EuroCIS 2019

•••8••• Innovationen Ausprobieren ausdrücklich erwünscht Reallabor in Leipzig: Forschungsprojekt SURTRADE untersucht Lösungen für Omnichannel-Handel E inkaufen mithilfe von Avata- ren, Augmented Reality und Apps – wenn es nach dem For- schungsprojekt SURTRADE geht, könnte das in deutschen Innen- städten in Zukunft ganz normal sein. Das Projekt arbeitet an Lö- sungen für den Omnichannel Han- del. Auch kleinere Händler sollen von den neuen Möglichkeiten pro- fitieren. Für Kunden ist der Omnichannel- Handel ausgesprochen bequem: Sie unterscheiden nicht mehr strikt zwischen stationären, mobi- len und Online-Kanälen, sondern entscheiden nach Bedarf, wie sie sich über Waren informieren, die- se erhalten oder bezahlen möch- ten. Die Kaufentscheidung fällt dann häufig dort, wo der Service am besten ist. Viele Einzelhänd- ler stellt diese Entwicklung aller- dings vor große Herausforderun- gen. „Die Kunden haben sich an Auswahl und Services der Online Shops gewöhnt und erwarten das auch bei stationären Händlern“, sagt André Ludwig, Professor an der Kühne Logistics University (KLU) in Hamburg. „Um zu über- leben, müssen diese ihren Kunden ein ganz neues Einkaufserlebnis bieten.“ Ludwig ist Leiter des Forschungs- projekts SURTRADE (Smart Urban Retail Services). Ziel ist es, Einzel- händlern genau jene Services zur Verfügung zu stellen, die den Kunden den Einkauf so angenehm wie möglich machen. „Wir arbei- ten an einem Baukasten-System, aus dem sich jeder Händler die Tools und Services heraussuchen kann, die zu ihm und seinen Kun- den passen“, erklärt Ludwig. Von der Bedürfnisweckung über Be- ratung, Kauf und Warenzustel- lung bis hin zur Kundenbindung. „Damit wollen wir Fach- und Ein- zelhändler auf demWeg zum Om- nichannel-Handel unterstützen und auch kleineren Händlern die Möglichkeit geben, gegen die gro- ßen Konkurrenten zu bestehen.“ Am SURTRADE-Projekt betei- ligt sind Partner aus ganz unter- schiedlichen Bereichen. Neben der KLU sind als weitere Hoch- schulen die Universität Leipzig und die HHL Leipzig Graduate School of Management dabei. Die ersten Anwendungen, die das SURTRADE Projekt erforscht, kön- nen bereits in der Praxis getestet werden: In der Leipziger Innen- stadt wurde ein Reallabor eröff- net, das als Versuchsfeld dient. „Im Reallabor zeigen wir einen ersten Zwischenstand unserer Ergebnisse und sammeln Eindrü- cke und Bewertungen von Einzel- händlern und Kunden“, erklärt Dr. Tanja Korzer, geschäftsführende Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft (ISB) an der Universität Leipzig. „Diese fließen dann in die weitere Entwicklung von SURTRADE mit ein.“ Ausprobieren ist im Reallabor al- so ausdrücklich erwünscht. Die Projektpartner von SURTRADE erwarten eine rege Beteiligung der Leipziger am Reallabor – und Erkenntnisse, wie sie die Angebo- te an Händler und Kunden weiter verbessern können. Ein weiteres Reallabor soll in diesem Jahr in Hamburg stattfinden. Bis dahin sollen noch zusätzliche Services dazukommen. Kleidung kaufen ohne Anprobieren – kann heutzutage mittels digitalem Avatar gelingen. Foto: SALT Solutions AG Ohne die Kunden zu stören Automatisiertes Befüllen von Regalen im Einzelhandel In Warenlagern oder bei großen Logistikun- ternehmen werden vielfach automatisierte Regalsysteme eingesetzt, in denen die Wa- rendistribution vollautomatisch abläuft. Im Einzelhandel war es bislang noch nicht mög- lich, Regale automatisiert zu befüllen oder zu sortieren. Ein an der Universität Stuttgart entwickeltes Regalbediensystem könnte es möglich machen, Waren in Einzelhandelsge- schäften automatisch ein- und umzuräumen. Die Regalbestückung kann dabei außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden, ohne den Kundenverkehr zu