Biofach 2021
•••4••• Branchennews Wichtigkeit von Dorfläden Ortskerne lebendig halten Mit dem Vorhaben werden Kom- munen bei der Entwicklung innova- tiver Projekte zur Nahversorgung unterstützt. Nun übergab Bundes- ministerin Julia Klöckner in einer Vi- deokonferenz die ersten acht von insgesamt 15 Förderbescheiden an die Bürgermeisterinnen und Bür- germeister. Sie werden in den kom- menden zwölf Monaten mit bis zu 50000 Euro bei der Ausarbeitung ihrer Konzepte unterstützt. Diese Vorhaben werden gefördert: Gemeinde Filsum (Niedersachsen): Die Gemeinde erhält 50000 Euro für ihr Projekt OMA: Der Ort mit rund 2 000 Einwohnern plant ei- nen Ostfrieslandmarkt, in dem aus- schließlich Lebensmittel und ande- re Produkte verkauft werden, die in Ostfriesland produziert wurden. Neben einem Laden ist auch ein Online-Dienst geplant, der die gan- ze Region mit ostfriesischen Pro- dukten versorgen soll. Betrieben wird der Ostfrieslandmarkt von der Lebenshilfe Leer, dieMenschenmit Handicap beschäftigt. Samtgemeinde Elbtalaue (Nieder- sachsen): Ebenfalls knapp 50000 Euro erhält die Samtgemeinde Elbtalaue. Sie will ein Nahversorgungskonzept entwickeln, das Lieferketten ver- kürzt und den Betrieben der Region kostengünstige Möglichkeiten der Direktvermarktung eröffnet. Dazu sollen unter anderem Standortcon- tainer dienen, die an Dorfläden, öf- fentlichen Einrichtungen, aber auch auf Privatgrundstücken aufgestellt und mit bestellten Waren befüllt werden. Diese können dann von den Kunden abgeholt werden. Gemeinde Steinhöfel (Branden- burg): Die Gemeinde Steinhöfel wird mit knapp 50000 Euro unterstützt. Der Ort plant unter dem Namen Dorf- Markt24 drei bis fünf Multifunk- tions-Dorfläden in leerstehenden Gebäuden, die rund um die Uhr geöffnet sind. Mittels digitaler Ver- netzung soll die Abrechnung auto- matisiert und die Produktpalette an die Wünsche der Verbraucher angepasst werden. Auch können Kunden online sehen, welche Wa- ren imAngebot sind. Gemeinde Wusterhausen/Dosse (Brandenburg): Die Gemeinde erhält knapp 50000 Euro. Mit dem Geld soll eine Mach- barkeitsstudie zum Einsatz von Lieferdrohnen erstellt werden. An- gedacht ist, Waren mittels Droh- nen an zentralen Orten oder auf Grundstücke von Testhaushalten zu liefern. Geprüft wird das Vorha- ben nicht nur unter Sicherheitsas- pekten. Es soll auch aus ingenieurs-, sozial-, rechts- und wirtschaftswis- senschaftlicher Perspektive evalu- iert werden, welche Chancen und Herausforderungen im Einsatz von Lieferdrohnen aktuell und perspek- tivisch für eine Verbesserung der Nahversorgungssituation im ländli- chen Raumbestehen. Markt Kinding (Bayern): Der Ort wird mit 50000 Euro bei der Entwicklung einer regionalen Online-Bestellplattform unter- stützt. Ziel ist es, vorrangig durch regionale Anbieter Produkte von vorhandenen Dorfläden, Wochen- märkten und Direktvermarktern an Verbraucher auszuliefern. Dane- ben soll mittels empirischer Erhe- bung und individueller Befragung geprüft werden, welche Chancen sich aus der Einrichtung eines sta- tionären Regionalladens oder eines Ladennetzwerks ergäben. Rehau (Bayern): Knapp 50000 Euro gibt es für die Stadt Rehau. Hier ist geplant, den bestehenden „Hofer Landbus“ zu einem „Hofer Landlieferbus“ aus- zuweiten, der gleichzeitig Perso- nen undWaren auch in entlegenere Orte transportiert. Neben sozialen und ökonomischen Aspekten wird mit dieser Idee auch ein ökologi- scher Ansatz verfolgt. Buchungs- system und Tourenplanung sollen digital erfolgen, auch eine Ruf-Funk- tion für den Bus ist angedacht. Hansestadt Osterburg (Altmark) und die Verbandsgemeinde See- hausen (Altmark) (Sachsen-Anhalt): Die beiden Gemeinden planen in ihrem Verbundprojekt MONA LiSA, mobile Dienstleiter wie Pflegediens- te, Physiotherapeuten, Postboten oder Müllabfuhr, die ohnehin auch in abgelegeneren Orten unterwegs sind, in die Lieferung von Lebens- mitteln mit einzubeziehen: Diese holen die Waren, die vom Kunden zuvor online bestellt wurden, in ei- nemLebensmittelgeschäft ab, neh- men die Warenkiste auf der Tour, die sie ohnehin machen würden, mit und stellen sie in einer vollau- tomatisierten Station auf demDorf ab. Dort können die Lebensmittel dann vomKunden jederzeit per PIN oder Code-karte abgeholt werden. Für die Ausarbeitung dieses Kon- zepts erhält Osterburg rund 20000 Euro, die Verbandsgemeinde See- hausen fast 9000 Euro. Bundesministerin Julia Klöckner: „Für die Lebensqualität auf dem Land ist auch entscheidend, dass man ohne große Wege erreicht, was man zum täglichen Leben braucht. Geschäfte, das spontane Treffen beim Einkauf machen Orts- kerne attraktiv und lebendig. Sehr gern unterstütze ich deshalb die vielen tollen Ansätze, mit denen die Kommunen neue Wege bei der Nahversorgung gehen wollen. Das soll Schule machen.“ Dr. Gerd Landsberg, Hauptge- schäftsführer des Deutschen Städ- te- und Gemeindebundes: „Gleich- wertige Lebensverhältnisse und zukunftsfeste Perspektiven für alle Menschen zu schaffen, unab- hängig davon, wo sie leben, muss weiterhin herausragendes Ziel von Politik und Gesellschaft sein. Wer Bürger*innen in ländlichen Räu- men halten will oder für Kommu- nen außerhalb der von Metropol- regionen gewinnen will, muss gute Erwerbsmöglichkeiten, Wohnraum, attraktive Verkehrsverbindungen, Bildungs- und Freizeitangebote und natürlich auch attraktive und leistungsstarke Nahversorgung im Angebot haben. Mit dem gemein- samen Projekt „LandVersorgt“ werden innovative Ideen gefördert, um attraktive Versorgungsstruktu- ren in den Städten und Gemeinden zu entwickeln. Dorfläden können Marktplatz und zentraler Treff- punkt für Jung und Alt sein und so zur Vitalisierung der Ortskerne bei- tragen. Dies wird uns jedoch nur gelingen, wenn wir überzeugende und innovative Nahversorgungs- konzepte schaffen, die auch ande- re Kommunen zum Nachahmen anregen.“ Bis zu 50000 Euro für Dorfläden Foto: BMEL / Torsten Silz Fortsetzung von Seite 1
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