ALUMINIUM 2018

•••3••• Interview Aluminium: Wichtiges Material der Zukunft DIEMESSE im Gespräch mit Dr. Alexa A. Becker, Geschäftsführerin des VOA Frau Dr. Becker, der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium (VOA) ist auf der Alu- minium in Halle 12, Stand G 35 zu finden. Welche Schwerpunkte set- zen Sie dieses Jahr in Düsseldorf? In diesem Jahr stehen für uns die Ausbildung und die Fachkräfte- sicherung im Vordergrund. Des- halb zeigt der VOA anhand von spannenden Exponaten die ganze Bandbreite an Produkten seiner Mitgliedsunternehmen. In der Oberflächenveredelungsindustrie besteht die Möglichkeit, in Unter- nehmen tätig zu sein, die globale Lieferketten bedienen und in de- nen es möglich ist, einerseits tech- nisch und digital zu arbeiten, aber auch die persönliche künstleri- sche Begabung mit einzubringen. Die mit der Produktion einher- gehende Qualitätssicherung ist ebenfalls ein interessantes The- ma, bei dem wir als Generallizenz- nehmer international anerkannter Qualitätszeichen wie Qualanod, Qualicoat, Qualideco und Qua- listrip sozusagen aus dem Näh- kästchen plaudern können. Wir freuen uns jedenfalls darauf, viele Interessierte der Oberflächenver- edelungsbranche kennenzulernen und über das immense Spektrum des Industriezweigs zu informie- ren. Üblicherweise wird die Oberfläche von Aluminium mittels Anodisa- tion veredelt. Welche Verbesse- rungen und Einsatzgebiete dieser Technik sind für die industrielle Fertigung zukünftig zu erwarten? Gehen Sie einmal mit der „Alumi- nium-Brille“ durch Ihren Alltag, dann kennen Sie das Riesenspekt- rum an Einsatzgebieten für Alumi- nium: angefangen bei der Kanne für den Morgentee, den Blenden und der Spiegelumrandung im Bad, den Fassaden und Fenstern der Häuser, bis hin zu den Felgen der Verkehrsmittel, dem Smartphone und den Mo- nitoren im Büro – um nur mal so einen Tagesbeginn abzubilden. Aluminium ist eines der wichtigen Materi- alien der Zukunft. Allerdings kann Aluminium nur dann zum Einsatz kommen, wenn es eine entsprechende Oberflächenveredelung be- kommt. Und an dieser Stelle kommen die VOA-Mitglieds- unternehmen ins Spiel. Zur Technik: Die Anodisation ist genauso möglich wie die Be- schichtung. Im Bereich der indus- triellen Fertigung geht der Trend zur energie- und umweltbewuss- ten Fertigung, die Umwelt und Ressourcen schont. Die Branche arbeitet daran, die Prozesse künf- tig noch sicherer und nachhalti- ger zu steuern, für mehr Effizienz und um stets die gleiche Qualität für den Kunden reproduzieren zu können. Einen besonderen Fokus legt der VOA auf den Digitalisie- rungsprozess, der ja im Grun- de noch in den Kinderschuhen steckt. Diese Messe wird uns viel- leicht schon Ideen dazu liefern, welche Prozesse möglicherweise auch sinnvoll von Robotern unter- stützt werden können. Die Wissenschaft forscht schon lange an Verfahren zur Oberflä- chenveredelung mit Laser. Noch ist die Technologie recht kostspie- lig, wo sehen Sie zukünftige An- wendungsmöglichkeiten? Die Technologien entwickeln sich immer weiter fort. Das beobach- ten wir natürlich auch in der Ober- flächenveredelungsindustrie. Es wird sich zeitnah die Frage stel- len, ob Laser wirklich für ein brei- tes Anwendungsgebiet effektiv in der Masse eingesetzt werden kön- nen, wie herkömmliche Verfahren es ermöglichen. Ich denke hier zu- nächst an besonders präzise und spezielle Anwendungsgebiete, wie wir sie in der Medizintech- nik sowie in der Luft- und Raum- fahrt kennen. Letztlich werden die Machbarkeit und der Preis am Markt entscheiden. Auch in der Medizintechnik kommt Aluminium zum Einsatz, zum Bei- spiel in der Veredelung von Prothe- sen oder Implantaten, um deren Lebensdauer zu erhöhen. Was ist auf diesem Gebiet heute machbar? Die Erhöhung der Lebensdauer in dem Bereich von Prothesen und Implantaten wird eine größere Rolle spielen oder gar die schnel- le Produktion oder Austauschbar- keit von Produkten. Auch das wird der Markt entscheiden. Grund- sätzlich sind die Themen in die- sem Gebiet der Korrosionsschutz sowie verbesserte mechanische und chemische Eigenschaften der Oberfläche, beispielsweise eine bakterienabweisende Schicht. Vielleicht wird