IAA 2019
•••6••• Messewelten Ideen für die automobile Welt von morgen Neun Fraunhofer-Einrichtungen liefern auf der IAA Antworten auf Fragen der Branche I mpulse geben für die steigenden Herausforderungen der Au- tomobil- und Zulieferindustrie – diese Tradition setzt die Fraun- hofer-Gesellschaft auch bei der Internationalen Automobil-Aus- stellung 2019 in Frankfurt fort. Neun Fraunhofer-Einrichtungen liefern Antworten auf die Heraus- forderungen der Branche – durch wirtschaftliche und nachhaltige Anwendungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Der Fraunhofer-Gemeinschafts- stand und seine innovativen Lö- sungen für die Industrie finden sich an Stand C12 in Halle 4.1. Neuartige Simulations- und Ana- lyseverfahren des Fraunhofer- Instituts für Bauphysik (IBP) er- möglichen eine Berechnung von Karosseriegeräuschen im tatsäch- lichen Fahrbetrieb. Damit kann bereits vor Produktionsbeginn die Fahrzeugakustik gezielt beein- flusst und optimiert werden. Ein weiteres Beispiel für eine praxisnahe Anwendung von Si- mulationsmethoden zeigt das Fraunhofer-Institut für Hochfre- quenzphysik und Radartechnik (FHR) mit dem Radarzielsimula- tor. Dieser ermöglicht eine Kont- rolle der Funktionsfähigkeit von Automobil-Radarsensoren der nächsten Generation und kann, im Gegensatz zu konventionellen Simulatoren, kritische Verkehrs- szenarien vollständig simulieren. Der nächste Schritt setzt beim Ka- rosseriebau an. Neue Entwicklun- gen für den kosten- und ressour- ceneffizienten Karosseriebau der Zukunft zeigt das Fraunhofer-Ins- titut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU). Exemp- larisch in der Technologieplatt- form „Silberhummel“ dargestellt, beweisen die flexiblen Umform- und Fügetechnologien, dass nun ein Fahrzeug in kleinen Stückzah- len – bis hin zur Stückzahl eins – wirtschaftlich produziert werden kann. Mit neuen Produktionsverfahren lassen sich auch scheinbar aus- gereifte Automobilteile deutlich verbessern – so auch konventio- nelle Bremsscheiben, die durch hohen Verschleiß Feinstaub er- zeugen und die Umwelt belasten. Das neue Beschichtungsverfahren EHLA des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik (ILT) reduziert diese Nachteile signifikant. Schließlich unterstützen Fraun- hofer-Entwicklungen auch den Fahrer, um sein Automobil best- möglich nutzen zu können – so bei der Frage, wie der Treibstoff- verbrauch in Abhängigkeit von der Fahrsituation ist. Dafür ist es notwendig, Normangaben auf ein individuelles Fahrprofil zu über- tragen. Das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsma- thematik (ITWM) hat dafür Tech- nologien und Apps entwickelt, die dem Fahrer konkrete Auskünfte geben können. EHLA-Verfahren Foto: Fraunhofer ILT, Aachen / Volker Lannert Klimaschonende Mobilit t Partnerschaft zwischen Energie- und Autowirtschaft Spätestens seit der Diskussion um CO 2 -Flot- tengrenzwerte und Fahrverbote ist klar: Der Verkehrssektor wird in den nächsten Jahren enorme Veränderungen erleben. Mit Elektroautos, Wasserstoff- und Gas- fahrzeugen stehen die notwendigen inno- vativen Antriebstechnologien längst bereit. Und tatsächlich entwickelt sich vor allem bei der Elektromobilität eine neue Dyna- mik: Es werden verschiedene Fahrzeugmo- delle in Aussicht gestellt, Förderprogramme aufgelegt und mit Steuerermäßigungen Kaufanreize gesetzt, die auch E-Flotten noch attraktiver machen. Die Energiewirt- schaft hat hierfür schon den