beeinträchtigen. Bislang werden vor allem automatisierte Regalsysteme eingesetzt, die entweder mit Schienen auf dem Boden manövrieren oder mit vertikalen Schienen an den Regalen selbst. Prof. Karl-Heinz Wehking und seine Mitarbeiter hingegen haben ein Regalbe- diensystem entwickelt, das während der La- denöffnungszeiten platzsparend horizontal unter der Decke fixiert und außerhalb der Öffnungszeiten dann zum Um- und Einsortie- ren der Waren eingesetzt werden kann. Die Erfindung besteht aus dem neu entwickelten Greifer und einem Tray mit passgenauen Aus- sparungen für die Greifeinrichtung. Dazu wird das Greifersystem automatisiert in die vertikale Arbeitslage vor die Regale ge- schwenkt. Die Waren werden auf speziellen Trays bereitgestellt und auf Paletten oder Rollcollis neben den entsprechenden Rega- len abgestellt. Der Greifer identifiziert über eine Leseeinrichtung die Produkte und sor- tiert diese an der richtigen Stelle im Regal ein. Möglich wird das Handling von Lebensmit- teln durch spezielle Waren-Trays, deren Aus- sparungen an der Unterseite komplementär zu den Aufnahmelementen der Greifeinrich- tungen ausgebildet sind. Die Trays sind mit einer Wabenstruktur versehen, die trotz der Leichtbauweise eine hohe Stabilität ermög- lichen. Sie können kostengünstig aus Papier oder Papierverbund-Werkstoff hergestellt werden. Sie sind leicht, stabil und recycel- bar. Das Regalbediensystem eignet sich vor allem für die Kommissionierung und Regal- bestückung im Einzelhandel sowie in Distri- butionszentren. Das neue Regalbediensystem besteht aus einem Greifer und speziellen Wa- ren-Trays, die mit einer Wabenstruk- tur versehen sind, die exakt zu der Greifeinrichtung passt. Foto: IFT Stuttgart Using only WiFi New method allows crowd counting through walls Researchers in professor Yasamin Mostofi’s lab at the University of California have given the first de- monstration of crowd counting through walls using only everyday communication signals such as WiFi. The technique, which requi- res only a wireless transmitter and receiver outside the area of interest, could have a variety of applications, including smart energy management, retail busi- ness planning and security. In the team’s experiments, one WiFi transmitter and one WiFi re- ceiver are behind walls, outside a room in which a number of peop- le are present. The room can get very crowded with as many as 20 people zigzagging each other. The transmitter sends a wirel- ess signal whose received signal strength (RSSI) is measured by the receiver. Using only such received signal power measurements, the recei- ver estimates how many people are inside the room – an estima- te that closely matches the actu- al number. It is noteworthy that the researchers do not do any prior measurements or calibra- tion in the area of interest; their approach has only a very short ca- libration phase that need not be done in the same area. This development builds on pre- vious work in the Mostofi Lab, which has pioneered sensing with everyday radio frequency signals such as WiFi, with several publica- tions in this area since 2009. For instance, their 2015 paper showed crowd counting without relying on people to carry a device, but with the transmitter and receiver in the same area as the people. “However, enabling through-wall crowd counting is considerably more challenging due to the high level of attenuation by the walls,” said Mostofi. Her lab’s success in this endeavor is due to the new proposed methodology they de- veloped. Key to this technology is that hu- man presence and movement can result in significant drops – thought of in this project as “events” – in the received signal strength.

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