HANNOVER MESSE 2021

••• 10••• Branchennews Innovationsdynamik in Fernost Immense Zuwächse bei Patentanmeldungen aus China und Südkorea A nalyse zum DPMAnutzerfo- rum 2021: Asiatische Staaten gewinnen bei Schlüsseltechnolo- gien in Europa an Boden – DPMA- Präsidentin: Innovationsdynamik wesentlich größer als in Deutsch- land. Unternehmen aus China und Südkorea gewinnen in digitalen Schlüsseltechnologien auf dem deutschen und dem europäischen Markt immer stärker an Boden. In ausgewählten Technologiefeldern der Digitalisierung verzeichneten die beiden asiatischen Länder bei den 2020 veröffentlichten Paten- tanmeldungen mit Wirkung für Deutschland unter den anmel- destärksten Staaten die größten Zuwächse. Zwar liegen die USA in allen Bereichen weiter an der Spit- ze, China folgt aber insbesondere in der Digitalen Kommunikations- technik, in der Anmeldungen zur zukunftsweisenden 5G-Technolo- gie erfasst werden, bereits dicht dahinter. Die Zahl chinesischer Anmeldungen lag hier um 29,1 Pro- zent höher als im Vorjahr – der mit Abstand größte Zuwachs in die- semBereich. In der Computertech- nik, in der unter anderem Erfin- dungen zur Künstlichen Intelligenz enthalten sind, machte Südkorea mit einem Plus von 25 Prozent den größten Sprung, China legte um 18,8 Prozent zu. Deutschland ver- zeichnet zwar in vielen Bereichen steigende Zahlen, in den Top-An- melder-Rankings sind aber kaum deutsche Anmelder auf ihrem Hei- matmarkt zu finden. Insgesamt sind die Anmeldezahlen vor allem in der Digitalen Kommunikations- technik (+ 91,1 Prozent) und in der Computertechnik (+ 74,7 Prozent) in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen. Die Daten sind Teil einer Analyse, die das DPMA anlässlich seiner jährlichen Kundenveranstaltung DPMAnutzerforum durchgeführt hat. Für die Veranstaltung, die in diesem Jahr am 30. März pande- miebedingt als Online-Konferenz stattfand, hatten sich knapp 1 000 Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen sowie von Anwalts- kanzleien und Schutzrechtsdienst- leistern angemeldet. Neben den neuesten Entwicklungen zu den Schutzrechten Patent, Gebrauchs- muster, Marke und Design waren die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz Schwer- punkte der Veranstaltung. „Dass die Innovationstätigkeit in diesen Schlüsseltechnologien auch in Deutschland zugenom- men hat, ist erfreulich“, sagte DPMA-Präsidentin Cornelia Rud- loff-Schäffer. „Allerdings ist in China und Südkorea die Dynamik wesentlich größer. Aus den USA sind die Zuwächse ähnlich groß – das aber auf einem weitaus höhe- ren Niveau. Eine deutsche Aufhol- jagd in den Digitaltechnologien ist noch nicht erkennbar.“ Die Analyse berücksichtigt ver- öffentlichte Patentanmeldun- gen beim Deutschen Patent- und Markenamt und beim Europäi- schen Patentamt mit Wirkung für Deutschland ohne Doppelzählun- gen. Patentanmeldungen werden gemäß den rechtlichen Vorgaben 18 Monate nach ihrer Anmeldung veröffentlicht. Corona-Pandemie könnte Trends verstärken Die vorliegenden Daten geben daher die Ausgangslage der Inno- vationstätigkeit vor Beginn der Corona-Pandemie wieder. Jüngs- te Veröffentlichungen lassen dar- auf schließen, dass die Trends sich fortsetzen oder weiter verstär- ken. Bei den internationalen Pa- tentanmeldungen bei der Weltor- ganisation für geistiges Eigentum (WIPO) verzeichneten China (+ 16,1 Prozent) und Südkorea (+ 5,2 Prozent) unter den wichtigsten Anmeldeländern im Jahr 2020 die größten Zuwächse. Die Technolo- giekonzerne Huawei (China, + 23,9 Prozent) und Samsung (Südkorea, + 32,5 Prozent) belegten unter den Top-Patentanmeldern mit stark steigenden Zahlen die Plät- ze 1 und 2. „China