European Coatings Show 2019
•••3••• Innovationen Interview Mit Fokus auf gesamte Prozesskette DIEMESSE im Gespräch mit Yvonne Kowalik und Dr. Thomas Kowalik, Fraunhofer IFAM Das Fraunhofer IFAM entwickelt seit 50 Jahren Klebstoffe, die in al- len technischen Branchen zur An- wendung kommen. Welche Projek- te stehen aktuell im Vordergrund? Dr. Thomas Kowalik: In der Kleb- technik unterstützt das Fraun- hofer IFAM seine Kunden, in der kompletten klebtechnischen Pro- zesskette spezifische Lösungen zu finden, die die Kette effizien- ter macht oder erst ermöglicht. In der letzten Zeit stellen sich viele Unternehmen und natürlich auch das Fraunhofer IFAM den Her- ausforderungen, die sich aus der Klimawandeldiskussion ergeben. Offensichtlich und somit heraus- zustellen ist dabei die Entwicklung von Klebstoffen, die auf natürli- chen beziehungsweise nachwach- senden Rohstoffen beruhen. Wei- tere daraus resultierende Trends sind zum Beispiel Lösungen für den Leichtbau oder effizientere Herstellungsweisen, zum Beispiel mittels 3D-Drucktechnologie, bei denen wir neue, an kundenspezi- fische Anforderungen angepasste Materialien entwickeln. Ebenso spielen Lacke und Beschichtungen bei nahezu allen industriell produzier- ten Gütern eine wichtige Rolle. Womit setzen sich die Lacktechnik-Experten am Fraunhofer IFAM derzeit aus- einander? Yvonne Kowalik: Die Lack- technik am Fraunhofer IFAM setzt sich im Besonderen mit der Entwicklung funk- tioneller Beschichtungen auseinander. Durch neue technische Möglichkeiten und Rohstoffe konnten in den letzten Jahren verschie- denste Funktionsbeschich- tungen entwickelt werden, hierzu gehören der Korrosionsschutz, strömungsgünstige Oberflächen, selbstheilende Schichten, Anti- Eis-Beschichtungen, Antifouling- Formulierungen und weitere. Weiterhin spielen die Formulie- rung von Beschichtungen für Spezialanwendungen und die Er- stellung von Richtrezepturen für Rohstoffanwendungen eine Rol- le. Das Portfolio der Lacktechnik wird durch die zugehörige Anwen- dungstechnik, Verfahrenstechnik und angepasste Prüftechnik ab- gerundet. Mit Fokus auf die Bereiche Lack- technik, Klebstoffe und Poly- merchemie präsentiert sich das Fraunhofer IFAM auf der European Coatings Show in Halle 5 am Stand 339. Welche Neuentwicklungen stellen Sie vor? Dr. Thomas Kowalik: Auf unse- rem Messestand werden die ak- tuellen Themen der Abteilungen Klebstoffe und Polymerchemie sowie Lacktechnik dargestellt. Dabei liegt der Fokus unserer Forschungseinrichtung auf der gesamten Prozesskette von Ent- wicklung und Formulierung über Verarbeitung und Charakterisie- rung bis zur anwendungsbezoge- nen Prüfung. Durch unser breites Portfolio adressieren wir die ver- schiedensten Branchen und An- wendungsfelder. Welche weiteren Akzente setzen Sie in Nürnberg? Yvonne Kowalik: Neben der Lack- entwicklung spielen bei uns spe- zielle Prüfverfahrungen und Aus- lagerungen eine große Rolle. So haben wir zum Beispiel die Mög- lichkeit, Proben auf dem Brocken, auf Helgoland oder Sylt zu bewittern. Einige Highlights der letzten Entwicklungen aus dem Bereich der Kleb- stoffe und Lacke werden auf der ECS Conference und natürlich auch auf unserem Messestand gezeigt. Hier sind besonders die Vorträge der Lacktechnik zu funktio- nellen Lacken und „Foulpro- tect“ hervorzuheben, aber auch die Abteilung Kleb- technik und Polymerchemie wird durch Prof. Dr. Hartwig eine Entwicklung vorstellen, bei der gemeinsam mit dem Industriepartner Hobum Oleochemicals neue biobasierte Polyole für Strukturklebstoffe auf Basis von epoxidierten Polylacti- den und deren Eigenschaften un- tersucht wurden. Die European Coatings Show gilt als Leistungsschau der internatio- nalen Lack- und Farbenindustrie. Auf welche Innovationen sind Sie persönlich besonders gespannt? Dr. Thomas Kowalik: Die Euro- pean Coatings Show ist immer eine hervorragende Möglichkeit, mit Menschen aus verschiedens- ten Anwendungsfeldern ins Ge- spräch zu kommen. Dabei erge- ben sich oft sehr interessante neue Aspekte und Möglichkeiten. Außerdem kann auf der ECS ver- folgt werden, welche Entwick- lungs- und Forschungsthemen der Vergangenheit tatsächlich in heu- tige Produkte eingeflossen sind, unsere Innovationskraft und un- ser Erfolg wird dabei sichtbar und ist unser Antrieb für die Zukunft. Neueste Entwicklungen aus den Bereichen Klebstoffe und Po- lymerchemie sowie Lacktech- nik zeigen Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Ferti- gungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM) in Hal- le 5, Stand 339. Über die Details und die Forschungsaktivitäten am Institut sprach DIEMESSE mit den Forschern Yvonne Ko- walik und Dr. Thomas Kowalik. Dr. Thomas Kowalik, stellv. Abteilungsleiter Klebstoffe und Polymerchemie, Fraunhofer IFAM Foto: Fraunhofer IFAM Dipl.-Ing. (FH) Yvonne Kowalik, Projektleiterin Lacktechnik, Fraunhofer IFAM Foto: Fraunhofer IFAM Lignin ist eine echte Alternative zu fossilen Rohstoffen bei der Herstellung von Grundierungen oder Klebstof- fen. Foto: Fraunhofer IFAM Richtig kleben will gelernt und geübt sein Zuschlag einer internationalen Ausschreibung zur Klebqualitätsnorm DIN 2304 an das Fraunhofer IFAM in Bremen Mängel im industriellen Kleben entstehen zu einem großen Teil durch Anwendungsfehler. Die Norm DIN 2304 „Klebtechnik – Qualitätsanforderungen an Kleb- prozesse“ stellt Anwendern ein System zur Verfügung, um kleb- technische Prozesse zu beherr- schen. Als eines der ersten Unterneh- men weltweit hat ein großer Haushaltsgerätehersteller nach internationaler Ausschreibung die Entscheidung getroffen, die DIN 2304 in seine Fertigung zu imple- mentieren. Kernelement ist dabei die Qualifizierung des klebtechni- schen Personals durch das Wei- terbildungszentrum Klebtechnik des Fraunhofer IFAM in Bremen. „Die Klebtechnik gilt unbestrit- ten als Fügetechnologie des 21. Jahrhundert. Es gibt kaum einen Industrie- oder Handwerkszweig, in dem sie nicht eingesetzt wird“, sagt Dr. Erik Meiß, Leiter des Wei- terbildungszentrums Klebtech- nik in Bremen. „Mit der DIN 2304 werden die organisatorischen An- wendungsprozesse so gestaltet, dass seitens des Anwenders der gesamte Prozess – von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Fertigung des geklebten Produk- tes – beherrscht wird.“ Nach der Weiterbildung ist das geschulte Personal qualifiziert, die DIN 2304 fachgerecht umzusetzen. Dr. Erik Meiß (r.) vom Fraunhofer IFAM bei der Überga- be des Kooperationsvertrages für die Personalqualifi- zierung gemäß der DIN 2304 Foto: Fraunhofer IFAM
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