REHACARE 2017

•••2••• Messewelten Menschen mit körperlichen Behinderungen können dank verschiedener Prothesen fast jeden Sport treiben, wie hier Tisch- tennis. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann Exoskelette haben Potenzial Cybathlon Experience meets Rehacare 2017 D er Markt für Exoskelette steckt noch in den Kinderschuhen und wächst aktuell sehr stark. Die Entwicklung der Systeme ist noch lange nicht ab- geschlossen. Einen Eindruck von ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit, aber auch von den Grenzen bietet auf der Rehacare 2017 vom 4. bis 7. Oktober in Düsseldorf die Cyba- thlon Experience der Eidgenös- sischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) in der Messe- halle 4. Hinter diesem Eventfor- mat stehen Show-Wettkämpfe, bei denen Menschen mit körper- lichen Behinderungen unter ande- rem unterstützt von Exoskeletten auf Hindernis-Parcours alltägliche Aufgaben bewältigen. Biologisches Prinzip Der Begriff Exoskelett kommt aus der Biologie. So heißen die Stütz- strukturen der Körper von Insek- ten. Überträgt man das Prinzip auf den Menschen, entstehen angetriebene Or- thesen, die am Körper befestigt werden und ein großes Potential für die Rehabi- litation freisetzen: Technische Exoskelet- te können gelähmte oder geschwächte Patienten bei alltäglichen Bewegungen unterstützen. Zurzeit entstehen viele neue spezialisierte Exoskelett-Firmen, aber auch etablierte Firmen im Medi- zintechnikbereich beginnen sich mit der neuen Technologie zu beschäftigen. Einsätze in der Therapie Erste Exoskelette für den Therapieein- satz in Krankenhäusern kamen um das Jahr 2000 auf den Markt. Rund zehn Jahre später folgten auch Systeme für die persönliche Unterstützung von Men- schen mit Querschnittslähmung. Vor allem in der Therapie, vereinzelt aber auch bei Privatanwendern sind inzwi- schen weltweit Hunderte dieser Geräte im Einsatz. Der am schnellsten wachsen- de Anwendungsbereich ist die Industrie. Dort werden Exoskelette seit 2015 unter anderem zum Heben und Transportieren schwerer Lasten eingesetzt. Beim Cybathlon 2016 traten sieben Pilo- ten mit komplett gelähmten Beinen auf dem Exoskelett-Hindernisparcours an. Dabei zeigten sich die Fähigkeiten der Assistenzsysteme, aber auch ihre Gren- zen: Einige Hindernisse konnten nicht von allen Exoskeletten gemeistert wer- den, was den Teilnehmern in Rollstühlen problemlos gelang. Außerdem war die körperliche Anstrengung den Piloten deutlich anzusehen. Im nächsten Schritt wird es deshalb darum gehen, die Alltagstauglichkeit der Geräte zu verbessern, sie robuster, sicherer und leichter zu machen. Zwei Schweizer Cybathlon-Teams haben sich zu diesem Zweck zusammengefunden. Das Exoskelett-Team VariLeg der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und das Rollstuhl-Team HSR Enhanced der Hochschule für Technik Rappers- wil (HSR) planen für den Cybathlon 2020 das gemeinsame Rennteam VariLeg Enhanced. Ergänzende Konzepte Die HSR untersucht auch Konzep- te zur Teilunterstützung von Hüft- und Kniegelenken, die teilweise gelähmte oder geschwächte neu- rologische Patienten beim Gehen und Aufstehen unterstützten. Durch geschicktes Verlegen von Kabelzügen können die Antriebe weiter vom unterstützten Gelenk entfernt platziert werden. Dies ermöglicht eine deutlich schlan- kere Bauform des Gerätes, die auch im Namen „Exosuit“ zum Ausdruck kommt. Für Menschen mit vollständig gelähmten Beinen ist der „Exosuit“ allerdings kein geeignetes Fortbewegungsmittel. Eines Tages wird es vielleicht möglich sein, fle- xible Exosuits mit leichten Exoskeletten zu kombinieren. Um Exoskelette breiteren Bevölkerungs- schichten verständlich zu machen, wird noch in diesem Jahr der „Educational Exoskeleton“, kurz EduExo genannt, auf den Markt kommen. Es handelt sich da- bei um einen Exoskelett-Lernbaukasten, der es ermöglicht, das Feld interaktiv zu erkunden und dabei fundiertes Fachwis- sen in den erforderlichen Disziplinen zu erlernen. Zielgruppe sind Schüler, Stu- dierende, Lehrkräfte, Bastler und alle, die sich informieren wollen. Für Kinder bietet die Rehacare spezielle Hilfsmittel. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann Mobility: scooters and wheelchairs Mobility will be a major topic at Rehacare. More than 200 interna- tional exhibitors, for example, will be presenting wheelchairs, mobi- lity scooters and walking aids. The overview will be occupying most of the event’s halls. The product range will be complemented by unique car show for rehabilitation products. On 850 square metres of space in Hall 6, 21 vehicle-con- verting companies will be presen- ting the technical possibilities for adapting motor vehicles to almost any type of disability. In addition to the core segments mobility, daily living aids, commu- nications and care equipment for people with sensory disabilities, the trade fair will be offering pro- ducts for barrier-free living, leisu- re and travel along with a broad range of the sports available to the disabled and elderly. Around 60 exhibitors will be presenting equipment and tools for inpatient and outpatient care. Kongress: Wir fürs Quartier Der Rehacare-Kongress „Wir fürs Quartier“ geht am Freitag, 6. Ok- tober, im Congress Center Düssel- dorf Süd in die zweite Runde. So- zialdienstleister, Vertreter aus Kommunen, Wohnwirtschaft und organisierter Bürgerschaft tref- fen sich zum Erfahrungsaustausch und suchen unter Leitung des Ku- ratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) nach Wegen für eine erfolg- reiche, altengerechte Quar- tiersentwicklung. Der Fokus rich- tet sich dabei dieses Jahr auf die Finanzierbarkeit von Quartiers- modellen. In den Hauptvorträgen und an den Thementischen wer- den wirtschaftliche Aspekte und Geschäftsmodelle im Quartier be- leuchtet. Auf einem begleitenden „Quartiersmarkt“ informieren Aussteller aus den Bereichen So- zialwirtschaft, Wohnwirtschaft und Finanzdienstleister über diese Themen. Der Kongress geht über Einzelthemen wie barrierefreies Bauen, alternative Wohnformen, Verbesserungen in der Pflege etc. hinaus. Planung und Umsetzung ganzheitlicher Maßnahmen zur nachhaltigen Quartiersentwick- lung erfordern die Kooperation aller Beteiligten.

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