BAU 2019

Herr Pakleppa, die Baukonjunk- tur läuft gut – Ihr Verband rech- net mit einem Umsatzwachstum von 6 Prozent auf 120,8 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2018, für das neue Jahr erwarten Sie erneut ein Wachstum von sechs Prozent auf 127,9 Milliarden Euro. Welche Gründe gibt es für diesen Boom? Über die Umsatzentwicklung am Bau kann man sich in der Tat nicht bekla- gen: Zu den Hauptgründen für die- se Entwicklung zählen vor allem die anhaltend hohe Nachfrage im Woh- nungsbau, die Investitionsbereitschaft der deutschen Wirtschaft wie auch der Investitionshochlauf der öffentli- chen Hand. Wir rechnen also in allen Sparten mit einemWachstum. Stabile Auftragseingänge und hohe Auftrags- bestände veranlassen uns dazu. Zuletzt stand die Branche wegen ho- her Baupreise am Pranger. Warum haben die Preise derart angezogen? Nach langen Jahren, in denen es unse- ren Firmen gar nicht oder nur unzu- reichend gelang, die steigenden Kosten am Markt in höhere Baupreise umzu- setzen, steigen diese seit dem Vorjahr wieder mit höheren Raten. Damit sind wir endlich in der Lage, die Risiken des Baugeschäfts zu bepreisen. Kostenstei- gerungen sind vor allem bei Baustoffen und Baumaterialien festzustellen. Zudem haben wir im vergangenen Jahr mit einer Erhöhung der Tarif- löhne um 5,7 % – bei einer Laufzeit von 26 Monaten – einen kräftigen Schub in unserer lohnkostenintensi- ven Branche zu verkraften. Folglich geht ein großer Teil der Umsatzstei- gerung auf höhere Baustoffpreise und höhere Löhne zurück. Wie werden sich Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau in 2019 entwickeln? Bis Oktober wurden knapp 290.000 Wohnungen (in Wohngebäuden; Neu- und Umbau) genehmigt. Am Tiefpunkt der Baufertigstellungen in 2009 waren es nur knapp 146.000 Wohnungen, also rund 50 % des heu- tigen Niveaus. Die große Nachfrage in Metropol- und Universitätsstädten imWohnungsneu- bau hält unvermindert an. Dies spie- gelt sich im Mehrfamilienhausbau wider, wo bis zumOktober Baugeneh- migungen für gut 149.000Wohnungen (+5,7 %) erteilt wurden. Der Ein- und Zweifamilienhausbau stagniert seit Längerem und war in den ersten 10 Monaten mit Minus 1,6 % rückläufig. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern hoffen wir für 2019 ff. auf die positi- ven Effekte des Baukindergelds. Für das Jahr 2018 rechnen wir mit einem Umsatzwachstum von 6,5 % auf 44,5 Mrd. Euro. Für 2018 gehen wir weiterhin von rund 300.000 neu- en Wohnungen aus. Angesichts der hohen Ausgangsbasis verlangsamt sich das Wachstumstempo im kom- menden Jahr auf etwa 5,5 %. Der Zu- wachs resultiert im Neubau aus dem Mehrfamilienhausbau und aus Um- baumaßnahmen. Für 2019 rechnen wir mit der Fer- tigstellung von insgesamt 315.000 – 320.000 Wohnungen. Und wie entwickelt sich der Wirt- schaftsbau? Im internationalen Umfeld haben sich in den vergangenen Monaten die Konjunkturaussichten verdüstert. Die Handelspolitik der USA, der Brexit, der Haushaltskonflikt zwischen Ita- lien und der EU und die Finanzkri- se in einigen Schwellenländern be- lasten die Weltwirtschaft und damit die deutsche Exportindustrie. Dennoch kann von einer Konjunktur- krise noch nicht die Rede sein. Die Baugenehmigungen (veranschlagte Baukosten) im Wirtschaftshochbau legten von Januar bis Oktober um immerhin 15 % zu. Die Dienstleister am Standort Deutschland sind mit Bauinvestitio- nen von 43 Mrd. Euro im Jahr 2017 die wichtigste Auftraggebergruppe. Diese – inklusive des Handels – pro- fitieren auch weiterhin von der stabi- len Inlandsnachfrage. So sind denn auch von Januar bis September die