Expo Real 2018
•••3••• Interview Planungsmängel frühzeitig erkennen DIEMESSE im Gespräch mit BIM-Experte Prof. Dr.-Ing. Norbert Preuß, Vorstand DVP Herr Prof. Dr. Preuß, die Anforde- rungen an Bauvorhaben wachsen stetig, die Komplexität der Projek- te steigt rasant. Warum kommen hier klassische Planungsmethoden an ihre Grenzen? Die Abwicklung einzelner Groß- projekte zeigt große Schwächen, die in der Presse hinreichend beschrieben wurden und auch in der Reformkommission „Bau von Großprojekten“ des BMVI ihren Niederschlag fanden. Der DVP war als Mitglied dort vertre- ten. Die Gründe des Scheiterns sind vielfältig und liegen häufig in unzureichendem Projektma- nagement, mangelnder Daten- und Prozesstransparenz sowie einer zu schwachen Leitung der Projekte. BIM kann dies nicht verhindern, ist aber ein wirksames Instrument zur Unterstützung der vielfältigen koordinativen Prozesse in der Pla- nung, vor allem aber im Übergang zur Ausführung. Die Daten- und Prozesstransparenz der Methodik kann bei durchgängiger Anwen- dung klassische Schnittstellen- fehler minimieren, auch weil eine gemeinsame Kommunikationsba- sis für alle Projektbeteiligten ge- geben ist. Unter dem Begriff Gebäudeda- tenmodellierung (Building Infor- mation Modeling, BIM) wird eine IT-basierte, kooperative Arbeits- methodik zusammengefasst, mit der auch äußerst komplexe Pro- jekte gemeistert werden können. Welches Potenzial hat BIM-basiertes Planen für die Bau- und Immobilien- wirtschaft? Der große Effektivitätsvor- teil der BIM-Methodik liegt in der unmittelbaren und kontinuierlichen Verfügbar- keit aller projektrelevanten Daten, die Planungsmängel frühzeitig erkennen lässt und teure Nachträge so mi- nimiert. Beispielsweise verhindern automatisierte Kollisions- und Qualitätsprüfungen in der Praxis häufig auftre- tende Projektstörungen; die Qualität von Ausschrei- bungen steigt, Mengen- und da- mit Kostenermittlungen werden präziser, Kosten- und Terminfol- gen notwendiger Planungsände- rungen werden zeitnah erfasst, der Bauablauf kann simuliert werden, durch die Verknüpfung mit dem Gebäudemodell werden Leistungsmeldungen bei der Bau- fortschrittskontrolle erfasst. Die- se Liste könnte man noch weiter fortsetzen. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Gebäudemodell die Grundlage für das Facility Ma- nagement bildet. Welche technologischen Hürden sind derzeit bei BIM noch zu meis- tern? Momentan existieren unter- schiedlichste Softwareprodukte für spezialisierte Planungsauf- gaben nebeneinander. Es feh- len durchgängig standardisierte BIM-Objekte sowie für alle An- wendungsfälle geeignete und ver- lustfrei arbeitende Schnittstellen. Hier besteht noch erheblicher Ent- wicklungsbedarf für die Software- industrie und ein großer Schu- lungsbedarf für die Anwender. Ich sehe aber neben der techno- logischen Weiterentwick- lung der unterstützenden Softwarelösungen insbe- sondere die Notwendigkeit in der Erlangung von Sicher- heit in der Anwendung. Dort ist zwischenzeitlich sehr viel passiert. Die Analyse der rechtlichen Auswirkung kann als geklärt angesehen werden. Die Ein- führung von BIM in den Pro- jekten unter Anwendung der HOAI für die Planer und der AHO-Leistungsbilder für die Projektsteuerer ist mög- lich, alle Leistungsbilder sind methodenneutral. Nun gilt es, Standards für die An- wendung in den Projekten zu ent- wickeln, zu schulen und in geeig- neten Regelwerken zu verankern. Wie unterstützt der DVP seine Mit- gliedsunternehmen bei der Vorbe- reitung und Realisierung BIM-ba- sierten Projektmanagements? Für unsere Mitglieder stellt sich die Frage, wie Building Informa- tion Modeling die Arbeit des Pro- jektsteuerers verändert. Der DVP hat daher seit 2015 die Leistungs- bilder des Projektmanagements auf die Anwendung mit BIM un- tersucht und fortgeschrieben. Der DVP-Arbeitskreis „BIM-Stan- dards im Projektmanagement“ beschäftigt sich mit Methoden und Werkzeugen für die Projekt- steuerung in BIM-Projekten und erarbeitet hat konkrete Vorge- hensweisen und Hilfestellungen erarbeitet, die von Projektsteue- rern bei der Arbeit in BIM-Projek- ten verwendet werden können. Außerdem haben wir im Jah- re 2017 in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum eine Schulung für Projektmanager entwickelt, die das notwendige Wissen in der Bauherrnsicht ver- mittelt, um Projekte mit BIM ziel- sicher zu steuern. Hier erfahren die Teilnehmer, wie sich die Pro- jektsteuerungsleistungen unter Anwendung der Arbeitsmethode BIM verändern, speziell im Hin- blick auf das Standardleistungs- bild AHO-Heft Nr. 9. Auf unseren Frühjahrs- und Herbsttagungen informieren wir regelmäßig über aktuelle Trends und vermitteln das digitale Handwerkszeug für ein effizientes Projektmanage- ment in disruptiven Zeiten. Der DVP präsentiert sich auf der Expo Real in Halle B1 am Stand 342. Welche Schwerpunkte setzt Ihr Verband in diesem Jahr in Mün- chen? Vorrangiges Ziel des Messeauf- tritts ist die weitere Steigung des Bekanntheitsgrades des DVP und unserer Weiterbildungsmarke DVP-ZERT. Unser Gemeinschafts- stand, auf dem verschiedene Mit- gliedsunternehmen vertreten sind, bietet unseren über 370 Mit- gliedern und Partnern eine Platt- form, miteinander in Kontakt zu treten und neue Kunden und Inte- ressenten zu treffen. Für den DVP gilt das hinsichtlich der Gewin- nung von Mitgliedern und Weiter- bildungsteilnehmern. Die Messe ist für uns aber auch ein wichtiges Instrument, neue Trends zu ent- decken und Impulse für die Wei- terentwicklung des Verbandes zu bekommen. Vielen Dank für das Gespräch. Insbesondere bei Großprojekten haben klassische Planungsme- thoden ihre Schwächen, daran lässt DVP-Vorstand Prof. Dr.-Ing. Norbert Preuß im Gespräch mit DIEMESSE keine Zweifel. Mittels Gebäudedatenmodellie- rung (Building Information Mo- deling, BIM) dagegen lassen sich auch äußerst komplexe Projekte meistern. Alle relevanten Pro- jektdaten sind unmittelbar ver- fügbar, Planungsmängel lassen sich frühzeitig erkennen und teure Nachträge minimieren, betont Preuß im Interview. Digitales Handwerkszeug Prof. Dr.-Ing. Norbert Preuß, Vorstand DVP Deutscher Verband der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft e. V. Foto: DVP Um hochkomplexe Großprojekte effektiv zu meistern, bietet sich die Gebäudedatenmodel- lierung (Building Information Modeling, BIM) als Instrument an. Foto: Fotolia | ©adimas Wirksames Instrument
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