EuroTier 2018

•••3••• Interview Mit Messinstrumenten im Schweinestall DIEMESSE im Gespräch mit Professor Dr. Edna Hillmann, Humboldt-Universität zu Berlin Frau Prof. Dr. Hillmann, die Hum- boldt-Universität zu Berlin ist auf der EuroTier in Halle 26, Stand A19c zu finden. Sie vertreten das Fach- gebiet „Tierhaltungssysteme und Ethologie“. Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung? Im Zentrum unserer Forschung steht das Wohlbefinden von Nutztieren. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf dem Verhalten der Tiere, „Ethologie“ ist der Fachbe- griff für „Lehre vom Verhalten“. Natürlich verwenden wir auch Informationen zur Gesundheit, messen (stress-)physiologische Größen sowie ökonomisch rele- vante Merkmale. Ethische und gesetzliche Betrachtungsweisen spielen ebenfalls eine Rolle. Viele Probleme in der Haltung von Tie- ren stehen im Zusammenhang mit einer Störung in der Verhaltens- steuerung. Die von uns durchge- führte Forschung zu Verhaltens- steuerung führt somit auch zu Lösungen von praktisch relevanten Verhaltenspro- blemen, denn solche Lösun- gen packen die Probleme an den Wurzeln. Was zeigen Sie den Fachbe- suchern auf der EuroTier? Wir stellen zum einen die Studiengänge des Albrecht Daniel Thaer-Institutes der Humboldt-Universität vor, und zum anderen präsentie- ren wir aktuelle Forschungs- ergebnisse aus unserer eigenen Arbeitsgruppe. Schwerpunkt wird dieses Jahr auf der tiergerechten Kälberhaltung liegen. Es sind Kolleginnen und Kollegen am Stand, die gerne Fragen zum Studium beantworten, und am Donnerstag holen wir unsere Stu- dierenden im Rahmen einer Ex- kursion von Berlin auf die Messe. Für mich persönlich ist es die ers- te EuroTier, weil ich erst vor einem Jahr von der ETH Zürich an die HU Berlin gewechselt bin. Wie lassen sich moderne Nutztierhaltung und Tier- wohl miteinander vereinba- ren? Wir wissen sehr viel darü- ber, wie eine Tierhaltung aussehen muss, die Wohl- ergehen von Tieren ermög- licht. Dabei ist es ein Irrtum zu glauben, dass die „mo- derne“ Nutztierhaltung per se dem Tierwohl wider- spricht. Weder ist der bäu- erliche Kleinbetrieb immer tierfreundlicher, noch ist ein hochtechnisierter Stall grundsätzlich schlecht für die Tiere. Hier muss viel- leicht bei manchen ein Um- denken stattfinden. Ich bin davon überzeugt, dass es Tieren in modernen Haltungssystemen gut gehen kann, wenn diese die Bedürfnisse der Tiere ernsthaft berücksichtigen. Das Wohl der Tiere liegt sicher vie- len am Herzen, aber lässt sich über- haupt messen, wie es den Tieren geht und ob sie sich wohlfühlen? Ja, das lässt sich messen. Wir wer- den zwar nie genau wissen, wie sich ein Tier fühlt. Das gilt aber ei- gentlich auch für uns Menschen. Ich kann nicht WISSEN, wie sich ein anderer Mensch genau fühlt. Aber ich kann ihn oder sie fragen und erhalte hoffentlich eine Ant- wort, die mir genaue Rückschlüs- se auf das Wohlbefinden meines Gegenübers ermöglicht. Das ist bei Tieren natürlich viel schwie- riger, weil diese nicht sprechen können. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir einen hin- reichend genauen Eindruck vom Wohlbefinden eines Tieres erhal- ten können, wenn wir die richti- gen „Fragen“ stellen und die rich- tigen „Antworten“, in Form von Indikatoren, messen. Moderne Landwirtschaft ist auf wissenschaftliche Erkenntnisse angewiesen. Haltungs- und Fütte- rungstechnik spielen auf der Euro- Tier eine große Rolle. Was leistet die Forschung auf diesem Gebiet? Mit unserer Forschung liefern wir die Grundlagen dafür, die Bedürf- nisse eines Tieres oder einer Grup- pe von Tieren besser zu verste- hen. Dieses Verständnis brauchen Moderne Nutztierhaltung und Tierwohl lassen sich miteinan- der vereinbaren. Davon ist Pro- fessor Dr. sc. nat. Edna Hillmann überzeugt. An der Berliner Humboldt-Universität befasst sie sich mit dem Verhalten von Tieren und versucht zu messen, unter welchen Bedingungen es Ferkeln oder Kälbern am besten geht. „Es ist ein Irrtum zu glau- ben, dass die ‚moderne‘ Nutz- tierhaltung per se dem Tier- wohl widerspricht“, sagt sie im Gespräch mit DIEMESSE und räumt so mit Vorurteilen auf. Haltungsformen Prof. Dr. sc. nat. Edna Hillmann, Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissen- schaften an der Humboldt-Univer- sität zu Berlin Foto: Edna Hillmann Hier geht’s den Kälbern sichtlich gut. Foto: Edna Hillmann, ETH Zürich, Thünen-Institut für ökologischen Landbau Fortsetzung auf Seite 4 Enhanced animal health gives optimal growth Hencol’s connected livestock system provides you with detailed real-time information. This creates new possibilities to improve animal health and adapt growth to achieve optimal slaughter weight. The data collection is provided by fully automatic weighing which gives a safer work environment. www.hencol.com M E E T U S A T S T A N D 26D19 A T E U R O T I E R 2 0 1 8

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