IFFA 2022

•••2••• Branchennews Die Verpackung der Zukunft Umweltfreundlich, sicher und haltbar Eine Studie des Konsumforschungsunternehmens Nielsen aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass 71 Prozent der deutschen Verbraucher Verpackungen bevorzugen, die mit wenig Material auskommen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie des Ver packungsher s tel ler s Amcor aus dem November 2021. Befragt wurden 12.000 Verbraucher aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Australien, China und Brasilien. 76 Prozent erklärten, dass sie mehr recyceln wollen und dass die Recyclingfähigkeit das wichtigste Nachhaltigkeitsmerkmal für Verpackungen sei. Fazit: „Hersteller, die Verpackungen reduzieren oder recycelbar machen, können bei den Kunden punkten“, so die Marktforscher von Nielsen. Gesetzliche Grundlagen Gesetzliche Grundlagen für den Umgang mit Transport- und Verkaufsverpackungen in der EU sind die europäische Verpackungsr ichtlinie (EU Directive 94/62/ EC), verbunden mit der Kunststoffstrategie der Europäischen Kommission. Grundgedanke der Verpackungsrichtlinie ist die Kreislaufwirtschaft. Abfall soll, sofern er nicht vermieden werden kann, wiederverwertet oder recycelt werden. Laut Kunststoffstrategie sollen bis 2030 alle in der EU in Verkehr gebrachten Kunststoffverpackungen recycelbar oder wiederverwertbar sein. In nationales Recht umgesetzt werden die Vorgaben aus Brüssel durch das deutsche VerpackungsgesetzVerpackG. Danach verschärfen sich die Recyclingquoten für alle Verpackungsmaterialien schrittweise bis zum Jahr 2030. Was Kunststoff betrifft, muss bis 2025 die Hälfte des eingesetzten Materials recycelbar sein. Durch eine Registrierungspflicht sollen umweltschädliche Verpackungen erst gar nicht auf den deutschen Markt gelangen. Anforderungen an die Verpackung der Zukunft Getrieben von den Erwartungen der Verbraucher und den gesetzlichen Vorgaben arbeiten Hersteller, häufig im Verbund mit Forschungseinrichtungen und sogar Wettbewerbern, mit Hochdruck an zukunftsweisenden Verpackungen für Fleisch, Wurst & Co. Sie sollen nachhaltig und ressourcenschonend sein, weniger Müll verursachen und zugleich höchsten Ansprüchen hinsichtlich Sicherheit, Haltbarkeit und Qualität genügen. Idealerweise ist diese Verpackung recycel- oder biologisch abbaubar und lässt sich einem geschlossenen Wertstoffkreislauf zuführen. Materialeinsparung Am einfachsten lässt sich der Plastikantei l in Verpackungen durch Mater ialeinsparung reduzieren. Auf dem Vormarsch sind Schlauchbeutelfol ien als Ersatz für klassische Schalenverpackungen. Sie sind bis zu zehnmal dünner und leichter als herkömmliche MAP-Schalen mit Schutzgasatmosphäre (Modi - fied Atmosphere Packaging) und sparen deshalb bis zu 70 Prozent Plastik pro Verpackungseinheit ein. Ein zehn Gramm leichter Schlauchbeutel genügt, um ein Kilogramm Hackfleisch zu transportieren. Anschließend landet der Beutel einfach im gelben Sack. Das Mono-Material Polypropylen ist vollständig recycelbar. