INTERSCHUTZ 2022

•••8••• Branchennews Die Überlastung ist allgegenwärtig Rettungsdienst ist „behandlungsbedürftig“ Der Rettungsdienst in Deutschland ist dringend „behandlungsdürftig“. Nach Feststellung von Experten ist ein erheblicher Teil aller Einsätze von Rettungswagen unnötig. Mancherorts haben die Retter die Grenzen ihrer Kapazität erreicht. „Das Thema muss dringend in Angriff genommen werden“, sagten Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Feuerwehren im Rettungsdienst (AG FReDi), des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) nach einemBesuch der Messe RETTmobil in Fulda. Die Gründe für die Zuspitzung der Situation, so wurde betont, sind vielfältig. Neben der Pandemie, die zu einer Veränderung in der Bevölkerung geführt habe, seien beispielsweise auch demografische Faktoren ausschlaggebend. Ferner spiele eine gewisse „Vollkaskomentalität“ in der Bevölkerung eine Rolle, und auch der Kassenärztliche Bereitschaftsdienst unter der bundesweiten Telefonnummer 116 117 sei häufig schwer erreichbar. „In solchen Fällen wird dann oft die Notrufnummer 112 gewählt – auch, wenn es sich nur um eine Bagatelle handelt“, bedauer t AG FReDi -Sprecher Jörg Wackerhahn. Die AG ist ein Teil der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland (AGBF Bund). „Nur schwer können die Disponenten in den Leitstellen den Erfahrungen zufolge aus der Ferne feststellen, welches das geeignete Rettungsmittel ist“, erklärt Wackerhahn. Inzwischen gibt es in einzelnen Regionen unterschiedliche Lösungsansätze – unter anderem mit einem Tele-Notarzt, der die Kräfte am Einsatzort unterstützt. Als erfolgversprechend erweist sich auch die Arbeit eines Gemeindenotfallsanitäters. Er wird in bestimmten Fällen zum Patienten geschickt, um vor Ort zu entscheiden, ob der Hilfesuchende vor Ort behandelt werden kann, per Kranken- oder Rettungswagen in die Klinik gebracht oder vom Notarzt versorgt werden muss. „Auf keinen Fall kann die Lösung des Problems sein, mehr Rettungswagen zu fordern“, sagt DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. „Vielmehr muss nach zuverlässigen Möglichkeiten gesucht werden, niederschwell ige Hi l ­ feersuchen von echten Notfällen unterscheiden zu können“, erläutert Banse. vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner sieht dabei als wichtige Aufgabe die Förderung der Selbsthilfefähigkeit in der Bevölkerung. „Das könnte schon in den Schulen mit Pflichtunterricht in Erster Hilfe beginnen“, so Aschenbrenner, „aber zunächst muss auch das Bewusstsein dafür gefördert werden. Vielleicht hat die Pandemie so gesehen sogar einen Anstoß im Sinne eines funktionierenden Bevölkerungsschutzes gegeben.“ Darüber hinaus setzt Aschenbrenner große Hoffnungen in die Digitalisierung und auf „Künstliche Intelligenz“, die bei der Bewertung von Notrufen und Ressourcensteuerung wichtige Entscheidungshilfen liefern können. Auf der diesjähr igen INTERSCHUTZ wollen die Organisationen die Problematik des überlasteten Rettungsdienstes weiter beleuchten und die Lösungsmöglichkeiten vertiefen. Digitalisierung soll bei der Bewertung von Notrufen helfen und Rettungskräfte entlasten Foto: Pixabay INTERSCHUTZ-Abschlusstag Motorradtreff & Oldtimer-Parade Die Oldtimer-Parade und der Motorradtreff am INTERSCHUTZSamstag - diese Demonstration dürfte nicht nur in Hannover Seltenheitswert haben. Am 25. Juni 2022 werden rund 50 Feuerwehrautos in einem langen Korso durch Hannover fahren. Das Besondere: Zusammen dürften sie rund 2 000 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben. Denn bei der Kolonne, die sich am Vormittag von der INTERSCHUTZ aus auf den Weg in die hannoversche Innenstadt und nach einer Verschnaufpause vor demNeuen Rathaus wieder zurück auf das Messegelände macht, handelt es sich um das große Treffen historischer Feuerwehrfahrzeuge imRahmen des 29. Deutschen Feuerwehrtages. Aber nicht nur Fahrzeuge von gestern und vorgestern sind unterwegs: Die Oldies treffen zusammen mit den motorradfahrenden Feuerwehrleuten „Red Knights“ (International Firefighters Motorcycle Club): Tradition trifft Moderne. „Gleich zur Eröffnung des letzten INTERSCHUTZ-Tages werden die teilnehmenden Fahrzeuge auf dem Messegelände den Besuchern zur Besichtigung bereitstehen“, verspricht Thomas Ruß vom Landesfeuerwehrverband Niedersachsen, der das Ereignis als Projektleiter für den Deutschen Feuerwehrverband (DFV) organisiert. „Am späten Vormittag ist dann der Start in Richtung Innenstadt geplant.“ Fest steht schon jetzt: „Die Zuschauer werden ganz auf ihre Kosten kommen“, verspricht der Organisator und nennt ein paar Beispiele. Unter den „Oldies“ ist unter anderem ein 60 Jahre alter Mercedes Benz 180 C, der als Einsatzleitwagen ELW 1 einst dem hannoverschen Feuerwehrchef bis August 1969 zur Verfügung stand. Heute befindet sich das schmucke Fahrzeug im Privatbesitz inWestdeutschland. Auch eine Drehleiter, DL 25, von Klöckner-Humboldt-Deutz legt Zeugnis davon ab, mit wieviel Liebe und Sorgfalt, aber auch historischem Verständnis ihrer Besitzer die Fahrzeuge gepflegt werden. Das gilt auch für ein Hanomag LF 88 aus demJahr 1954. Ebenfallsmit von der Partie ist ein historisches Ford Transit-Kleinlöschfahrzeug der FeuerwehrWedemark aus demJahr 1963, das noch vor drei Jahrender PartnerFeuerwehr im französischen Roye einen Freundschaftsbesuch abstattete und 1 400Kilometer bewältigte. Auch der Besitzer eines knapp 60 Jahre alten Tanklöschfahrzeugs TLF 16 aus Bayern macht sich keine Sorgen über den längerenAnfahrtsweg nach Hannover. Er will sogar in Lederhose am Lenkrad sitzen. Andere Teilnehmer haben angekündigt, der Veranstaltung in historischen Kostümen zusätzliches Flair zu geben. „Ebenso wie die Oldies werden aber auch die Motorräder der Red Knights ihre Fans finden“, ist sich Thomas Ruß sicher. Bei den Red Knights handelt es sich um den größten Feuerwehr-Motorradclub weltweit. Der Verein wurde 1982 in Boylston (Massachusetts) in den USA gegründet. Wie er auf seiner Webseite mitteilt, gibt es mittlerweile weltweit etwa 480 Einzelverbände – sogenannte Chapter – mit mehr als 10 000 Mitgliedern. In Deutschland sind demnach derzeit 31 Chapter mit etwa 500 Mitgliedern aktiv. Tradition trifft Moderne – auch auf der INTERSCHUTZ Foto: Pixabay

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