Brau 2019

•••6••• Branchennews Gegen die Trockenheit Hopfen braucht Bewässerung D er Deutsche Wetterdienst be- richtet, dass die Jahresmit- teltemperaturen in deutschen Hopfenanbaugebieten seit Ende des 19. Jahrhunderts um 1,5 Grad gestiegen sind und bis 2050 um weitere 1 bis 1,5 Grad steigen wer- den. Dazu gibt es einen Trend zu selteneren, dafür heftigeren Nie- derschlägen. Starkregen kann der trockene Boden nicht aufnehmen. Höhere Temperaturen, weniger Regen Höhere Verdunstung durch Hitze sorgt für Dürre und Trockenheit. Das setzt dem Hopfen zu. Derzeit stehen in Deutschland etwa 20 Prozent aller Hopfengärten unter Bewässerung. Nach Einschätzung von Experten könnten mittelfris- tig rund 80 Prozent das nötig ha- ben. Die Lösung liegt hier nicht allein im Fortschritt der Techno- logie. Verbände und Politik ringen bereits um die knappe Ressource Wasser. Aber: Mit einer guten Sor- tenauswahl und vorrausschauen- der Züchtung ließen sich die He- rausforderungen meistern – nur müssten dafür auch die Brauer und letztlich die Biertrinker mit- ziehen. Biertrinken in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels – das schmeckt anders als noch vor 20 oder 30 Jahren. Hopfen ist eine sehr intensive Kultur, er wächst nicht einfach so auf den Feldern, um Hopfen muss der Pflanzer sich redlich bemühen. Deshalb überrascht es eigentlich ein bisschen, dass der ach so pflegebedürftige Hopfen eins in aller Regel nicht von sei- nem Pflanzer bekommt: Wasser. Mit seinem stark ausgeprägten, mehrere Meter tiefen Wurzelsys- tem kann Hopfen den Wasser- vorrat des Bodens gut und lange ausschöpfen. Die Pflanze kann mit Wasserstress relativ gut um- gehen, neigt nicht zur Notreife wie etwa Getreide, rollt auch die Blätter nicht ein wie Mais. Dazu kommt, dass Hopfen traditionell auf sehr guten Standorten mit hoher Wasserspeicherfähigkeit angebaut wird. Gerade mal ein Fünftel aller deutschen Hopfen- pflanzen wird künstlich bewäs- sert. Damit steht Deutschland relativ allein, in anderen Hopfen- ländern wie den USA ist Bewäs- serung der Normalfall. Am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Bayeri- schen Landesanstalt für Landwirt- schaft (LfL) am Standort Wolnz- ach beschäftigt man sich seit den 1990ern mit der Forschung zur Be- wässerung von Hopfen. Denn das fehlende Wasser sorgt für Einbu- ßen beim Geschäft. „Wir können uns mit der Bewässerung in zwei- facher Richtung absichern und so- wohl Ertrag als auch Alphasäure bis zu einem gewissen Grad stabi- lisieren“, sagt Johann Portner. Lei- ter der Arbeitsgruppe Hopfenan- bau beim LfL. Zukünftig ist mehr Bewässerung nötig. Foto: Andre Klimke

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