Dadurch ergeben sich neue Gefahrenpotenziale, wie verschiedene Unfälle zeigen: Im Februar ging das Transportschiff Felicity Ace in Flammen auf und sank. An Bord waren rund 4000 Fahrzeuge, darunter zahlreiche Plug-in-Hybride und rein elektrisch angetriebene Elektroautos, deren Lithium-IonenBatterien die Brandbekämpfung erschwerten. Die Batterien einer unbekannten Anzahl von Elektrofahrzeugen hatten Feuer gefangen. Bereits Ende 2011 kam es zu dem Brand eines elektrisch betriebenen Nissans auf dem Fahrzeugdeck der Fähre Pearl of Scandinavia. Gemäß dem Untersuchungsstand brach das Feuer während des Aufladeprozesses aus. Die Reederei untersagte daraufhin das Laden während der Überfahrt. Vorfälle wie dieser gaben den Anstoß für die Verbundpartner, sich im Rahmen eines Projekts mit Lösungen für eine größere Verkehrssicherheit alternativ betriebener Fahrzeuge auseinanderzusetzen. „Neben konventionellen Fahrzeugen müssen seit einiger Zeit gasbetriebene und elektrisch angetriebene Fahrzeuge vermehrt auf RoRo-Schiffen transportiert werden. Dies erfordert neue Sicherheitskonzepte an Bord. Handlungsbedarf besteht insbesondere durch die speziellen Bedingungen auf Fährschiffen wie sehr eng geparkte und schwer zugängliche Fahrzeuge, eine erhöhte Gefahr der Brandausbreitung, unwägbare Wetterbedingungen, Schiffsvibrationen und vieles mehr“, sagt Lerke Thiele, Wissenschaftlerin am Fraunhofer FKIE. Gemeinsammit ihren Kollegen, darunter Nina Rößler sowie Partnern aus Industrie und Forschung widmete sie sich daher im Projekt ALBERO Konzept- und Technologieentwicklungen für die sichere Integration von alternativ betriebenen Fahrzeugen in den RoRo-Fährverkehr. „Die Analyse eines Projektpartners hat gezeigt, dass die Gefahr des Brandübertritts auf die Umgebung bei E-Autos höher ist als bei konventionellen Fahrzeugen. Auch die Gefahr von Gesundheitsschäden von Einsatzkräften und Personen in der Nähe ist komplexer. Bei Fehlfunktionen der Batterie können bei Bränden toxische Gase freigesetzt werden“, erläutert Nina Rößler. Stell- & Ladeplätze Im Projekt wurden batteriebetriebene Fahrzeuge und alternative Kraftstoffe wie Erdgas (flüssiges und komprimiertes) sowie Autogas und Wasserstoff berücksichtigt. In demvomBMBF geförderten Vorhabenwurden technische, strukturelle und organisatorische Maßnahmen entwickelt, die den sicheren Transport und eine sichere Aufladung während der Fahrt ermöglichen sollen. Neben geeigneten Vorsortierungskonzepten beim Boarding wurden spezielle Stell- und Ladeplätze mit innovativen Gefahrendetektions- und Sicherheitssystemen konzipiert. Es wurden Empfehlungen für die Platzierung der Fahrzeuge an Bord sowie Visualisierungen der Standorte und Antriebsarten für die Crew auf der Brücke erstellt. Das Branderkennungs- und Brandlöschkonzept berücksichtigt Erkennungssysteme wie Gassensorik, Temperaturüberwachung und unterschiedliche, auf alternativ betriebene Fahrzeuge maßgeschneiderte Brandbekämpfungstrainings. Informationssystem LoMoSS Beim Erstellen der Konzepte mussten viele Aspekte bedacht werden: Wie erkennt man ohne einheitliche Kennzeichnung alternativ betriebene Fahrzeuge? Wie erfasst man die Antriebsart der Fahrzeuge? Welche Eigenschaften zeichnen sie aus?Wie viel Stromsteht zur Verfügung?Wie viele Ladepunkte mit welcher Leistung sind möglich? Welche Gefahrendetektion eignet sich für welche Antriebsart? Welche Vor- und Nachteile bieten die verschiedenen Decks, was präventiveMaßnahmen und die Brandbekämpfung betrifft? „Die optimale Positionierung und Brandprävention von alternativ angetriebenen Fahrzeugen ist komplex. Unsere Aufgabe war es, den Boarding-Prozess zu spezifizieren und darauf aufbauend ein Vorsortierungskonzept im Hafen zu entwickeln. An Bord fließen relevante Informationen in das von uns entwickelte InformationssystemLoMoSS (Load Monitoring Support System) ein. Dieses System zur Lagedarstellung inklusive Entscheidungsunterstützung haben wir in Form von Demonstratoren umgesetzt und evaluiert. Ein wichtiger Aspekt ist, dass in LoMoSS durch Selbstauskunft der Passagiere die Antriebsart des Fahrzeugs im Buchungssystem vermerkt und mit dem Fahrzeug-Kennzeichen verknüpft wird. Bei Gefahr lässt sich darüber hinaus der Besitzer oder die Kabinennummer ermitteln – eine Anforderung, die Ladeoffiziere als besonders wichtig kommunizierten“, erläutert Thiele. „In unseren Tests wurde die Usability von den Probanden, Kapitänen und Offizieren von Fährschiffen, als durchweg gut bewertet. Das bedeutet, dass sie die ihnen gestellten Aufgaben mit dem System vollständig, mit wenig Aufwand und zufriedenstellend erledigen konnten«, so Thiele. Als nächsteswollen die Forschermit LoMoSS die exakten Parkpositionen automatisiert erfassen. Ein Industriepartner hat bereits Interesse an der Entwickung gezeigt. Benutzeroberfläche des Informationssystems LoMoSS Foto: Fraunhofer FKIE Fortsetzung von Seite 1 PASSION FOR TECHNOLOGY.
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