Hannover Messe 2017

••• 7 ••• Interview Wenn man Module hinzufügt oder entfernt, müssen sich auch die Si- cherheitseinrichtungen diesen Veränderungen flexibel anpassen. Dies zeigen wir erstmalig mit dem modularen, dynamischen Safety- Konzept. Geht eine Linie in einen sicheren Zustand, kann der Rest der Anlage weiterhin produzieren. Dies kann im Realbetrieb Produk- tionsausfälle deutlich reduzieren und im Gegenzug die Flexibilität erhöhen. Das Safety-Konzept wurde mit- tels eines industriellen ethernet basierten Kommunikationsproto- kolls gemeinsam mit allen Part- nern umgesetzt. Es erfolgte der Einbau einer zentralen Sicher- heitssteuerung im Serverschrank; gleichzeitig erhielten alle Modu- le der Anlage kleine I/O-Koppler (Eingang-Ausgang-Module), um die Signale über die funktionale Sicherheit der Produktionsmo- dule auszutauschen. Mittels des Kommunikationsprotokolls kön- nen Module oder Fertigungslinien dynamisch parametriert werden, sodass in einem Nothaltfall nur einzelne Anlagenteile ausfallen, nicht aber die komplette Anlage zum Stillstand kommt. Neuzertifizierungen von Anlagen sollen damit erheblich vereinfacht werden. Was bedeutet dies kon- kret? Die Sicherheitsausrüstung von Fabrikanlagen unterliegt meist sehr strengen Zertifizierungsre- geln. Die Flexibilisierung im Rah- men von Industrie 4.0 bedeutet, dass Anlagen häufig umgebaut und somit neu zertifiziert werden müssten. Diese Neuzertifizierung durch unabhängige Prüfinstanzen kann mit einem dynamischen Sa- fety-System vereinfacht werden. Hier ergibt sich Potenzial, dass bei Anlagenerweiterungen oder -ergänzungen ein vereinfachtes, teil- oder vollautomatisiertes Zer- tifizierungsverfahren eingesetzt werden kann. In der Vergangenheit waren alle Produktionsmodule unserer De- mo-Anlage mittels Direktverdrah- tung in einer einzigen Nothalt- schleife zusammengefasst. Diese klassische, drahtgebundene Tech- nik führte jedoch zu hohem Verka- belungsaufwand, wenn neue Pro- duktionsinseln gebildet wurden. Daneben war auch die Menge an übertragbaren Informationen stark beschränkt; gleichzeitig war die Ursache eines unsicheren Zustands schwer auszumachen. Durch das neue, dynamische Nothalt-Konzept konnten diese Nachteile ausgeräumt werden. Ein Blick voraus: Welche weiteren Pläne haben Sie für die Indust- rie-4.0-Anlage in der Schublade? Zum einen entwickeln wir im Be- reich der Mensch-Maschine-Inter- aktion unsere Werker-Assistenz- systeme weiter. Der Mensch wird nach wie vor eine zentrale Rolle in einer hochflexiblen Produktion spielen, aber wir müssen ihn durch Assistenzsysteme besser unter- stützen. Eine weiterer wichtiger Punkt sind die industrietauglichen Netzwerke. Hier stehen wir vor einem Quantensprung, der durch Ethernet-TSN ermöglicht wird. Wir werden hierzu bereits einen ersten Demonstrator zeigen. Mit der Verfügbarkeit entsprechen- der Netzwerkprodukte in den nächsten Monaten werden wir TSN dann in die gesamte Demo- Anlage übernehmen und testen. Sie dürfen also auch auf die Han- nover Messe 2018 gespannt sein! Vielen Dank für das Gespräch. Modulares, dynamisches Safety-Konzept Die Demo-Anlage verfügt nun über ein neues, dynami- sches Safety-Konzept. Foto: SmartFactory-KL / C.Arnoldi Quantensprung durch Ethernet-TSN Fortsetzung von Seite 3

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