European Coatings Show 2019

•••9••• Branchennews ZVO stellt klar: Chrom ist nicht verboten Nach Europäischer Chemikalienverordnung müssen Unternehmen Zulassungsantrag stellen D ie Europäische Chemikalien- verordnung zur Registrie- rung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH) ist ausgesprochen kom- plex. Nicht selten führt sie zu Ver- wirrung, Missverständnissen und diffusen Befürchtungen. Manch- mal wird diese Unübersichtlich- keit auch für spezielle Interessen ausgenutzt. In diesem Zusammen- hang stellt der Zentralverband Oberflächentechnik e. V. (ZVO) klar: Chrom ist nicht verboten. Ein prominentes Beispiel, um das sich viele Irrtümer und Falsch- meldungen ranken, ist die Zulas- sungs- oder Autorisierungspflicht des Chromtrioxids. Sie resultierte aus der Aufnahme in Anhang XIV der europäischen REACH-Ver- ordnung im Jahre 2012, weil die Substanz als krebserregend ein- gestuft wurde. Seitdem müssen Unternehmen, die Chromtrioxid verwenden, in einem Zulassungs- antrag die sichere Handhabung und die Alternativlosigkeit die- ser Verwendung in einem Antrag nachweisen. Spezielle europäi- sche Gremien prüfen diese Anträ- ge und erteilen gegebenenfalls eine zeitlich unbefristete Verwen- dungserlaubnis mit einer Über- prüfungsfrist. Der korrekte Terminus techni- cus für diese Zulassungspraxis lautet: „Verwendungsverbot mit Erlaubnisvorbehalt“. Der Auto- führerschein unterliegt einem vergleichbaren Regularium: Auto- fahren ist verboten, es sei denn, man verfügt über eine spezielle Erlaubnis. Führerschein und Zu- lassung sind vor diesem Hinter- grund vergleichbar: Wie nach der Führerscheinprüfung darf jeder seine Chromtrioxid-Verwendung „fahren“, der Regelkonformität gemäß REACH nachweisen konn- te und die Erlaubnis offiziell erteilt bekommen hat. Die Zulassungspflicht ist also nicht gleichbedeutend mit einem Bann oder totalen Verbot – und gilt vor allem für Chromtrioxid, ein Oxid des Chroms, und nicht etwa für metallisches Chrom. Chrom als Metall ist vollkommen unbedenk- lich und für viele technische An- wendungen unverzichtbar. Es ist nicht verboten und wird es auch nicht werden – es braucht auch keine Zulassung. Chrombeschich- tete Bauteile können auch zukünf- tig ohne Einschränkungen impor- tiert und eingesetzt werden. Die Zulassungspflicht betrifft aus- schließlich eine vollkommen ande- re chemische Substanz mit völlig anderen Eigenschaften – eben das Chromtrioxid, auch Chrom(VI)- oxid genannt. Einige Autorisierungsverfahren für Chromtrioxid, das bei der gal- vanischen Abscheidung eine wich- tige Rolle spielt, laufen noch oder verzögern sich, da die EU-Gremien mit der Bearbeitung der Anträge nicht nachkommen. Für tech- nische Anwender metallischen Chroms stellt sich somit lediglich die Frage nach alternativen Be- zugsquellen, sofern eine galvano- technische Herstellung in Europa keine oder keine ausreichend lan- ge Zulassung bekommen sollte. Chrom ist für viele technische Anwendungen bislang schlicht unersetzbar. Foto: BIA Kunststoff / Christian Beier Neue Kriterien für Blauen Engel Konservierungsmittel sollen aus Wandfarben verbannt werden Zum 40. Geburtstag des Umweltzeichens „Blauer Engel“ sollen die Vergabekriterien verschärft werden: Ein Entwurf des Um- weltbundesamts verbannt sämtliche Kon- servierungsmittel aus Wandfarben. Nach Ansicht des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e. V. (VdL) trifft dieser Vorschlag insbesondere kleinere und mittlere Farbenhersteller. Derzeit gibt es 583 Innenwandfarben mit dem Blauen En- gel, Produkte im Wert von circa 530 Millio- nen Euro. Damit sind