und Südkorea sind bislang vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Es spricht einiges dafür, dass die Länder ihre Position gerade bei den digitalen Zukunftstechnologi- en weiter stärken konnten“, sagte die DPMA-Präsidentin. Die Innovationen in den Schlüsseltechnologien haben auch in Deutschland zugenommen. Foto: Pixabay Von Prozessintensivierung bis Digitalisierung Neun Fraunhofer-Institute entwickeln neue Technologien für eine grüne Chemie Produktionsketten defossilisieren sowie eine zirkuläre, treibhausgas- neutrale Stoff- und Energiewand- lung etablieren – die chemische Industrie hat sich in Sachen Nach- haltigkeit ehrgeizige Ziele gesetzt. Unterstützung bei diesem Prozess leisten ab sofort neun Institute der Fraunhofer-Gesellschaft: Im Leit- projekt ShaPID wollen sie ihre For- schungsaktivitäten für das Errei- chen der Nachhaltigkeitsziele bündeln und gleichzeitig ihre Be- ziehungen zur Branche stärken. „Konkret wollen wir zeigen, dass eine nachhaltige, grüne Chemie durch praxisnahe technologische Innovationen möglich ist“, er- läutert Prof. Ulf-Peter Apfel vom Fraunhofer UMSICHT, einem der beteiligten Institute. „Auf Grund- lage der international anerkannten „12 Principles of Green Chemistry“ wollen wir gemeinsam neue Me- thoden und Technologien entwi- ckeln.“ Im Fokus der Forschende stehen dabei vier komplementä- re Bereiche: (1) die Synthese-, Re- aktions- und Katalysetechnik, (2) die kontinuierliche Prozess- und Verfahrenstechnik, (3) die Model- lierung, Simulation und Prozess- optimierung sowie (4) die Digitali- sierung und Automation. Die Anwendung der neuen Tech- nologien und Methoden soll im technischen Maßstab an drei Re- ferenzprozessen demonstriert werden, die unterschiedliche Pro- duktsparten der Chemie adres- sieren: Bei „Green Plastics“ geht es um die Gestaltung neuer Poly- mere aus CO 2 und biogenen Roh- stoffquellen, während bei „Green Monomers“ energieeffiziente Synthesen von Monomeren aus nicht-fossilen Rohstoffen beleuch- tet werden. Last but not least wird bei „Efficient Building Blocks“ der Einsatz hochreaktiver Moleküle für die atomeffiziente Synthese unter- sucht. „Alle drei Prozesse beschrei- ten denWeg vom grünen Rohstoff über eine grüne Prozessführung bis hin zu grünen Produkten“, so Ulf-Peter Apfel. „Die Entwicklung wird eng sowohl von Life Cycle Assessments und Systemanalysen als auch von REACh-Bewertungen und (Öko-)Toxizitätsvorhersagen begleitet.“ Die Forschenden des Fraunhofer UMSICHT konzentrieren sich im Rahmen von ShaPID auf die Etab- lierung von Demonstratoren imBe- reich „Green Monomers“. „Dabei geht es vor allem um die alternati- ve Synthese von 1,4-Butadien und Diolen – allesamt wichtige Verbin- dungen für die chemische Industrie – aus nachwachsenden Rohstoffen über neue thermische und elektro- chemische Pfade“, erklärt Dr. Bar- bara Zeidler-Fandrich. Hinter dem Leitprojekt „ShaPID – Shaping the Future of Green Che- mistry by Process Intensification and Digitalization“ stehen neun Fraunhofer-Institute: • Fraunhofer-Institut für Chemi- sche Technologie ICT • Fraunhofer-Institut für Ange- wandte Polymerforschung IAP • Fraunhofer-Institut für Fabrik- betrieb und -automatisierung IFF • Fraunhofer-Institut für Grenz- flächen- und Bioverfahrens- technik IGB • Fraunhofer-Institut für Mole- kularbiologie und Angewandte Ökologie IME • Fraunhofer-Institut für Mikro- technik und Mikrosysteme IMM • Fraunhofer-Institut für Silicat- forschung ISC • Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik IT- WM • Fraunhofer-Institut für Um- welt-, Sicherheits- und Energie- technik UMSICHT

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