Anuga 2017

•••3••• Interview Bislang ungekannte Möglichkeiten DIEMESSE im Gespräch mit Dr.-Ing. Volker Heinz, Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik Herr Dr. Heinz, das Deutsche Insti- tut für Lebensmitteltechnik (DIL) veranstaltet am 9. Oktober die In- novation Food Conference, die auf der Anuga zum zweiten Mal statt- findet. Was ist das Ziel der Dialog- plattform? Das Deutsche Institut für Lebens- mitteltechnik steht für Lösungen aus der Forschung, die den prak- tischen Herausforderungen der Lebensmittelproduktion gerecht werden und dazu beitragen, un- ser globales Lebensmittelsystem kontinuierlich zu verbessern. Das Ziel unserer Veranstaltung auf der Anuga ist die Förderung des Dialoges über disziplinäre und nationale Grenzen hinweg. Im Austausch mit führenden Exper- ten aus Forschung, Industrie und Handel möchten wir Ansätze zur Entwicklung von effizienten Wert- schöpfungsketten, die nachhalti- ge und attraktive Produkte her- vorbringen, erarbeiten und neue Perspektiven aufzeigen. „Digitalismus – Produktion, Verbrauch, Vertrieb“ ist ein weiterer Themenblock. Welche Chancen, aber auch welche Risiken birgt die Di- gitalisierung für die Ernäh- rungswirtschaft? Es gibt viele Beispiele für vielversprechende Entwick- lungen von IT-basierten Lö- sungen in der Lebensmittel- wertschöpfung. Blockchains, Metagenomik und die Se- quenzierung der gesamten Wertschöpfungskette wer- den die Lebensmittelproduk- tion schon bald vor bislang ungekannte Möglichkeiten stellen – Kontaminationen können durch Big Data Manage- ment genauestens prognostiziert und somit noch effektiver vermie- den werden; und per App erfah- ren Verbraucher bereits im Super- markt, welche Ressourcen für ihren Warenkorb eingesetzt wurden. Die Digitalisierung birgt auch ein hohes Potenzial für die wirtschaftliche und logistische Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungsket- te. Durch die Digitalisierung der Geschäfts- und Handelsprozesse können absatzbedingte Zielkonflik- te reduziert und die Effizienz des gesamten globalen Food-Systems gesteigert werden. Des Wei- teren birgt die fortschreiten- de Automatisierung in der Lebensmittelproduktion ho- he Potenzialemit Blick auf die Losgröße 1. Wir haben in Deutschland eine starke Industrie. Die Er- nährungswirtschaft schafft es, neue attraktive und nach- haltige Produkte zu entwi- ckeln und bestehende immer weiter zu verbessern. Für die hiesige Wirtschaft ist es von großer Bedeutung, die vor- handene Innovationskraft auch auf die fortschreitende Digitalisierung zu stützen. Die Herausforderung besteht dar- in, neue disruptive Entwicklungen und deren Potenziale frühzeitig zur erkennen und sie flächendeckend in der Branche zu etablieren. Dies beinhaltet zum Beispiel ein dyna- misches Aus- und Weiterbildungs- angebot für die Fachkräfte in den Unternehmen. Unter dem Schlagwort „Susto- logy“ diskutieren die Experten zudem Konzepte für Nachhaltig- keit bei Lebensmitteln. Warum ist dies von großer Bedeutung für die Branche? Die Erzeugung von Lebensmitteln vollzieht sich in Wertschöpfungs- ketten, entlang denen Rohstoffe unter Verwendung von Energie um- gewandelt und transportiert wer- den. Der Aufwand an Rohstoffen und Energie, aber auch der Nutzen der entstehenden Produkte ist sehr vielfältig und durch zahlreiche Ver- knüpfungen, gegenseitige Beein- flussungen und Rückkopplungen sehr komplex. Das Lebensmittelsys- tem als Ganzes ist ein Teil des Öko- systems der Erde. Als vor 10 000 Jahren mit der Landwirtschaft be- gonnen wurde, war die Tätigkeit des Menschen, über die gezielte Produktion von Getreide und tieri- schen Produkten seine Nährstoff- versorgung sicherzustellen, im Vergleich zur Gesamtbiomassepro- duktion des Planeten noch nicht spürbar. Heute stellt sich das ge- samte Lebensmittelsystem als ein zweischneidiges Schwert dar, das über gigantische Produktivitäts- steigerungen in der Lage ist, 7,5 Mil- liarden Menschen zu ernähren, sich andererseits aber über die Auswei- tung der Kultivierungsfläche und die Zunahme an problematischen Emissionen wie CO 2 oder Stickstoff an der Beschädigung unseres glo- balen Ökosystems beteiligt. Lösungen sind nicht schnell bei der Hand, da Eingriffe an einer Stelle oft schwer abschätzbare Konsequenzen an anderen Stel- len haben können. Die system- orientierte Denkweise fordert, das globale System in Unterein- heiten zu organisieren, deren Verhalten quantitativ zu beschrei- ben ist. Um dieser Komplexität Digitalisierung als Chance für die ganze Branche: „Block- chains, Metagenomik und die Sequenzierung der gesamten Wertschöpfungskette werden die Lebensmittelproduktion schon bald vor bislang unge- kannte Möglichkeiten stellen“, meint DIL-Institutsleiter Dr.-Ing. Volker Heinz im Gespräch mit DIEMESSE . Welche dies sind, diskutiert die Fachwelt während der Anuga auf der Innovation Food Conference. Zweischneidiges Schwert Dr.-Ing. Volker Heinz, Institutsleitung, Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. (DIL) Foto: DIL Während der Anuga findet die Innovation Food Confe- rence am 9. Oktober statt. Foto: Koelnmesse Fortsetzung auf Seite 4 SHOW- COOKING & TASTING HALLE 11.2 B-69A ITALIEN GEMEINSCHAFTSSTAND – AUF DER ANUGA 2017 IN KÖLN HALLE 11.2 | STAND A-70 Alle Infos, alle Firmen: www.anuga.italtrade.com

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