Wandfarben mit La- cken mit Abstand eine der erfolgreichsten Produktengruppen mit dem Blauen Engel. „Die drastisch verschärften Kriterien könn- ten dazu führen, dass in Zukunft 80 Prozent weniger Farben das Umweltzeichen tragen. Das wäre eine massive Marktverschiebung zulasten kleiner und mittlerer Hersteller“, kommentiert VdL-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Engelmann. Er kritisiert, dass ein kompletter Verzicht auf Konservierungs- mittel in allen Wandfarben technisch gar nicht möglich ist. „Moderne, wasserbasier- te Farben brauchen Schutz vor Pilzen und Bakterien. Schon bisher haben die Herstel- ler Konservierungsmittel nach dem Prinzip ‚So wenig wie möglich, so viel wie nötig‘ eingesetzt.“ Ohne ausreichende Konser- vierung könnten bis zu elf Millionen Eimer Farbe pro Jahr schon auf demWeg zum Ver- braucher verderben, so Engelmann. Die Entwicklung konservierungsmittelfreier Farben ist mit hohem Aufwand, Kosten und Zeit verbunden. „Allein um eine separate konservierungsmittelfreie Produktionsan- lage zu errichten, sind Investitionen in Höhe von zehn bis 50 Millionen Euro erforderlich. 80 Prozent der Hersteller von Wandfarben können solche Investitionen nicht stem- men“, warnt Engelmann. Den mittelstän- dischen Unternehmen drohten erhebliche Wettbewerbsnachteile, bis zu 10 000 Ar- beitsplätze seien gefährdet. Lacke mit dem Blauen Engel sind lö- semittelarm und für die Wohnung ge- sundheitlich unbedenklich. Foto: Bernd Kasper / pixelio.de Gutes Jahr für Chemie Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie Das Jahr 2018 ist für die chemisch- pharmazeutische Industrie in Deutschland gut verlaufen, so die Bilanz des Verbands der Chemi- schen Industrie (VCI). Der Bran- chenumsatz erhöhte sich um 4,5 Prozent auf 204 Milliarden Euro und überstieg erstmals die 200-Milliarden-Euro-Schwelle. Die Produktion wuchs im Jahresver- gleich um 2,5 Prozent, während die Chemikalienpreise um zwei Prozent zulegten. VCI-Präsident Hans Van Bylen sag- te: „Die Branche kann für 2018 ei- ne positive Bilanz ziehen. Unsere Industrie konnte das gute Vorjahr noch einmal übertreffen. Trotz- dem ist die konjunkturelle Lage nicht ungetrübt. Daher hat sich die Stimmung in den deutschen Chemie- und Pharmaunterneh- men zum Jahresende abgekühlt.“ Die boomende Pharmaproduk- tion hat die Jahreskennzahlen für 2018 maßgeblich beeinflusst. Diese Sparte legte um starke 11,5 Prozent zu. Andere Bereiche der Branche verzeichneten dagegen Rückgänge. Die Produktion von anorganischen Grundstoffen sank 2018 um 2,5 Prozent. Bei Po- lymeren und in der Petrochemie ging die Produktion jeweils um zwei Prozent zurück. Die Herstel- ler von Seifen, Wasch- und Reini- gungsmitteln oder Kosmetika pro- duzierten drei Prozent weniger als im Vorjahr. Das Geschäft mit Fein- und Spezialchemikalien wuchs hingegen um 1,5 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf einen Höchststand. In der Chemie arbeiten derzeit 462 000 Men- schen (+2,0 Prozent). Wenn größe- re Rückschläge ausbleiben, kann die Chemie- und Pharmaindustrie ihre Produktion 2019 voraussicht- lich um 1,5 Prozent steigern. Che- mieprodukte verteuern sich um 1,0 Prozent. Der Branchenumsatz sollte um 2,5 Prozent zulegen. Angesichts der Risiken im Welt- handel betonte der VCI-Präsident, dass nur ein wirtschaftlich starkes und politisch geeintes Europa von den USA und China als gleichwer- tiger Partner akzeptiert werde. Einzelne Staaten würden auf der Weltbühne kein Gehör finden. Notwendig sei eine gemeinsame europäische Strategie.

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