Euroguss 2020

•••3••• Innovationen Interview Bedeutung von Druckguss wächst DIEMESSE im Gespräch mit VDD-Geschäftsführer Thomas Krüger Wie war das Jahr 2019 für die Druckgussbranche? Wir kommen aus einer Hochpha- se der Branche: 2019 konnten die deutschen Druckgießereien ihr hohes Vorjahresniveau in den ers- ten zehn Monaten stabilisieren. Das verdeutlicht eindrücklich die außerordentliche Performance der deutschen Druckgießer, wie sich an den konkreten Produkt- zahlen dann auch zeigt: Leicht un- ter dem Vorjahres-Ergebnis von 17 921 Tonnen werden wir beim Magnesium-Druckguss mit 16500 Tonnen landen. Für den Zink- druckguss erwarten wir 58 500 Tonnen nach 59 252 Tonnen in 2018. Und beim Aluminium, das ja rund 90 Prozent der gegosse- nen Tonnage ausmacht, werden wir für 2019 einen deutlichen Zu- wachs verzeichnen: Hier lautet die Jahresendprognose 638 000 Tonnen nach 616 740 Tonnen im Vorjahr. Wie kann die Druckgießbranche langfristig stabil erfolgreich sein, auch wenn bei einem der wich- tigsten Kundensektoren, der Au- tomobilbranche, unruhige Zeiten anstehen? Tatsächlich konzentriert sich die NE-Metallgussproduktion zu rund 80 Prozent auf den Fahr- zeugbau. Innerhalb dieses Hauptvolumens gibt es in- des Verschiebungen, und auch neue Chancen, etwa in Strukturbauteilen im Pkw. Hier ist das Druckgießver- fahren eine optimale Wahl, um Belastbarkeit, Kom- paktheit und Leichtigkeit in einem Bauteil zu bündeln. Zusätzlich dringen Druck- gusskomponenten auch in den Nutzfahrzeugbereich vor und erobern damit neue Marktsegmente. Die verblei- benden 20Prozent des Pro- duktionsvolumens verteilen sich auf eine Vielzahl von un- terschiedlichen Abnehmerbran- chen wie die Elektrotechnik und den allgemeinen Maschinenbau. Auch in der Hybridtechnologie spielt Druckguss eine große Rol- le. Welche Innovationen gibt es in diesem Bereich bereits und welche Möglichkeiten ergeben sich durch die immer größer werdende Be- deutung dieser Technologie für Druckgießereien? Bedingt durch die Diskussionen über die Zukunft des Ver- brennungsmotors im Allge- meinen und die des Diesels im Speziellen müssen sich viele Druckgießer auf struk- turelle Änderungen auf der Nachfrageseite einstellen, wenngleich auch noch in vielen Jahren beispielswei- se Motorblöcke und Zylin- derköpfe gegossen werden, etwa für die angesproche- nen Hybridfahrzeuge. Auf sehr lange Sicht werden dann natürlich einerseits Verbrennerkomponenten wegfallen, andererseits bie- ten elektrifizierte Fahrzeu- ge mit Batterietechnik an Bord bereits heute vielfältige Chancen gerade für den Druckguss. Je technologieoffener übrigens die Politik an das Thema Mobilität mit ihren Vorgaben herangeht, umso vielfältiger sehen auch die techni- schen Lösungen aus – die unsere Druckgießer entsprechend bedie- nen werden. Wie müssen sich Druckgießereien zukünftig ausrichten, um in einem Markt voller Wettbewerb und Kon- kurrenz zu bestehen? Die Anwendungsbereiche und die Komplexität von Druckgus- sprodukten nehmen stetig zu. Die Anfragen erfordern neue Legierungsentwicklungen und Verfahrenstechnologien. Aus un- serer Sicht stecken darin positi- ve Potenziale: Für Deutschlands Druckgießereien ergeben sich nämlich aus den oben geschilder- ten Herausforderungen entspre- chende Chancen, insbesondere zunehmende Beratungs- und Systemkompetenz in komplexe- ren Verfahren, um die steigenden Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Die deutschen Druckgießereien verfügen sowohl über das techni- sche als auch über das unterneh- merische Know-how, um auch künftig ihre weltweite Qualitäts- führerschaft zu behaupten. Welche Chancen bieten sich der Branche durch mehr Automatisie- rung und Digitalisierung? Im Bereich der Gussanwender er- fordert selbsttätiges bzw. selbst- ständiges Handeln in der Regel Automatisierungssysteme. Diese Anlagen benötigen in größerem Umfang Druckgussteile. Alumini- um beispielsweise hat hervorra- gende mechanische Eigenschaf- ten, um für digitale Speicher oder Verarbeitungssysteme die drin- gend benötigte Kühlung sicher- zustellen. Auch in diesem Anwen- dungsbereich wird die Nachfrage nach Druckgussteilen zunehmen. Für die Branche selbst sind Auto- matisierung und Digitalisierung zentrale Themen für die Zukunft. Die innovativen Lösungen in vor- handenen und neuen Anwen- dungsbereichen durch Druck- gussteile sind auf der Euroguss zu sehen. Im Gespräch mit DIE MESSE erläutert VDD-Geschäftsführer Thomas Krüger die Zukunftsaus- sichten der Branche und welche Chancen sich bieten. Druckguss in der Automatisierung VDD-Geschäftsführer Thomas Krüger Foto: VDD Guss von innen Computertomographie für schnelle und effiziente Qualitätssicherung Poren lassen sich beim Druckguss nie ganz vermeiden. Sie entstehen durch Volumendefizite und die Gas- freisetzung beim Erstarren der ver- gossenen Legierungen sowie durch die Gasundurchlässigkeit der Druckgießformen. Dennoch arbei- ten engagierte Druckgießer seit vielen Jahren daran, die Porenbil- dung zu minimieren oder doch we- nigstens so zu steuern, dass sie die Funktionsfähigkeit des Druckguss- teils nicht beeinträchtigen. Ein schwieriges Unterfangen, denn das Auftreten wird durch eine ganze Reihe von Faktoren beeinflusst: an- gefangen bei der Form des Guss- teils über die Legierung bis hin zum Ablauf des Schmelzens und Erstar- rens und den dabei auftretenden Temperaturveränderungen – und die Aufzählung ist noch lange nicht vollständig. Der Einsatz von Com- putertomographen für die zerstö- rungsfreie Analyse von Gussteilen hat sich dabei als doppelt lohnend erwiesen. Zum einen ist es nun sehr viel einfacher, Druckgussteile zu identifizieren, deren Funktions- fähigkeit und Integrität durch Po- ren beeinträchtigt ist. Zum ande- ren haben Wissenschaftler und Praktiker nun ein Werkzeug zur Hand, um schneller die Auswirkun- gen von Parameteränderungen auf das Ergebnis zu überprüfen. Die ge- wonnenen Daten helfen weiterhin dabei, die Druckgusssimulation am Rechner immer präziser zu pro- grammieren und im besten Fall schon in der Entwicklungsphase die Poren zu reduzieren. Einblick ins Innere dank Computer Foto: Jeremy Yap Die Anwendungen werden komplexer. Foto: NuernbergMesse

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