Biofach 2021
•••8••• Branchennews Speisenangebot mit Strategie Erstes Treffen im Projekt „Außer-Haus-Angebote – nachhaltig und gerecht gestalten“ M ehr Klimaschutz und Gerech- tigkeit bei den Angeboten in der Gemeinschaftsgastronomie zu erreichen – das ist das überge- ordnete Ziel des Projektes „Außer- Haus-Angebote – nachhaltig und gerecht gestalten“ (GeNAH) der FH Münster und ihren Partnern. Es wird von der Deutschen Bun- desstiftung Umwelt (DBU) fach- lich und finanziell mit 467000 Euro gefördert. Zum ersten Mal hat sich nun der Lenkungskreis getroffen, um sich über die Detailplanung auszutauschen. Ein Team um die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Petra Teitscheid vom Institut für Nachhaltige Ernährung (iSuN) hatte zu der Videokonferenz ein- geladen. Im Lenkungskreis sind Verant- wortliche aus Verpflegungsbetrie- ben, Bildungseinrichtungen und Trägerorganisationen vertreten. Gerade bei ihnen, den Trägerorga- nisationen, setzt GeNAH an. „Wir möchten nicht in jeder einzelnen Großküche von vorne anfangen, sondern nachhaltige Verpfle- gungsangebote über die Struktu- ren der großen Träger ausrollen und dauerhaft etablieren. Ge- meinsam mit den Partnern entwi- ckeln wir Prozesse und Angebote praxisnah weiter“, so Teitscheid, die wissenschaftliche Leiterin des Projekts. Bis zum geplanten Projektende im Dezember 2023 soll bei den Partnern flächendeckend eine Verpflegung verbreitet sein, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte bei Produktion, Verarbeitung und Konsum inte- griert. „Selbstverständlich ge- hören für uns auch gesunde und geschmacklich ansprechende Angebote dazu“, erläutert Ko- ordinatorin Silke Friedrich vom iSuN. Dafür arbeitet das Team mit dem hochschuleigenen food lab muenster zusammen. In der ers- ten von drei Phasen werden die Grundlagen geschaffen. Dazu ge- hört etwa, Wissen aus der Praxis zu bündeln, nachhaltige Speise- pläne sowie Konzepte zur Bildung und Schulung von unterschiedli- chen Zielgruppen zu entwickeln. Außerdem wird eine Wissensda- tenbank für Betriebe entstehen. In der zweiten Phase werden Konzepte und Blaupausen bei den Kooperationspartnern erprobt und evaluiert, bevor sie dann in die Trägerstrukturen weitergetra- gen werden. Kooperationspart- ner sind das Bistum Münster, die Himmlischen Herbergen und die LWL-Kliniken in Münster und Len- gerich. Im dritten Arbeitspaket stehen Transfer und Netzwerken im Mittelpunkt, damit die Ergeb- nisse Fachkreise und Öffentlich- keit erreichen. Wegen Corona musste der Pro- jektbeginn verschoben und Ar- beitsschritte zeitlich gestreckt werden. So plant das iSuN-Team erst ab dem Sommer, in die Ver- pflegungsbetriebe zu gehen. Trotz Pandemie ist die Motivation der drei Kooperations- und 16 Pra- xispartner groß, sich mit nachhal- tigem Wirtschaften zu befassen, wie Silke Friedrich beobachtet. „Sie möchten jetzt erst recht zu- kunftsfähige Perspektiven entwi- ckeln.“ Eine Einstellung, die Len- kungskreis-Mitglied Thomas Voß bestätigt. „Angesichts der ande- ren real existierenden globalen Herausforderungen durch Klima- krise und Artensterben wäre es für uns fahrlässig, in der Corona- Pandemie unser Engagement für Nachhaltigkeit einzustellen oder auch nur zurückzufahren“, so der Kaufmännische Direktor der LWL- Kliniken in Münster und Lenge- rich. Mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in der Gemeinschaftsgastronomie ist das Ziel eines Projekts von FH Münster und Partner. Foto: FH Münster / Dzemila Muratovic Höfe beim Insektenschutz unterstützen: „Wer zusätzliche Leistung erbringt, braucht dafür einen Ausgleich“ 2019 haben Landwirtschafts- und Umweltministerium gemeinsam ein Insektenschutzpaket be- schlossen, dessen gesetzlicher Teil nun umgesetzt werden soll. Der Vorsitzende des Bund Ökologi- sche Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwen- stein, kommentiert die aktuelle Diskussion: „Der BÖLW begrüßt, wenn der Insektenschutz gestärkt wird. Artenvielfalt ist das Immun- system unserer Erde, unabding- bar für die Landwirtschaft und damit für unser Überleben. Die aktuell diskutierten Gesetzent- würfe zum Insektenschutzpaket können hier für den wirksamen Schutz der Biodiversität nur ein erster Schritt und Baustein sein. Pauschale Aussagen zur Unter- stützung der Betriebe in ge- schützten Gebieten helfen jedoch nicht weiter. Der Ernst der Lage des Insektensterbens erfordert ebenso Differenzierung wie die aktuelle Fördersituation. Denn das Ob und das Wie der Unter- stützung von Betrieben, die in Vo- gelschutz- oder FFH-Gebieten wirtschaften, wird über den Natu- ra2000-Ausgleich von den Bun- desländern bestimmt. Die gehen damit allerdings mitunter sehr un- terschiedlich um. Bund und Län- der müssen die Voraussetzungen für den finanziellen Ausgleich hö- herer Auflagen beim Insekten- schutz schaffen. Messlatte für ei- ne solche Unterstützung muss der Standard des ‚Integrierten Pflan- zenschutzes‘ sein, der gesetzlich vorgeschrieben, aber vielfach nicht umgesetzt ist. Die Aus- gleichsfinanzierung für Insekten- schutzmaßnahmen der Bäuerinnen und Bauern gelingt, wenn mehr Mittel für Agrarumweltprogram- me zur Verfügung gestellt werden. Dafür braucht es eine höhere Um- schichtung von Agrargeldern aus den Direktzahlungen in die 2.Säule, wie sie beimTreffen der Agrarmi- nister am vergangenen Freitag diskutiert wurde. Wenn mit dem Inkrafttreten des Paketes die Be- triebe einen ausreichenden Aus- gleich und Anreizhaben, werden weitere Höfe auf Bio umstellen. Das ist wichtig, denn Ökolandbau tut weit mehr als nur Herbizide oder besonders bienengefährli- che Insektizide wegzulassen, wie es aktuell im Kontext des Insek- tenschutzpaketes diskutiert wird. Bio ist als Produktionssys- tem ein umfassendes und ganz- heitliches ‚Insektenschutzpaket‘, das deutlich über die jetzt disku- tierten gesetzlichen Auflagen hin- ausgeht. Der mit Ökolandbauver- bundene höhere Aufwand muss auch künftig verlässlich ausgegli- chen werden. Dass Biopositiv auf Artenvielfalt, Wasser und Boden wirkt, hat dieWissenschaft vielfach bestätigt.“ Artenvielfalt ist das Immunsystem unserer Erde Foto: pixabay
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