Baugenehmigungen für Handels- und Lagergebäude um 6 %, für die sonstigen gewerblichen Betriebsgebäude sogar um 40 % ge- stiegen. Im Wirtschaftstiefbau setzen wir weiterhin auf die Investitionstätig- keit der Deutsche Bahn AG. Der Bund hat seine Investitionszuschüs- se deutlich erhöht und wird sowohl 2018 als auch 2019 für die Eisenbah- nen des Bundes rund 5,6 Mrd. Euro zur Verfügung stellen. Gleichzeitig treibt die DB AG die Modernisie- rung ihrer Bahnhöfe weiter voran. Hierfür sollen 2019 gut 1 Mrd. Euro zur Verfügung stehen. Wir rechnen daher im Wirtschafts- bau für 2018 mit einem Umsatz- wachstum von 7 % auf 43 Mrd. Eu- ro %. Die anhaltend hohe Nachfrage zeichnet auch für 2019 ein optimis- tisches Bild. Wir rechnen erneut mit einem Wachstum um 6 %. Und wie verhält es sich mit dem öffentlichen Bau? Nach langen Jahren der Investitions- zurückhaltung der öffentlichen Hand zeigt sich nun wieder ein deutliches Wachstum der Bautätigkeit. Vorrei- ter war der Bund, der von 2014 bis 2017 die Investitionen bzw. Investi- tionszuschüsse in Bundesfernstraßen, Eisenbahnen des Bundes, Bundes- wasserstraßen und den kombinierten Verkehr von 10,3 auf 13,3 Mrd. Euro gesteigert hat. Diese Entwicklung setzt sich auch in der neuen Legislaturperiode fort. Für 2018 und 2019 ist ein weiterer Aufwuchs der Investitionsmittel um 1 Mrd. Euro bzw. 250 Mio. Euro in die Haushalte eingestellt. Aber auch die Länder haben von 2013 bis 2017 ihre Ausgaben für Baumaßnahmen von 6,7 auf 8,7 Mrd. Euro deutlich ausgeweitet. Ne- ben dem unabweisbaren Bedarf vor allem im Bildungssektor – Schulen und Hochschulen – dürfte dies auch auf die deutlich verbesserte Finanz- lage zurückzuführen sein. Sorgenkind bleiben die Kommunen mit einem Anteil an den staatlichen Bauinvestitionen von gut 50 %. Zwar haben auch diese in den vergangenen Jahren ihre Investitionen in Bauten ausgeweitet, allerdings sind die Net- toinvestitionen mit rund 7 Mrd. Euro deutlich negativ. Hier ist zumindest partiell Abhilfe in Sicht. Daher er- wartet der Städtetag für das laufende Jahr einen Ausgabezuwachs bei den Baumaßnahmen von 7 %, 2019 sollen es sogar 8,1 % sein. Vor diesem Hin- tergrund erwarten wir für das Jahr 2019 ein Umsatz Zuwachs von 6 % auf dann 35,3 Milliarden €, nachdem auch in 2018 die Umsätze im öffent- lichen Bau um 5 % gestiegen waren. Etwa 830.000 Menschen sind im Baugewerbe beschäftigt - aller- dings herrscht ein reger Wettbe- werb um Fachkräfte. Gibt es einen Fachkräftemangel? Lassen Sie mich vorausschicken, dem Bauhauptgewerbe ist es in den letzten 10 Jahren gelungen, knapp 130.000 Beschäftigte wieder neu einzustellen. Noch im Jahr 2009 verfügte das Bauhauptgewerbe jahresdurchschnittlich über weni- ger als 705.000 Beschäftigte. Auch die Zahl der Auszubildenden steigt wieder: 2017 haben wir die Zahl der Auszubildenden im ersten Lehrjahr um 7,6 % erhöhen können, auch für dieses Jahr erwarten wir ein deut- liches Plus. RA Felix Pakleppa, Hauptgeschäfts- führer Zentralverband Deutsches Baugewerbe Foto: ZDB / Tobias Koch Interview mit RA Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentral- verband Deutsches Baugewerbe Fortsetzung auf Seite 4 Fachinterview – Anzeige Triflex GmbH & Co. KG info@triflex.com | www.triflex.com MESSE BAU 14.-19.01.19 HALLE B6 STAND 522 ABDICHTUNG RUNDUM SORGLOS. Exzellente Lösungen für jede Anforderung/Herausforderung. Exzellente Sicherheit von der Planung bis zur Ausführung. Exzellenter Service während des gesamten Projektablaufs. Exzellente Verarbeitung durch geschulte Verarbeiter.

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