Agritechnica 2019

•••3••• Interview Mit digitalen Methoden Zeit besser nutzen DIEMESSE im Gespräch mit Prof. Dr. Patrick Ole Noack, HS Weihenstephan-Triesdorf Sie arbeiten mit ihrem Team am Projekt „AgriFusion“. Worum geht es dabei genau? Im Projekt geht es um die Erstel- lung von Ertragspotenzialkarten Wir arbeiten hier an einem Teil- projekt unter Leitung des Geo- ForschungsZentrums in Potsdam, gefördert vom Bundesministeri- um für Landwirtschaft. Pflanzen entwickeln sich auf einem Schlag unterschiedlich. Die Gründe dafür liegen einerseits im Aufbau und dem Nährstoffgehalt des Bodens und andererseits in Unterschieden bei der Be- wirtschaftung. Am Ende ern- tet man unvermeidlicherwei- se an der einen Stelle mehr und an der anderen Stelle weniger. Die Erntemenge, die an einem Standort unter idealen Bedingungen erzielt werden kann, wird als Er- tragspotenzial bezeichnet. Das Ertragspotenzial ist eine wichtige Stellgröße bei der Ausbringung von Dünger, die mit solchen Karten so- wohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht optimiert werden kann: Bei geringem Ertragspotenzial wird weniger Stickstoff gedüngt, so- dass kein überschüssiger Dünger in das Grundwasser gelangt. Bei hohemErtragspotenzial wirdmehr gedüngt, mehr geerntet und mehr verdient. Sie geben den Landwirten einen „digitalen Werkzeugkasten“ an die Hand. Was heißt das für den Anbau und die Einzelflächen? Mit Werkzeugen kann man Ma- schinen reparieren und optimal auf eine Maßnahme im Feld ab- stimmen. Digitale Werk- zeuge sind GNSS (GPS), der ISOBUS, geographi- sche Informationssysteme und Spektralsensoren (N- Sensor, Gülle-Sensor). Mit diesen Werkzeugen lassen sich unterschiedliche Lö- sungen umsetzen: auto- matische Lenksysteme, Teilbreitenschaltungen, teilflächenspezifische Men- genregelung, eine opti- mierte Stickstoffdüngung. Sie entlasten den Fahrer, die Kosten für Betriebsmit- tel wie Dünger und Pflan- zenschutzmittel werden reduziert und die Umwelt entlastet. Natürlich kosten die Werkzeuge Geld und der Um- gang damit will erlernt sein. Das „System“ funktioniert nur, wenn Landwirte sich auf die Investition und eine gewisse Einarbeitungs- zeit einlassen. Die Wirtschaftlich- keit hängt stark von der Frucht- folge, der Standortvielfältigkeit sowie den Schlag- und Betriebs- größen ab. Wie stehen Sie und die anderen am Projekt beteiligten Wissen- schaftler zum Thema teilflächen- spezifisches Verfahren (Precision Farming)? Positiv. Ertragspotenzialkarten sind ein Baustein des Werkzeug- kastens Precision Farming. Bedeutet der digitale Pflanzenbau weniger Arbeit für die Landwirte? Ja und nein. Ein Betriebsleiter kann mit Lenksystemen, Teilbrei- tenschaltungen, Stickstoffsen- soren und Applikationskarten guten Gewissens auch einen un- erfahrenen Mitarbeiter ins Feld schicken. Und es wird immer schwerer, überhaupt Mitarbeiter zu finden. Gleichzeitig kommen bei der Analyse von Ertragskar- ten, Bodenkarten und Satelliten- daten Fragen auf, die man sich bisher nicht gestellt hat. Dann muss man sich die Zeit nehmen, draußen auf dem Feld an den entsprechenden Stellen den Ur- sachen für Besonderheiten auf den Grund zu gehen. Man kann sich die Zeit mit digitalen Metho- den sicher besser einteilen. Das Wichtigste ist, dass ein Betriebs- leiter überzeugt ist, dass das di- gitale Produkt ihm hilft, Kosten oder Zeit zu sparen oder Erträge zu steigern. Ohne Vertrauen wird das nichts. Bringt die Digitalisierung die Land- wirtschaft nach vorn? Das hängt von der Technologie und dem Betrieb ab. Dass auto- matische Lenksysteme viele Be- triebe weiterbringt, steht nicht mehr in Frage. Bei vielen anderen Technologien haben wir bisher noch zu wenig Erfahrung. Der An- bau von Zuckerrüben bringt aber wahrscheinlich auch nicht jeden Betrieb weiter. Die Frage lässt sich also nicht mit 0 oder 1 beantwor- ten. Die für landwirtschaftliche Planungs- und Entscheidungs- schritte wichtigste Kenngrö- ße in der Pflanzenproduktion ist die Ertragserwartung einer spezifischen Kulturpflanzenart am jeweiligen Standort. An der Ertragserwartung orientieren sich die Optimierung des Anbau- verfahrens und die spezifische Produktionsintensität. Eines der aktuell größten Hindernisse ist dabei die effiziente und sy- nergetische Verarbeitung und Nutzung großer raumbezoge- ner Datenmengen unterschied- licher räumlicher und zeitlicher Dimension. Prof. für Agrarsys- temtechnik Dr. Patrick Ole No- ack an der Hochschule Weihen- stephan-Triesdorf erklärt im Gespräch mit DIEMESSE , wie mit Ertragspotenzialkarten die Ausbringung des Düngers opti- miert wird., Vertrauen ist alles Prof. Dr. Patrick Ole Noack Foto: Hochschule Weihenstephan Dieses Weizenfeld dient als Referenzregion für AgriFu- sion in Norddeutschland. Foto: Claudia Georg, GFZi Projekt AgriFusion Welcome to the Elho stand in hall 27, stand H08! www.elho.fi

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