BAU 2017

•••2••• Interview Neue Software für Bau- und Städteplaner DIEMESSE im Gespräch mit Mag. rer. nat. Astrid Achatz, Chen der Fraunhofer-Allianz Bau Frau Achatz, 14 Fraunhofer- Institu- te haben sich schon vor einiger Zeit zusammengeschlossen zur Fraun- hofer-Allianz Bau. Was bezwecken Sie damit? Die Fraunhofer-Gesellschaft be- steht aktuell aus 67 Forschungs- einrichtungen in ganz Deutsch- land – das macht es für Kunden oftmals schwierig, den geeigne- ten Ansprechpartner für ihren Be- darf zu finden. Um dem Markt zu einer zukunftsweisenden Techno- logie oder einer speziellen Bran- che eine zentrale Anlaufstelle zu bieten, haben sich die Fraunhofer- Institute in Allianzen zusammen- geschlossen. Die Fraunhofer-Al- lianz Bau bündelt beispielsweise die wichtigsten Kompetenzen der Fraunhofer-Gesellschaft für die Baubranche. Durch den Zu- sammenschluss von Forschungs- einrichtungen unterschiedlicher Disziplinen ist es uns möglich, die steigende Komplexität, mit der das Bauwesen zunehmend kon- frontiert ist, mit fachübergrei- fenden Systemlösungen aus einer Hand zu bedienen und damit die Innovationskraft zu stärken. In- dem wir aktiv die wesentlichen Bautrends aufgreifen, verstehen wir uns als Richtungsgeber und Wegweiser für Forschung, Indus- trie und Politik. Die Fraunhofer-Allianz Bau ist auf der BAU in Halle C2.538 auf einem Gemeinschaftsstand zu finden. Welche Schwerpunkte setzen Sie in diesem Jahr in München? Als strategischer Partner der Messe München ha- ben wir keinen gewöhnli- chen Gemeinschaftsstand, sondern sind als Sonder- schau ein Teil des Rahmen- programms der BAU 2017. Mit dem Titel „Fraunhofer StadtLabor“ wollen wir be- tonen, dass wir Forschung und Entwicklung anbie- ten, weshalb der Grad der Marktreife der vorgestellten Exponate sehr unterschied- lich ist. Der Untertitel „Mit Forschung und Entwicklung Lebensräume gestalten“ macht deutlich, dass das Nachhaltigkeitsprinzip un- sere gesamte Forschungs- und Entwicklungsarbeit begleitet und Mensch und Umwelt dabei im Mittelpunkt stehen. Mit unse- ren Forschungsinhalten greifen wir die aktuellen Bautrends auf und das spiegeln die vier Themen- schwerpunkte unserer Sonder- schau wider: „Ressourceneffizi- enz und Energiemanagement“, „Intelligente Fassade“, „Sicher- heit & Komfort“ sowie „Digitales Planen, Bauen und Betreiben“. Besucher finden hier eine Vielfalt von Produkt- und Systemlösungen aus der aktuellen Forschungs- und Entwicklungsarbeit von Fraunho- fer. Im Forum B0 stellen Fraun- hofer-Experten außerdem unter dem Titel „Von der Vision in die Praxis“ aktuelle Forschungser- gebnisse vor. Spannende Vorträ- ge halten meine Kollegen unter anderem zu Hochleistungswerk- stoffen, Prozessoptimierung oder modularem Bauen. Das Fraunhofer-Institut für Mik- roelektronische Schaltungen und Systeme IMS in Duisburg hat eine neue Technik namens NILM (Non- intrusive Load Monitoring) zur intelligenten Messung des Strom- verbrauchs entwickelt. Einen Pro- totyp stellen Sie auf der BAU vor. Was kann dieses System? Bislang kann man entweder den Gesamtstromverbrauch mehrerer Geräte zentral messen oder man benötigt mehrere Messgeräte, um den Verbrauch der einzelnen Geräte bestimmen zu können, was sehr aufwendig ist. Mit NILM kann der Gesamtstromverbrauch nach einzelnen Geräten aufge- schlüsselt und visualisiert wer- den. Das Messgerät wird an einer zentralen Stelle installiert und er- setzt das aufwendige Anbringen und Verwalten vieler Messgeräte. Dieses SmartMeter schafft eine Transparenz, die es ermöglicht, gezielt Einsparungen vor- zunehmen oder schadhafte Geräte zu erkennen. Durch die Identifikation von Strom- fressern wird die Grundlage für eine Optimierung des Stromverbrauchs geschaf- fen, die beispielsweise im gewerblichen Bereich ein Einsparpotenzial von bis zu