ACHEMA Pulse 2021

•••20••• Innovationen Das Papier wird imBeschichtungsprozess über Rollen geleitet und dabei mit den „BioActive Materials“ versehen. Diese werden als wässrige Dispersion zugeführt. Foto: Fraunhofer Die im Rahmen des Projekts „BioActi- veMaterials“ entwickelten beschich- teten Papiere stellen eine Alternative zu derzeitigen Verpackungen für Le- bensmittel aller Art dar, egal ob Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Käse oder auch Süßwaren. Die Verbraucher können die papierverpackten Le- bensmittel genauso lagern und handhaben wie die mit Kunst- stoff verpackten. „Unsere pa- pierbasierten Verpackungen sind auch für Lebensmittel geeignet, die gekühlt werden müssen, bei- spielsweise Fleisch. Hierbei bleibt die Schutzfunktion vor Sauerstoff erhalten“, ergänzt Müller. Sogar Tiefkühlkost lässt sich darin ver- packen. „Nach der Nutzung wan- dert die Verpackung in die Altpa- piertonne, die Beschichtung ist biologisch abbaubar und stört das Papierrecycling nicht“, sagt Dr. Cornelia Stramm, Abteilungs- leiterin am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpa- ckung IVV. Die Fraunhofer-Institute haben das Projekt in eng verzahnter Teamarbeit vorangetr ieben. Während die Wissenschaftler am Fraunhofer IGB sich um die komplexe Formulierung und Herstel- lung der Beschichtung kümmerten, testeten die Forschenden am Fraun- hofer IVV, wie gut die Beschichtung in der Praxis funktioniert. „Wir ha- ben beispielsweise getestet, wie ef- fektiv die jeweilige Beschichtung das Lebensmittel vor Außeneinflüssen wie Wasserdampf, Sauerstoff und Mineralöl schützt“, erklärt Stramm. Zudem sorgte das Team im Fraunho- fer IVV für den Auftrag der Beschich- tung im Rolle-zu-Rolle-Verfahren auf die Papiere. Der erfolgt mittels einer Maschine, auf der das Papier über Walzen geführt wird. Dabei wird die Beschichtung als wässrige Dispersion aufgetragen. Proteine aus Reststoffen, Wachse aus Brasilien und Nordmexiko Bei der Wahl der Rohstoffe für „BioAc- tiveMaterials“ setzte das Fraunhofer- Team auf natürliche, lebensmittelrecht- lich zugelassene Substanzen. Für die Protein-Komponente etwa experimen- tierten sie mit Raps, Lupinen, Molke oder Sonnenblumen. In der Praxis könn- ten landwirtschaftliche Betriebe nicht verwertete Reststoffe aus der Produkti- on an die Verpackungsindustrie liefern. Bei den Wachsen setzen die Forscher auf Bienenwachs und auf Wachse, die aus dem in Nordmexiko vorkommenden Candelilla-Busch sowie aus der brasiliani- schen Carnauba-Palme gewonnen wer- den. „Wir haben uns für diese Wachse entschieden, da sie biologisch abbaubar, lebensmittelrechtlich zugelassen und auf dem Markt leicht verfügbar sind“, erklärt Müller. In der Herstellung kommt klassische Lab- ortechnik zum Einsatz, also Zerkleinern, Erhitzen, Rühren und Mixen. „Die Kunst besteht im Mischungsverhältnis und in der Reihenfolge, in der man die einzelnen Substanzen dazugibt. Die Flexibilität beim Mischungsverhältnis der Substan- zen ermöglicht es uns auch, die Be- schichtung für bestimmte Anwen- dungen zu optimieren“, sagt Müller. So könnte etwa eine Verpackung für Fleisch durch mehr Antioxidan- tien eine besonders starke antimi- krobielle und antioxidativeWirkung entfalten, während der Salat in der Tüte durch eineWachsbeschichtung besonders gut vor Austrocknung geschützt ist. Vorteile für Her- steller, Händler und Verbraucher Auch an ganz praktische Aspekte haben die Forscher gedacht. So lässt sich neben Papier auch Kar- ton mit der bioaktiven Beschich- tung ausstatten. Ein Bedrucken der Verpackung ist dabei kein Pro- blem. Ein Hersteller könnte sein Logo oder lebensmittelrechtlich vorgeschriebene Angaben zu In- haltsstoffen aufdrucken. Auch Discoun- ter und Lebensmittelhändler profitieren von der Fraunhofer-Verpackung. Denn ressourcensparende und biologisch ab- baubare Verpackungen ohne Kunststoff liegen bei den Verbrauchern im Trend. Die Projektpartner vom Fraunhofer IVV und vom Fraunhofer IGB experimentie- ren bereits mit Konzepten, bei denen die Beschichtung direkt auf Lebens- mittel wie etwa Obst oder Gemüse auf- getragen wird und so die Haltbarkeit erhöht. Aus gesundheitlicher Sicht ist die essbare Beschichtung ohnehin un- bedenklich. Die Kunst bei der Herstellung der wäss- rigen Beschichtungsdispersion besteht im richtigen Mischungsverhältnis der Wachse, Proteine und Additive sowie in der Reihenfolge ihrer Zugabe. Foto: Fraunhofer CMS Berlin 2023 wieder live Die CMS Berlin findet zum nächs- ten turnusgemäßen Termin in 2023 als Präsenzmesse auf dem Berliner Messegelände statt. Hintergrund ist die weltweit anhaltende Coro- na-Pandemie. „Als führende inter- nationale Fachmesse für Reinigung und Hygiene in Europa wollen wir nicht nur Produkte, Innovationen und Lösungen der Reinigungsbran- che erlebbar machen, sondern vor allem eine Plattform für den per- sönlichen Austausch bieten“, sagt Heike Hemmer, Projektdirektorin der CMS Berlin. „Im intensiven Austausch mit unseren Trägerver- bänden haben wir uns gemeinsam entschieden die CMS Berlin erst 2023 wieder als Präsenzmesse stattfinden zu lassen.“ Am 21. September 2021 startet ein digitaler Zusatzservice für die Branche. Hier entsteht ein gemein- sames Angebot mit den Trägerver- bänden, im Vorlauf zur CMS Berlin 2023. Frank Ulbricht, Vorsitzender des Fachverbandes Reinigungssyste- me im VDMA: „Die Reinigungs- branche braucht den persönlichen Kontakt zu Partnern und Kunden aus Europa und der ganzen Welt. In absehbarer Zeit ist dies nur sehr eingeschränkt möglich. Daher be- grüßen wir die Entscheidung, den Fokus auf 2023 zu legen und die CMS dann wieder in gewohnter und erfolgreicher Manier durchzu- führen.“ Die nächste CMS Berlin findet vom 19. bis 22. September 2023 auf dem Berliner Messegelände statt. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, bietet die CMS Berlin ab dem 21. September 2021 ein digitales An- gebot. Unter dem Titel CMS Plus können die Aussteller ihre Pro- dukte und Dienstleistungen aus allen Bereichen der gewerblichen Reinigungstechnik ganzjährig präsentieren. Gleichzeitig bietet die Plattform Fachbesuchern die Möglichkeit, sich zu informieren, auszutauschen und zu vernetzen. Das Angebot wird sukzessive er- weitert. analytica 2022 The world‘s leading trade fair for laboratory technology, analysis, biotechnology will be held from 21.06. - 24.06.2022. Fortsetzung von Seite 18

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