••• 14••• Branchennews Späne statt Papierkram Bürokratie auf Rekordniveau Landwirtschaft, Therapiepraxen und Handwerksbetriebe: Sie alle beschweren sich über eine Bürokratie auf Rekordniveau. Sie befinden sich in guter Gesellschaft: Auch VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann fordert bürokratische Belastungen zu lockern. Ihm ist auch das aktuelle Bürokratieentlastungsgesetz IV zu kleinteilig undmit einem Entlastungsvolumen von einer Milliarde Euro „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Zwar sieht er in Berlin erste Zeichen, dass die Sorgen und Alarmsignale der Wirtschaft endlich gehört werden und unterstützt die Absicht von Wirtschaftsminister Robert Habeck, das deutsche Lieferkettengesetz für zwei Jahre auszusetzen, „voll und ganz“. Die Unzufriedenheit in den Verbänden ist jedoch mit den Händen greifbar. Das gilt insbesondere in Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Situation. Auch der Vorsitzende des VDMA Präzisionswerkzeuge, Stefan Zecha, versieht in Schrift und Ton das Wort „Burokratie“ mit vielen aufrüttelnd gemeinten Ausrufezeichen. Auch aus seiner Sicht stellen die von der Legislativen auferlegten nicht wertschöpfenden Pflichten für den industriellen Mittelstand erhebliche personelle, organisatorische und finanzielle Belastungen dar. Sie hätten laut VDMA-Studie imvergangenen Jahr sogar die Höhe der Forschungs- und Entwicklungsausgaben erreicht. Hinzu kämen vergleichsweise hohe Steuern, so Zecha. Für das Jahr 2023 beziffert der BDI die durchschnittliche nominale Steuerlast in Deutschland mit fast 30 Prozent. Eine Perspektive, die auch in anderen europäischen Ländern geteilt wird. Schon in der Pressekonferenz des VDMA Präzi - sionswerkzeuge zu Beginn des Jahres hatte der Vorsitzende der Fachabteilung Wendeschneidplatten, Markus Horn, als Past President der European Cutting Tools Association (ECTA) als erste zu lösende Herausforderung die europäische Gesetzgebung aufs Korn genommen. Die Bürokratie der EU würde viele Unternehmen in Europa schwer belasten und vor allem eines produzieren: Kosten. Namentlich erwähnte er den EU Green Deal, die ab 2025 relevante Corporate Social Responsibility Directive, die Corporate Sustainability Due Diligence Directive und den Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz CBAM. Letzterer soll verhindern, dass Industriesektoren in andere Teile der Welt verlagert werden. Gleichzeitig will Brüssel Anreize für Herstellerinnen und Hersteller in Drittländern schaffen, Emissionen zu reduzieren. „Die Grundidee dahinter ist gar nicht so schlecht. Doch aktuell sind europäische Exportunternehmen wegen der zusätzlichen Kostenbelastungen durch CBAM auf den Weltmärkten weniger wettbewerbsfähig und es gibt ein Risiko der Verlagerung von CO2-Emissionen in Drittstaaten“, sagt Horn. Dass die Klagen über bürokratische Vorgaben seit einiger Zeit lauter ausfallen, liegt auch an der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Der Druck steigt. Zwar berichteten die ECTA-Mitgliedsländer noch von einem guten Jahresauftakt 2023, hatten aber im weiteren Jahresverlauf mehr und mehr Absatzprobleme, sodass die Managerinnen und Manager zunehmend pessimistisch in die Zukunft blicken. Unternehmerischer Erfolg hängt immer mehr nicht nur von Technik, sondern auch von den Rahmenbedingungen ab, in denen Betriebe agieren Foto: Landesmesse Stuttgart GmbH SkiveAll Funktionserweiterung „Maschinenzyklus“ bringt Universalmaschinen innovatives Wälzschälen bei Das Wälzschälen ist ein innovatives Verfahren zur Fertigung hochwertiger verzahnter Bauteile, wie sie beispielsweise in Planetengetrieben für die Elektromobilität benötigt werden. Es kombiniert die Produktivität des Wälzfräsens, bei dem das Fräswerkzeug nahezu parallel zur Achse des Werkstücks bewegt wird, um die Zahnlücke zu er zeugen, mi t der Flexibilität des Wälzstoßens, das sowohl gerade als auch schräge Innen- und Außenverzahnungen ermöglicht. Das Softwarepaket SkiveAll unterstützt Anwender bereits seit mehreren Jahren bei der Auslegung der erforderlichen Mehrschnittstrategien. Mit dem neuen „Maschinenzyklus“ lässt sich das Verfahren nicht nur besser beherrschen und wirtschaftlicher einsetzen – es ist auch der Schlüssel, um Universalmaschinen wie Dreh- oder Fräszentren das Wälzschälen „beizubringen“. Vorteile des Wälzschälens Bei diesem Verfahren stehen die Achsen von Werkzeug und Werkstück in einem definierten Winkel zueinander, wobei beide sehr präzise gekoppelt miteinander rotieren müssen. Durch diese Schrägstellung des Werkzeugs entsteht eine Relativbewegung, welche das Mater ial der Zahnflanken abtrennt. Mit Hilfe einer zusätzlichen Vorschubbewegung kann die vollständige Zahnbreite bearbeitet werden. Durch den kontinuierlichen Prozess ist das Wälzschälen deutlich schneller als das Stoßen und kann mit hoher Bearbeitungsgeschwindigkeit erfolgen. Das Verfahren eignet sich für die Bearbeitung von Innen- und Außenverzahnungen an rotationssymmetrischen Werkstücken. Es kann auch für schwer zerspanbare Werkstoffe eingesetzt werden und steht gleichermaßen für eine exzellente Oberflächengüte und Maßgenauigkeit. Dabei erfordert das komplexe Verfahren eine präzise Steuerung der Werkzeugbewegungen. SkiveAll Basic und 3D Die speziell entwickelte Software SkiveAll unterstützt Anwender bei der Auslegung von Wälzschälprozessen – von der Werkstückdefinition über die kinematische Auslegung bis hin zur Berechnung der Werkzeuggeometrie sowie der Prozessanalyse. Die Software ist dabei modular aufgebaut; der zentrale Baustein ist das Auslegungsmodul SkiveAll Basic. Hier werden auf Grundlage von Informationen zur Werkstückgeometrie mehrere Technologievarianten entworfen, geprüft und optimiert. Zur Berechnung des Werkzeugprofils sowie der exakten Simulation von Bearbeitungstechnologien kommt das Modul SkiveAll 3D zum Einsatz. Für die Integration der imModul Basic erzeugten Technologievarianten steht eine Import-Schnittstelle zur Verfügung. Bereits seit 2016 bietet das Fraunhofer IWU Fachseminare zum Wälzschälen und Einsatz der Softwaremodule Basic und 3D an. Funktionserweiterung „Maschinenzyklus“ Die jüngste Ausbaustufe von SkiveAll ist sowohl für Maschinenhersteller als auch für Anwender attraktiv. Maschinenherstellern bietet sie die Option, eine direkte Schnittstelle zur Prozessauslegungssoftware SkiveAll Basic herzustellen, um damit Universalmaschinen für das Wälzschälen zu befähigen. Auch Anwender können damit ihre vorhandenen Dreh- oder Fräszentren für Verzahnungsaufgaben fit machen. Das Wälzschälen eignet sich insbesondere für Innenverzahnungen und für außenverzahnte Werkstücke mit Störkontur Foto: Fraunhofer IWU
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