DOMOTEX 2018

•••3••• Interview Smartes Material für Textilien von morgen DIEMESSE im Gespräch mit Veronika Aumann, Weißensee Kunsthochschule Berlin Frau Aumann, Sie sind Textildesig- nerin und -forscherin an der Kunst- hochschule Berlin Weißensee und arbeiten an der Schnittstelle zwi- schen Technik und Textil. Auf der Domotex halten Sie am 13. Janu- ar einen Impulsvortrag zum The- ma „Experimental Material Re- search“. Worum geht es da genau? Im Impulsvortrag auf der Domo- tex werden Konzepte, Prozesse und Ergebnisse aus der „Experi- mentellen Materialforschung“ des Textil- und Flächendesigns ge- zeigt und anhand von konkreten Projekten und Studierendenar- beiten ein Einblick gegeben, wel- che Fragen wir uns stellen und wie vielseitig Designer praxisbasiert und forschend arbeiten. Im For- schungsprojekt zu „Digitale Ma- terialien“ beispielsweise wird sich damit auseinandergesetzt, wie di- gitale Prozesse in physischen Ma- terialien wirksamwerden können. An der Kunsthochschule Berlin Weißensee sind Sie mit dem For- schungsschwerpunkt smart3 be- traut. In verschiedenen Pro- jekten entstehen innovative Produkte auf der Basis von smart materials, also Werk- stoffen, die die Fähigkeit be- sitzen, aus sich selbst heraus auf Umweltbedingungen zu reagieren. Um was für Mate- rialien handelt es sich dabei und welche Anwendungsge- biete gibt es? Die aktiven Materialien, die im smart3-Forschungskon- sortium unter Leitung des Fraunhofer IWU in Dresden untersucht werden, sind Materialien ganz unter- schiedlicher Werkstoffklassen: Keramiken, Metalle und Polyme- re. Die Gemeinsamkeit der Piezo- keramiken, der Formgedächtnisle- gierungen und der Dielektrischen Elastomere ist, dass alle drei Ma- terialien steuerbar und reversibel ihre Form verändern können. Die thermischen Formgedächtnisle- gierungen beispielsweise sehen aus wie ein herkömmlicher Draht, ab einer bestimmten Temperatur verändern sie sich allerdings ge- räuschlos und sehr ästhetisch in eine beliebige, vorher eintrainier- te Form. Ich arbeite seit vier Jah- ren mit Formgedächtnislegierun- gen und freue mich immer noch jedes Mal, wenn sich das Material „einfach so“ bewegt. Anwendun- gen dafür gibt es bislang vor allem im technischen und im medizini- schen Bereich – unsere Aufgabe als Designer ist es, „outside the box“ Möglichkeiten und Po- tenziale der Materialien zu entwickeln. Als Designerin entwerfen sie klassische Stoffkollektionen sowie Muster für Bekleidung und Interior. Wie sind Sie zu smart materials gekommen? Schon im Studium in Wei- ßensee, bei einem interdis- ziplinären Semesterprojekt im „eLAB“. Mich fasziniert die Logik von technologi- schen Prozessen ebenso wie die Anmut und Vielseitigkeit von Textilien und Materiali- en. In meinem Forschungsbereich schließen sich weiches Textil und harte Technik nicht aus, im Ge- genteil: Eben genau durch die Ver- schmelzung von erstmal vielleicht Widersprüchlichemwird versucht, tatsächlich innovative Konzepte und Ideen zu entwickeln. Das traditionelle Handwerk ist wieder stark im Kommen, die Men- schen suchen verstärkt nach un- verwechselbaren Produkten oder gar Unikaten. Additive Fertigungs- techniken wie der 3D-Druck eröff- nen Designern neue Spielräume der Individualisierung. Wie werden Handwerkskunst und hochmoder- ne Produktionstechnologie in der Zukunft harmonisieren? Ziemlich gut, denke ich, da sich traditionelles Handwerk und Di- gitalisierung ja nicht zwingend ausschließen, sondern vielmehr auch ein „digitales Handwerk“ entstehen kann. Die Möglichkei- ten durch digitale oder autonome Fabrikation werden außerdem be- stimmt weitreichender sein, als Produkte lediglich zu individua- lisieren. Hier können gerade wir Designer die Potenziale noch gut ausschöpfen. Wenn ich Sie bitten würde, die In- neneinrichtung meiner Wohnung unter Einsatz innovativer smart materials neu zu gestalten, wie würde das Ergebnis aussehen? Mhmm. Konkret könnten das bei- spielsweise Tapeten sein, deren Farbe oder Muster sich verändern lässt. Aber eigentlich finde ich es interessanter, wie wir mit digi- talen Möglichkeiten und aktiven Materialien umgehen und welche tatsächlich sinnvollen Ideen und Konzepte sich entwickeln lassen, die über einen „digitalen Anstrich“ von Bekanntem und Gewohntem hinausgehen. Vielleicht ändert sich in den nächsten 50 Jahren ja nicht nur unsere Inneneinrichtung, son- dern unsere ganze Wohnsituation. Wie sehen Sie die Zukunft des De- signs angesichts knapper werden- der Ressourcen und der Forderung nach nachhaltiger Produktion? Es müsste einfach viel, viel weni- ger und dafür sinnvoller produ- ziert werden. Insofern können Materialien und Produkte entwi- ckelt werden, deren Funktion und Ästhetik adaptierbar, veränderbar sind und somit länger und vielsei- tig nutzbar werden. Designlösun- gen können aber ebenso dazu die- nen, tatsächlich unseren Umgang mit Produkten und die Sichtweise auf Produkte zu ändern. Wenn Designer quer denken, wird es interessant. Veronika Aumann lehrt an der Weißen- see Kunsthochschule Berlin im Bereich Experimentelle Mate- rialforschung und bringt dort weiches Textil mit harter Tech- nik zusammen. Was man mit formveränderbaren Materialien und responsiven Oberflächen al- les anstellen kann, erklärt sie im Gespräch mit DIEMESSE . Veronika Aumann, Textildesigne- rin und -forscherin an der Weißen- see Kunsthochschule Berlin Foto: Lukas Fischer Die Weißensee Kunsthochschule Berlin experimentiert mit formveränderbaren Materialien. Foto: André Wunstorf Treffpunkt Handwerk : skilled trades event now in Hall 13 Visitors and exhibitors have the opportunity to get fresh knowledge for the ooring and related sectors attending expert talks Domotex is a key international showcase for interior furnishers and decorators, parquet install- ers, floor layers, joiners and paint- ers. It has always served as a one- stop shop for all the products and services needed by tradespeople who work in the flooring and re- lated sectors. From this year on, the show will feature a revamped hall layout in which the ever-popu- lar “Treffpunkt Handwerk” skilled trades event and the displays of flooring application and installa- tion technologies are located in Hall 13. The new location will give visitors from the skilled trades everything they need in order to be even more effective at their jobs. They will be able to compare notes with their peers, try out new products and familiarize themselves with the latest floor- ing application and installation systems. Hall 13 also offers profes- sional development opportunities in the form of expert talks and lectures. The “Treffpunkt Handwerk” lec- ture programme is all about giv- ing trade professionals knowledge and insights they can use in their everyday work. The lectures and talks will be moderated by Norbert Strehle, an expert in screed laying, parquet installation and floor lay- ing in general. Spanning all four days of Domotex, the programme features presentations on current issues and challenges and the lat- est solutions and techniques by leading experts. Experts sharing know-how Photo: Deutsche Messe / Thomas Koy

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