IMM 2020

•••3••• Interview „Flexible Nutzung beginnt im Kopf“ DIEMESSE im Gespräch mit Dipl.-Ing. Katrin de Louw, Gründerin von Trendlter Welche Zielgruppen möchten Sie mit der Ausstellung Future Inte- riors erreichen? Ziel ist es, international das Pro- fil für Einrichtung aus Deutsch- land zu schärfen und ausländi- sche Besucher anzusprechen: Möbelhandel, Projekteinrichter, Innenarchitekten. Gleichzeitig wird auch den deutschen Be- suchern bei einem Besuch be- wusst werden, was uns von an- deren Ländern unterscheidet. Was zeichnet Produkte „desig- ned in Germany“ aus – wenn man das so sagen kann? Bei unserer Analyse stellten sich fünf Aspekte heraus, die bei deutschem Design eine beson- dere Rolle spielen: Multifunkti- onalität, Ecological Materials, Universal Design, Long-Living Quality und Sustained Colors. Deswegen werden alle fünf The- men an den Wänden mehrspra- chig erläutert und erklären dem Besucher die Stärken deutschen Designs in der Einrichtung und warum diese fünf Aspekte zu- kunftsweisend sind – und vor allem eines: nachhaltig! Warum müssen Möbel in Zukunft multifunktional sein? Um die Lebensdauer eines Mö- bels möglichst lang zu halten, ist eine flexible Nutzung notwen- dig, die mich in meinem Leben mit wechselnden Bedürfnissen begleitet. Zusätzlich führt die Verknappung des Wohnrau- mes im urbanen Kontext dazu, dass wir solche Multifunktiona- litäten verstärkt suchen als Lösung für langlebi- ge Einrichtung. Flexible Nutzung beginnt im Kopf und kann zum Beispiel durch clevere Funktions- beschläge in Serie gehen. Auf der Fläche sehen wir etwa ein zunächst eher unscheinbares, kleines Sofa der Firma Bali, wel- ches dann doch mit seiner Wandlungsfähigkeit über- rascht. Aber wir hinterfra- gen auch streng einseitige Nutzungsrituale nach dem Motto: Inwieweit ist ein Esstisch heute noch ein Esstisch oder doch auch etwas anderes, wie zum Beispiel Arbeits- und Familienspieltisch? Es zeigt sich, dass Multifunkti- onalität für den Käufer einen echten Mehrwert darstellt und im Zuge des gesellschaftlichen Wandels an Bedeutung gewin- nen wird. Sehen Sie eine Veränderung in der Akzeptanz für Möbel, die unter dem Aspekt des Universal Designs entwickelt worden sind? Nein, umgekehrt: Ich glaube, dass Universal Design sich neu erfinden muss und Produkte für die ältere Generation attraktiv und auf die Höhe der Zeit brin- gen muss. Neben dem Down- aging, das in unserer Gesell- schaft stattfindet, sind ältere Generationen auch mobiler und online aktiv. Mode ist zwar nicht relevant für diese Zielgruppe, Zeitgeist und Design aber sehr wohl. Was verstehen Sie unter Long-Li- ving Quality und wie wichtig wird das Thema Nachhaltigkeit beim Möbelkauf werden? Die in Deutschland produzierten Möbel weisen einen enorm ho- hen Standard aus – vom Mate- rial über Beschläge und Zusatz- funktionen bis zur Verarbeitung. Die Lebensdauer in Deutschland produzierter Möbel ist weltweit führend. Das Thema Nachhal- tigkeit gewinnt weltweit an Be- deutung, denn wir sitzen alle auf dem gleichen Planeten. Natürlich sind Grundbedürfnisse für die Menschen vorrangig, aber wer sich eine Einrich- tung leistet, wird zuneh- mend nach Umweltaspek- ten schauen. Materialität gewinnt zum Beispiel in den nächsten Jahren stark an Bedeutung. Die deutschen Hersteller und auch Kon- sumenten setzen wieder mehr auf Echtholzprodukte, insbesondere auf Massiv- holz. Dabei steht regionale Holzgewinnung im Fokus. Wir sehen also heimische Holzarten. Für den Konsu- menten wird Nachhaltigkeit immer wichtiger, das sehen wir in der Lebensmittelindustrie, wo Bio und Fairtrade Marktantei- le gewinnen. Möbel kaufen wir nicht so häufig ein, und es ist an uns allen, den Mehrwert ökologi- scher und nachhaltiger Produkte zu transportieren. Sie haben mit Colornetwork ei- ne „Sustained Color“ – also ei- ne nachhaltige Farbe – mit dem Namen „be rooted! ® “ definiert. Wie setzen Sie eine eher dunkle Farbe wie „be rooted! ® “ auf der Sonderschau ein? „be rooted! ® “ bildet das Farb- konzept, deshalb ist es dunkel. Aber dunkle Ambiente gewinnen auch an Bedeutung. Auf der Son- derschau macht es zusätzlich die Möbel edel und emotional in der Präsentation, da wir über Licht die Augen lenken. Das COLORNET- WORK ® feiert Weltpremiere auf der imm 2020. Das erst im Jahr 2019 ge- gründete Netzwerk namhafter Un- ternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, über nachhaltige Farben zu sprechen, die Sustained Colors. In einem Expertengremium wird jedes Jahr eine solche langlebige, zeitlose und kombinationsfreudige Farbe gewählt, die dann den Her- stellern für ihre Produktentwick- lung als Muster zur Verfügung ge- stellt wird. Eine „Sustained Color“ liegt im Zeitgeist des kommenden Jahrzehntes, passt sich neuen Ein- richtungsideen an und spielt sich nicht in den Vordergrund, sondern begleitet die Ideen der Innenarchi- tekten. Die Sonderschau „Future Inte- riors – designed in Germany“ beschreibt die Stärken deut- schen Designs im Kontext ge- sellschaftlicher Megatrends und zeigt dabei eine Auswahl aktueller Produkthighlights in inspirierender Atmosphäre. DIE MESSE im Gespräch mit Katrin de Louw, Gründerin von Trend- filter und Kuratorin der Sonder- schau. Dipl.-Ing. Katrin de Louw. Foto: Trendfilter Multifunktionalität und langlebig Sustained Color „be rooted! ® “ Viele Firmen sind mit multifunktionalen Möbeln wie diesem Raumteiler vertreten. Foto: Sudbrock Bekannte Aussteller auf der Sonderschau Foto: Koinor

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