EMO 2019 Ausgabe 2

•••3••• Interview DerWeg zur autonomen Werkzeugmaschine DIEMESSE im Gespräch mit Professor Dr.-Ing. Berend Denkena, Leiter des IFW Herr Prof. Dr.-Ing. Denkena, das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) ist nicht zum ersten Mal auf der EMO. Welche Neuheiten zeigen Sie an Ih- rem Stand F32 in Halle 9? Wir zeigen eine Werkzeugmaschi- ne, die Verformungen des Werk- zeugs beim Fräsen bestimmen und selbstständig ausgleichen kann. Hierzu nutzen wir spezia- lisierte, neue Messtechnik und neue regelungstechnische Mo- delle. Zu unseren Innovationen gehört auch ein digitaler Zwilling der Maschine und des Prozesses, der auf tatsächliche Achsdaten der Werkzeugmaschine zugreift und damit dem Maschinenbedie- ner oder einem Arbeitsplaner ver- tieften Einblick in den Bear- beitungsprozess ermöglicht. Die ermittelten Informati- onen verwenden wir auch dazu, mittels KI-Methoden verbesserte Stellgrößen für neue Prozesse zu berech- nen. Ein Schwerpunkt der diesjäh- rigen EMO ist die Digitalisie- rung, ganz nach dem Motto „Smart technologies driving tomorrow’s production“. Was bringen Sie dabei ein? Auf unserem Stand zeigen wir, wie Werkzeugmaschi- nen für die spanabhebende Fertigung durch innovative Methoden der Digitalisie- rung und Künstlichen Intelli- genz gepaart mit Methoden der klassischen Mechanik auch zu- künftig weiterentwickelt werden können. Insbesondere können wir hiermit unproduktive Einfahrpro- zesse in der Zerspanung oder un- nötigen Ausschuss vermeiden und damit Kosten reduzieren und Res- sourcen schonen. Die von uns an- gewandten Methoden bieten wir bereits in Vorführungen und Schu- lungen für den Mittelstand an. Ich empfehle hierfür auch einen Be- such der Demonstrationsfabrik unseres Mittelstand 4.0-Kompe- tenzzentrums in Pavillon P36 auf dem Messegelände. Wann kommt die komplett auto- nom arbeitende Werkzeugmaschi- ne oder gibt es sie schon? Der Schritt hin zur vollständig autonomen Werkzeugmaschine wird noch einige Jahre auf sich warten lassen. Die Vision dafür ist, dass Sie dieser Maschine nur noch eine Bauteilzeichnung vor- geben und die Halbzeuge und Werkzeuge zuführen. Die Ma- schine würde sich, nachdem Sie den Start-Befehl gegeben haben, komplett selbst konfigurieren und im Störungsfall idealerweise auch selbst reparieren. Hier sind wir noch lange nicht. Aber wir zeigen auf unserem Messestand wesent- liche Schritte dorthin. In diesem Zusammenhang empfehle ich das wgp-Standpunktpapier „INDUST- RIEARBEITSPLATZ 2025“ zur Lek- türe. Dort werden wesentliche Entwicklungsstufen hin zur autonomen Werkzeugma- schine und zum autonomen Produzieren angelehnt an die Beschreibung entspre- chender Stufen beim auto- nomen Fahren definiert. Welche Rolle könnte Künstli- che Intelligenz (KI) in der Zu- kunft für die automatisierte Produktion spielen? Gibt es da schon erste vielverspre- chende Ansätze? KI wird mit hoher Wahr- scheinlichkeit dazu genutzt werden, die Flexibilität gan- zer Produktionsprozessket- ten und der dazugehörenden Produktionseinrichtungen deutlich zu erhöhen. Hierbei geht es um einen lang geheg- ten Traum der Produktionstech- niker, nämlich die Stückzahl EINS, also individuelle Bauteile oder Produkte wirtschaftlich und un- ter Beachtung der vorgegebenen Qualitäts- und Lieferzeitziele her- zustellen. Hiermit würden dann beispielsweise individuelle Medi- zintechnikprodukte wie Hüft- oder Knie-Implantate möglich, die un- ser Leben auch im Alter oder nach Krankheit und/oder Unfall lebens- werter machen. Es gibt, wie oben erwähnt, vielversprechende An- sätze und weitere werden in den kommenden Jahren entwickelt werden. Mit dem IFW sind Sie auf der EMO in der industrie 4.0 area, zu- sammen mit anderen Part- nern. Welchen Schwerpunkt hat dieser Ausstellungsbe- reich? In der industrie 4.0 area konzentriert sich das gan- ze nationale und interna- tionale Know-how zu den Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Hier präsentieren sich führende Unternehmen aus der Bran- che sowie renommierte Forschungseinrichtungen und zeigen praxisnahe Lö- sungen zur Digitalisierung ihrer Fertigung. Auf dem Gemeinschaftsstand sind diese Lösungen live und unter Span zu sehen. Das Forum der industrie 4.0 area ist sicher- lich ein Ort, um spannende Vor- träge zu erleben und bietet einen idealen Rahmen für einen kons- truktiven Erfahrungsaustausch. Und es lohnt sich, nach den Ins- tituten der Wissenschaftlichen Gesellschaft Produktionstechnik (wgp) Ausschau zu halten. Sie präsentieren zum Teil weltweit erstmalig die Ergebnisse ihrer Forschungen auf einer Messe. Die Mitarbeiter auf den wgp- Ständen sind fast ausnahmslos junge Wissenschaftler, die ihre Ideen und Arbeiten vorstellen und darauf brennen, spannende Diskussionen mit den Besuchern zu führen. Die EMO bezeichnet sich selbst als Weltleitmesse der Metallbearbei- tung. Sie haben hier in Hannover ein Heimspiel: Auf welche Innovati- onen sind Sie persönlich in diesem Jahr besonders gespannt? Persönlich gespannt bin ich natür- lich darauf, wie sich die ausstel- lende Industrie die Werkzeugma- schine der Zukunft vorstellt und was davon hier präsentiert wird. Wesentlich scheint mir aber ins- besondere das große Zukunfts- thema Klimawandel. Ich hoffe sehr, dass die Aussteller Beiträge zum Erreichen des Zwei-Grad-Kli- maziels anbieten und dies auch auf der EMO 2019 vorstellen. Die damit zusammenhängenden Fra- gen drängen und die zweifelsfrei vorhandenen Potenziale müssen möglichst kurzfristig gehoben werden. Die EMO 2019 in Hannover steht ganz im Zeichen der Digitali- sierung und automatisierten Fertigung. Dabei geht es um Verbesserungen im Produkti- onsprozess, die Zeit und Kosten einsparen helfen. Vieles, was technisch möglich ist, lässt sich schon heute umsetzen. „Die von uns angewandten Metho- den bieten wir bereits in Vorfüh- rungen und Schulungen für den Mittelstand an“, sagt Prof. Be- rend Denkena vom Institut für Fertigungstechnik und Werk- zeugmaschinen (IFW). Was heu- te machbar und zukünftig mög- lich ist, erzählt er im Interview mit DIEMESSE . Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena, Leiter des Instituts für Fertigungs- technik und Werkzeugmaschinen (IFW) an der Leibniz Universität Hannover Foto: IFW Maschinenbau und Klimawandel Sensorik und Künstliche Intelli- genz (KI) für die optimale Produk- tion Foto: IFW Autonome Werkzeugmaschine mit Sensorik und Künstlicher Intelligenz (KI) Foto: IFW / Dorota Sliwonik

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