sich in der Zukunft herauskristallisieren, dass mit den Produkten und den Oberflächen der immer stärker werdenden In- dividualisierung der Produk- te im Bereich der Medizin- technik Rechnung getragen werden kann, beispielsweise durch Farben oder Oberflä- chenstrukturen. Bei Lebensmittelverpackun- gen aus Aluminium stellen sich Verbraucher oft die Fra- ge, wie groß die Gefahr ist, dass Aluminiumionen in die Nahrungsmittel übergehen. Wie lässt sich dies durch in- novative Beschichtungsver- fahren verhindern? Die Beschichtung von Lebensmit- telbehältnissen aus Aluminium erfolgt in der Regel mit speziellen Pulvern, die besonders lebensmit- telecht und möglicherweise auch bakterienabweisend sind. Auch nehmen funktionelle Oberflächen eine zunehmend größere Rolle ein, da der Lebensmittelmarkt internationaler wird und damit in unterschiedlichste Klimazonen der Welt mit der gleichen Qualität aus der gleichen Produktionsstät- te beliefert werden soll. Bei der Wiederverwertbarkeit ist an eine optimale und leichte Möglichkeit der Reinigung zu denken, die bei beschichteten Oberflächen mit- tels Reinigungsmitteln im rich- tigen pH-Bereich gewährleistet wird. So sorgt auch die Oberflä- chenveredelungsindustrie mit da- für, dass der Verbraucher überall auf der Welt Produkte in Alumi- niumgefäßen genießen kann. Am letzten Messetag, 11. Okto- ber, wird es auf der Aluminium erstmals einen „Career Day“ zur Beschäftigung in der Aluminium- industrie geben. Ihr Verband hat dazu als Referenten einen Berufs- schullehrer eingeladen. Was wol- len Sie damit erreichen? Das Thema Fachkräftemangel be- schäftigt unsere Mitglieder und die gesamte Branche. Wir waren der Meinung, dass gerade Berufs- schullehrer eine besondere Per- spektive auf das Thema „Ausbil- dung gegen Fachkräftemangel“ haben. Sie kennen die Bedürfnis- se, Schwierigkeiten und Chancen ihrer Schüler teilweise besser als die Betriebe. Außerdem legt der VOA großen Wert darauf, dass die Ausbildung in den Berufen rund um die Oberflächenveredelung in den Fokus der Öffentlichkeit und Messebesucher gerückt wird. Der Kontakt zu den Schulen ist dem VOA wichtig, um schon hier den Grundstein für das Berufs- leben in der Oberflächenverede- lungsindustrie zu legen. Auch deshalb hat der VOA das Projekt „Motivation for Future Profes- sionals“ ins Leben gerufen. Hier besuchen wir die Gewerblichen Schulen, sind Sponsor für einen Tag Motivationstraining für die Schüler und stellen den Verband und seine wichtigen Aufgaben in der Industrie vor. Das kommt bei Schülern und Lehrern ebenso gut an wie bei den Mitgliedern des VOA und ist Teil des vom Vorstand entwickelten Konzepts zur Fach- kräftesicherung in der Branche der Oberflächenveredelung. Die Messe Aluminium gilt als Leis- tungsschau der Branche. Auf wel- che Innovationen sind Sie in die- sem Jahr besonders gespannt? Von Haus aus natürlich auf inno- vative Veredelungseigenschaften. Und da die Oberflächenverede- lungsindustrie den Grundwerk- stoff benötigt, sind wir besonders gespannt auf die Weiterentwick- lung von Aluminiumlegierungen. Weitere wichtige Themen sind Innovationen im Bereich Entla- ckungsmethoden sowie Recycling des Grundwerkstoffs und die mit diesem Prozess einhergehenden Folgen für die Oberflächenverede- lung. Auch die Weiterentwicklung von Niedrigtemperaturlacksyste- men zur Energieeinsparung ist für uns sehr interessant. Darüber hin- aus blicken wir mit Spannung auf die Entwicklung neuer Färbeme- thoden zum Eloxieren von Alumi- nium. Nicht verhehlen möchte ich, dass selbstheilende Lacke sowie farbverändernde Partikel in La- cken Innovationen versprechen. Aluminium hat Zukunft, sagt Dr. Alexa A. Becker, Geschäftsfüh- rerin des Verbands für die Ober- flächenveredelung von Alumi- nium e. V. (VOA). Aber damit der Werkstoff sein Potenzial entfal- ten kann, muss die Oberfläche veredelt werden. Und was Alu dann alles kann, erzählt sie im Gespräch mit DIEMESSE . Dr. Alexa A. Becker, Geschäfts- führerin des Verbands für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. (VOA) Foto: VOA VOA-Geschäftsführerin Dr. Alexa A. Becker im Fachgespräch Foto: VOA

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