•••6••• Interview noch effizienter und wirtschaftli- cher zu arbeiten? Ist vielleicht die Digitalisierung der Autowerkstatt der Schlüssel zur Lösung? Eine fortschreitende Digitalisie- rung ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, um mit dem stei- genden Kostendruck umzugehen. Ein grundsätzliches Problem bei effizient arbeitenden Betrieben sind die zu niedrigen Stunden- verrechnungssätze, die zwischen Betrieben und den Versicherern ausgehandelt werden. Zu nied- rige Stundenverrechnungssätze sind das Ergebnis des voranschrei- tenden harten Wettbewerbs zwi- schen den Versicherern im Markt der Kfz-Versicherungen. Letztlich ist jedoch der Betrieb der Leidtragende dieses Preiskamp- fes. Oft müssen Betriebe zu Stun- denverrechnungssätzen arbeiten, die noch nicht einmal die Kosten des Unternehmens decken. Wir denken daher, dass ein fairer und nachhaltiger Umgang zwischen Versicherern und den Betrieben der richtige Schlüssel zur Lösung wäre. Digitalisierung ist hierbei nur eines von vielen Werkzeugen, um zukünftig seine Arbeit effizient gestalten zu können. E-Mobilität und autonomes Fahren sind seit Jahren die großen The- men auf Automessen. Wie ist Ihre Branche davon betroffen? E-Mobilität trifft unsere Branche im Karosseriebereich zunächst wenig oder gar nicht, denn auch elektrisch angetriebene Fahrzeuge haben Unfälle, und deren Schäden müssen repariert werden. Wirklich autonomes Fahren auf Level 5 wird uns noch längere Zeit nicht im All- tag begegnen und ist kein Garant dafür, dass keine Schäden an den Fahrzeugen entstehen. Betrachten wir einmal die bereits bestehen- den Fahrerassistenzsysteme als Vorstufe zum autonomen Fahren, so stellen wir fest, dass das Scha- denvolumen keineswegs geringer mit diesen Systemen wurde. Im Gegenteil ist die Schadenhöhe und -komplexität sogar angestiegen, da die sensible Hardware mit Sen- soren und Kameras in unfallemp- findlichen Stellen wie Stoßstange, Karosserie und Fahrzeugglas ver- baut ist. Als Verband sind wir über Kooperationen und Beiratsman- date sehr eng an zukünftigen The- men und können unsere Mitglied- betriebe daher frühzeitig über neue Trends informieren. Manche Experten fürchten, dass Deutschland bei der E-Mobilität den Anschluss an die Weltspitze verliert. Stimmt dieser Eindruck? Es mag momentan der Eindruck bestehen, dass Deutschland an- deren Nationen im Bereich der Elektromobilität hinterher ist. Al- lerdings bleibt der Verbrennungs- motor auch über die nächste Zeit hin das führende Antriebskon- zept, um höhere Reichweiten zu gewährleisten. Zudem muss man sehen, dass in Deutschland ein wesentlicher Teil der bestehen- den Industrie im Zusammenhang mit dem Verbrennungsmotor in- vestiert ist. Dies kann im Hinblick auf eine zunehmende Elektromo- bilität ein Nachteil sein. Asiatische Länder lernen sehr schnell, haben nicht die „Altlast“ einer auf Ver- brennungsmotoren basierenden Industrie und verfügen über eine hervorragende Elektronikkom- petenz in der Fertigung und Ent- wicklung. Hinzu kommt, dass die Qualitätsanmutung zum Beispiel koreanischer und chinesischer Produkte immer besser wird. Al- lerdings vertraue ich auch auf die deutsche Ingenieurskompe- tenz und glaube fest daran, dass wir mit notwendigen Entwick- lungsschritten mithalten werden. Und um Erfolg in dieser Branche zu haben, darf man nicht nur in Deutschland aufgestellt sein, son- dern muss sich global orientieren. Und dies tun unsere Autobauer bereits recht gut. Schon lange werden mehr Fahrzeuge deut- scher Hersteller im Ausland pro- duziert als in Deutschland selbst. Der ZKF präsentiert auf der Auto- mechanika den Beruf des Karosse- rie- und Fahrzeugbaumechanikers, um Schulabgänger für diese Aus- bildung zu begeistern. Was erwar- tet die jungen Besucher am Stand? In der Galleria am Ausbildungs- stand A15 präsentiert der ZKF jungen Menschen, die gerne mit ihren Händen arbeiten wollen, ei- ne wunderbare Ausbildungswelt und animiert zum Mitmachen. Jugendliche können zum Beispiel selbst Fahrzeugteile mit einer in- novativen Methode ausbeulen oder auch einfach Gegenstände aus Metall wie eine Schmuckscha- le oder einen Elefanten abkanten und herstellen. Hierzu laden wir alle Interessierten ein, uns zu be- suchen. Die Messe Automechanika gilt als Leistungsschau der Branche. Auf welche Innovationen sind Sie in diesem Jahr besonders gespannt? Persönlich interessiert mich die Vorstellung von markenübergrei- fenden Diagnose- und Program- mierwerkzeugen. Der ZKF hat hier gemeinsam unter anderem mit dem Zentralverband des Deut- schen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) ein Produkt namens Euro- DFT entwickelt, das barrierefrei den Zugriff auf unterschiedliche Herstellerserver erlaubt und da- durch die Fehleranalyse und -be- seitigung an Fahrzeugen vieler Marken ermöglicht. Ein ideales Werkzeug also für die markenun- abhängige Werkstatt. Darüber hinaus werde ich ein be- sonderes Auge auf Equipment zur Kalibrierung von Assistenz- systemen werfen, was bei deren zunehmendem Einsatz in moder- nen Fahrzeugen immer wichtiger werden wird. ... und lackieren gehört zu den Standardreparaturen der Autowerkstätten. Foto: ZKF Die Karosserie ausbeulen ... Foto: ZKF Fortsetzung von Seite 3
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