zwölf Prozent ermöglicht. Bauprojektplanung ist eine komplexe Aufgabe, an der viele unterschiedliche Ge- werke beteiligt sind. Das Zu- sammenspiel von Maurern, Architekten und Sanitär- fachleuten birgt viele Feh- lerquellen. Die Bauwerksda- tenmodellierung, auch Building Information Modeling (BIM) ge- nannt, soll die Abstimmung ver- einfachen. Fraunhofer-Forscher stellen während der BAU auf der Sonderschau „Fraunhofer StadtLa- bor – mit Forschung und Entwick- lung Lebensräume gestalten“ ihre Projekte rund um BIM vor. Was bekommen die Fachbesucher da zu sehen? Den Instituten der Fraunhofer- Allianz Bau ist es ein Anliegen mit ihrer Forschung rund um BIM, das Wissen und damit auch die Akzep- tanz gegenüber der Digitalisie- rung des Bauwesens zu erhöhen und beispielsweise auch kleinen und mittelständischen Unterneh- men den Zugang zu ermöglichen. Dazu werden zwei Projekte, BI- MiD und BAU ZEIT, vorgestellt. Außerdemwird ein „digitaler Zwil- ling“ zu sehen sein, also ein digi- tales Gebäudemodell, mit dem es möglich ist, verschiedene Szena- rien zu simulieren, um optimale Planungsentscheidungen zu tref- fen. Als weiteres Highlight wird vor Ort eine sogenannte CAVE (Cave Automatic Virtual Environ- ment) aufgebaut, ein Raum mit virtueller Umwelt, in dem man mit einer Virtual-Reality-Brille in die immersive Gebäudeplanung eintauchen kann. Klimaanlagen gelten ja nicht zu Unrecht als Stromfresser und Keimschleudern, wenn sie unzurei- chend gewartet werden. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bau- physik (IBP) haben eine patentrei- fe Alternative entwickelt, die ge- rade in gesundheitlich sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern, Rehazentren und Fitnessstudios Verwendung finden könnte: De- ckenpaneele, die klimaunabhän- gig kühlen. Wie funktioniert diese Technologie? Die Abkühlung durch die vom Fraunhofer IBP entwickelte Kli- madecke „Clear-Sky-Cooling“ funktioniert nach demselben phy- sikalischen Prinzip wie die des ster- nenklaren Himmels in einer heißen Sommernacht: Indem der offene, kalte Nachthimmel die Wärme aufnimmt, wird die Luft gleich nach dem Sonnenuntergang als angenehm kühl empfunden. Die kalten Kühlflächen der Deckenpa- neele nehmen die Raumwärme direkt, geräuschlos und zugluft- frei auf. Anstatt kalte Luft zu ver- wirbeln, absorbieren die Module die natürliche Strahlungswärme nur dort, wo ein Wohlfühlklima benötigt wird, das sich bereits nach drei Minuten einstellt. Für gesundheitlich sensible Räume sind die Deckenmodule deshalb besonders geeignet, weil die Tech- nologie es ermöglicht, weit unter- halb der Taupunkttemperatur zu arbeiten, sodass kondenswasser- bedingtes Schimmelwachstum vermieden werden kann. Außer- dem lassen sich die etwa zwei Quadratmeter großen Module schnell und flexibel anbringen und wieder demontieren. Sie helfen, die Raumakustik zu verbessern, und ihre effiziente LED-Flächenbe- leuchtung hilft, Energie zu sparen. Die Interpanel GmbH, eine Aus- gründung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP), will das multi- Die Anforderungen an Planung und Durchführung von Bau- projekten werden zunehmend komplexer. Digitale Instrumen- te können Bauunternehmen dabei unterstützen. Auf der Bau können Fachbesucher ei- nen virtuellen Raum betreten, „in dem man mit einer Virtual- Reality-Brille in die immersive Gebäudeplanung eintauchen kann“, erklärt Astrid Achatz, Ge- schäftsführerin der Fraunhofer- Allianz Bau. Was sie sonst noch alles in petto hat, erzählt sie im Interview mit DIEMESSE . Mag. rer. nat. Astrid Achatz, Ge- schäftsführerin der Fraunhofer- Allianz Bau Foto: Fraunhofer-Allianz Bau Kluge Strommesser Virtuelle Baubesprechung in der CAVE Foto: Fraunhofer IAO / Ludmilla Parsyak Fortsetzung auf Seite 4

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