Weg bereitet: mit Stromnetzen, die so leistungsfähig sind, dass heute schon bis zu 13 Millionen E-Autos „tanken“ können; mit Strom, der immer „grüner“ wird, und mit einem wachsenden Netz öffentlicher Ladepunkte. Allein inner- halb der letzten zwölf Monate ist die An- zahl um mehr als 50 Prozent auf über 20600 gestiegen. Und es kommen laufend neue Ladepunkte an Autobahnen, Super- märkten und in den Innenstädten hinzu. An vielen kann man heute schon 100 Prozent regenerativ erzeugten Strom tanken. Der CO 2 -Ausstoß des Fahrens liegt dann bei „null“. 20600 öffentliche Ladepunkte – das ist eine stolze Zahl, wenn man bedenkt, dass es bislang gerade einmal etwas über 200000 elektrisch betriebene Fahrzeuge in Deutschland gibt und die private Wallbox für viele ohnehin die erste Anlaufstelle ist: Etwa 85 Prozent der Ladevorgänge finden zuhause oder am Arbeitsplatz statt. Hier muss die Bundesregierung allerdings drin- gend den Weg frei machen, damit es künf- tig jedem Mieter oder Wohnungseigentü- mer möglich ist, Ladeinfrastruktur einzubauen, wenn er hierfür die Finanzie- rung sicherstellt. Stefan Kapferer, Vorsitzender des Gesamt- vorstands des BDEW, spricht am 12. Sep- tember um 11:20 Uhr in Halle 5 zum Thema „Extinction of the petrol heads“. Stefan Kapferer Foto: BDEW Daten erhöhen Sicherheit Straßenzustandsdaten in Echtzeit sammeln Mitglieder der Europäischen Da- ten-Taskforce (DTF), die sich aus EU-Mitgliedsstaaten, Fahrzeug- herstellern und Dienstleistungser- bringern zusammensetzt, kündig- ten im Juni den Beginn einer zwölfmonatigen Machbarkeits- studie an, mit dem Ziel, die Stra- ßenverkehrssicherheit durch den Austausch von Daten, die von Fahrzeugen und der Infrastruktur generiert werden, zwischen Län- dern und Herstellern zu verbes- sern. Durch die Nutzung der neu- e s t e n Te c h n o l og i e n s i n d Fahrzeuge in der Lage, gefährliche Straßenverhältnisse zu erkennen und Fahrzeuginsassen zu warnen – zum Beispiel vor glatten Stra- ßen. Von diesen Warnungen kön- nen aber auch andere Fahrer und Straßeninfrastrukturbetreiber profitieren. In der Machbarkeitsstudie der DTF werden Warnungen von Fahrzeu- gen und Infrastrukturdaten über eine dezentralisierte Architektur ausgetauscht. Die Zusammenar- beit mit dem Ziel einer Steigerung der Straßenverkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer ist das Kernstück der Arbeit der DTF. Seit ihrer Gründung im Jahr 2017 un- terstützt die DTF die Umsetzung von geltendem EU-Recht über den Zugang zu Sicherheitsdaten. Die DTF hat das Ziel, die Straßenver- kehrssicherheit für alle Verkehrs- teilnehmer zu verbessern, indem sie ihre Prioritäten auf den Zu- gang zu Sicherheitsdaten und das Ermöglichen einer Zusammenar- beit von Fahrzeugherstellern und Ländern setzt. Folgende DTF-Mitglieder betei- ligen sich an der Machbarkeits- studie: Niederlande, Ministerium für Infrastruktur und Wasser- wirtschaft; Spanien, Ministerium für Inneres, Untergeneraldirek- tion für Mobilitätsmanagement DGT; Finnland, Stelle für Verkehr und Kommunikation Traficom; Deutschland, Bundesministeri- um für Verkehr und digitale Inf- rastruktur und Luxemburg, Wirt- schaftsministerium. Aber auch Fahrzeughersteller wie BMW AG, Ford of Europe Smart Mobility, Mercedes Benz Connectivity Ser- vices GmbH und Volvo Cars betei- ligen sich an der Machbarkeits- studie, die den Datenaustausch fördert.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NjM5MzU=