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zu konventionel len MAP-Schalen: Schlauchbeutel haben ein viel geringeres Packungsvolumen, sind aber dank ihrer Schutzatmosphäre genauso gut stapelbar. Im Ergebnis bedeutet das eine deutlich bessere Auslastung von Ladeflächen bei LkwTransporten und damit einen geringeren CO₂-Ausstoß. Biobasierte Verpackungen Ein v ielver sprechender Forschungsansatz sind biobasierte, also biologisch abbaubare, Verpackungen auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Fraunhofer forscht im Projekt „Preserve“ an Molkeprotein, das ähnliche Barriereeigenschaften hat wie EVOH oder PVDC (Polyvinyliden-Chlorid) und imMeerwasser abbaubar ist. Experimentiert wird auch mit verschließbaren Papierbeuteln, deren Barriereschichten aus Proteinen und Wachsen bestehen. Auch hier dienen die Proteine als Sauerstoffsperrschicht, die Wachse als Wasserdampfbarriere. Die antimikrobielle Wirkung der biobasierten Additive verhindert, dass das verpackte Fleisch schnell verdirbt. Zuckerrohr, Algen, Pilze, oder Milchsäure sind weitere Rohstoffe, die für die Entwicklung biobasierter Verpackungen geeignet sind. Entsprechende Verpackungen sind bereits auf dem Markt. Ein Beispiel ist „Bio-SamPak“, eine kompostierbare Folie aus erneuerbarem Zellstoff, dem Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände. Die Verpackung für Wurst und Käse soll dieselben Hygiene- und Haltbarkeitsstandards haben wie Plastik. Smart Packaging Im Bemühen um mehr Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit von Verpackungen dürfen Qualität und Produktschutz nicht außen vor bleiben. Ein diesbezüglicher Forschungstrend sind smarte Verpackungen, die sich aktiv um das Produkt Fleisch kümmern, es schützen und somit auch nachhaltig wirken. Smarte oder auch „intelligente“ Verpackungen schützen vor Licht, regulieren die Feuchteentwicklung, halten die Temperatur stabil, absorbieren unerwünschte Reifegase und unterbinden den Keimbefall – um nur einige Anwendungen zu nennen. Auch in diesem Bereich arbeiten Forscher des Fraunhofer IVV an entsprechenden Lösungen. IFFA: Die neueste Generation der Verpackungsmaschinen Die Entwicklung von nachhaltigen innovativen Verpackungen und den entsprechenden Maschinen zu deren Herstellung bzw. zur Verpackung von Lebensmitteln verläuft Hand in Hand. Häufig haben Verpackungshersteller gleich die passenden Maschinen zur Bearbeitung umweltschonender Materialien wie Papier und dünnen Folien im Programm. Eines von vielen Beispielen ist der „Thermoformer“ zur Herstellung der Verpackungslösung „FoodTray“ (vgl. Abschnitt Kombiverpackungen). So kommt mit der neuen Generation an umweltfreundlichen Verpackungen gleich die nächste Maschinengeneration auf den Markt. Einen Überblick über die Innovationen im Bereich Verpacken bieten die Aussteller der IFFA. Von den insgesamt rund 900 Ausstellern präsentieren über 160 Unternehmen ein umfassendes Angebot an Verpackungsmaschinen und -einrichtungen sowie an Packmitteln und Packhilfsmitteln. Über die Aussteller- und Produktsuche „IFFA Contactor“ sind sie unter der Produktgruppe „Verpackungstechnik“ auf einen Blick zu finden. Zu den führenden Anbietern gehören Digi, Frimaq, GEA, ILPRA, Ishida, Italianpack, Mondini, Multivac, Reepack, Sealpac, Supervac, Tavil, ULMA, Variovac, VC999 und Weber. Mit vier Fachmessen auf vier Kontinenten begleitet die Messe Frankfurt das dynamische Wachstum der globalen Lebensmittelindustrie. Weiterführende Informationen zu den Veranstaltungen im Portfolio „Food Technologies“ unter: www.food-technologies. messefrankfurt.com Traditionelle Tray-Verpackungen dominieren zwar noch in den Verkaufsregalen – sie werden aber zunehmend durch recycelbare Varianten ersetzt Foto: Messe Frankfurt GmbH / Petra Welzel Verpacken wird immer smarter Foto: Messe Frankfurt GmbH / Petra Welzel Fortsetzung von Seite 1

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