IFAT 2018
••• 18••• Innovationen Panzendünger aus Toilettenwasser Forscher realisieren dezentrale Abwasseraufbereitung für Gemüseproduktion in Berliner Pilotanlage W ie sich häusliches Abwasser dezentral aufbereiten und für die Gemüseproduktion nut- zen lässt, untersuchen Forscher in dem Projekt „Roof Water-Farm“. Fraunhofer UMSICHT entwickelt in diesem Vorhaben ein neuar- tiges Aufbereitungsverfahren, das aus Toilettenwasser flüssigen Pflanzendünger herstellt. Eine Pi- lotanalage wurde in Berlin bereits erfolgreich in Betrieb genommen. Frisches Gemüse und frischer Fisch direkt von den Dächern unse- rer Städte – das ist die Vision von „Roof Water-Farm“: Das Projekt erprobt dafür die dezentrale Ab- wasseraufbereitung und -nutzung in Gebäuden und Siedlungsräumen. Denn statt häusliche Abwässer aus Dusche, Waschmaschine, Badewan- ne oder Toilette in Kläranlagen zu transportieren, lassen sie sich auch direkt vor Ort weiterverwerten. In zwei unabhängigen Versuchs- strecken wird in der „Roof Water- Farm“ das Toilettenabwasser (auch Schwarzwasser genannt) getrennt vom Abwasser aus Dusche, Wasch- maschine, Badewanne so aufberei- tet, dass schmackhafte Gurken und Salat geerntet wird. Erprobt werden die Verfahren in einem Gebäudekomplex als Pilot- standort in Berlin-Kreuzberg. Hier steht auch die von Fraunhofer UMSICHT entwickelte Schwarz- wasser-Flüssigdünger-Anlage, die aus Schwarzwasser mit einem hohen Gehalt an Nährstoffen (Stickstoff-, Phosphat- und Kali- um) flüssiges Pflanzendüngemit- tel gewinnt. Seit Inbetriebnahme bereitet die Anlage zuverlässig das Abwasser von 50 Anwohnern zu Flüssigdünger auf. Dieser wird wiederum für die Gemüseproduk- tion in einem Gewächshaus ver- wendet, das ebenfalls am Stand- ort in Berlin-Kreuzberg steht, allerdings in dieser ersten Pilot- phase noch auf dem Boden statt dem Dach. Die Ergebnisse einer Ökobilanzierung zeigen, dass aus klimarelevanten Aspekten die de- zentrale Wasseraufbereitung und -nutzung eine mögliche Alternati- ve zur zentralen Abwasseraufbe- reitung darstellt. Um künftig mit solchen Konzepten auch signifi- kante Mengen an Treibhausgasen einzusparen, müssten vor allem noch Technologien zur Wärme- rückgewinnung aus Abwasser in- tegriert werden, hieß es. Salat aus der Hydroponik-Anlage der Roof Water-Farm in Berlin-Kreuzberg Foto: Fraunhofer UMSICHT Abbau von giftigen Produkten der Trinkwasser-Infiltration Meerwasserentsalzung ist unverzichtbar geworden im Kampf gegen Dürre. Speichern lässt sich das ge- wonnene Trinkwasser unter der Erde, doch dabei entstehen giftige Nebenprodukte. Diese nimmt ein Team der TU Darmstadt mit einem Analyseverfahren in den Blick. Das deutsch-israelische Projekt MAR- DSW steht nun vor dem ersten Feldeinsatz. Israel hat der Dürre den Kampf angesagt. Fünf Meer- wasserentsalzungsanlagen generieren pro Jahr um die 600 Millionen Kubikmeter Süßwasser, etwa 70 Prozent des Verbrauchs der privaten Haushalte. Zur Zwischenspeicherung wird das Wasser seit einiger Zeit in Aquifere eingespeist, grundwasserführende Bodenschichten, und bleibt dort, bis es wieder ent- nommen wird. Das einfache Prinzip hat allerdings einen Nachteil: Das entsalzte Wasser ist chloriert. Sickert es durchs Erdreich, reagiert das Chlor mit or- ganischen Stoffen im Boden und bildet giftige Ver- bindungen wie zum Beispiel Chloroform. In dem Ver- bundprojekt wollen die Forscher herausfinden, was mit diesen Trihalomethanen im Wasser passiert. Sie nutzen dafür das Verfahren der Isotopen-Analyse. Da- bei werden Wasserproben an verschiedenen Stellen des Aquifers genommen und in einen Gaschromato- graphen eingebracht, der die enthaltenen Moleküle „zerschießt“. Anschließend können die Forscher die Isotopie der Bruchstücke untersuchen. Das ist zum Beispiel bedeutsam, weil sich Mikroben beim Abbau der schädlichen Stoffe zuerst über leichtere Isotope hermachen. Sind überwiegend schwere Isotope in der Probe, zeigt das, dass der Abbau der gefährlichen Nebenprodukte schon weit fortgeschritten ist. Messehighlight
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