Hannover Messe 2017

•••3••• Interview Fertigung 4.0: Ortsübergreifend und flexibel DIEMESSE im Gespräch mit SmartFactory-Experte Prof. Dr.-Ing. Detlef Zühlke Herr Prof. Dr. Zühlke, auf der Han- nover Messe stellt sich die Indust- rie-4.0-Anlage des SmartFactory- KL-Partnerkreises am Stand D 20, Halle 8 in einem neuen Layout vor. Was ist neu? Durch die schnell fortschreitende Vernetzung in unseren Produk- tionsbetrieben einerseits und die immer kleineren Losgrößen ande- rerseits müssen die Produktions- systeme immer schneller an die jeweiligen Produkte angepasst werden. Den Weg zu einer deut- lich schnelleren Umrüstung konn- ten wir bislang bereits an unserer modularen Demo-Anlage zeigen. Nun gehen wir einen Schritt wei- ter und bilden aus unseren Mo- dulen physisch voneinander ge- trennte Produktionsinseln. Diese werden materialflussmäßig über ein fahrerloses Transportsystem verknüpft, das aus einer Roboter- plattform als zentralem Element sowie den Förderbändern in den Modulen besteht. Welche Optionen – mit Blick auf eine ortsübergreifende, flexible Produktion – ergeben sich durch das neue Konzept? Zuerst erfolgt die standard- mäßig definierte Bearbei- tung des Produkts in vier Modulen. Dann trifft das Manufacturing Execution System (MES) mit einer In- formation vom Integration Bus über die Anlagentopolo- gie die Entscheidung, wohin das Produkt für seine Wei- terverarbeitung transpor- tiert werden soll. Während auf der Hannover Messe das fahrerlose Trans- portsystem das Produkt nur innerhalb eines kleinen Ra- dius verteilt, lässt sich dies in der realen Anwendung natürlich an verschiedenen Produktionslinien, Werkshallen oder gar Standorten anwenden. Da ein Produkt seinen Fertigungsablauf jeweils über das auf dem RFID-Tag hinterlegte Gedächtnis steuert und von der eingesetzten IT-Struktur dirigiert wird, findet es immer das richtige Modul für den nächsten Bearbei- tungsschritt, und das nun auch über örtliche Trennungen hinweg. Auf welche Standards set- zen Sie bei der erweiterten Demo-Anlage? Die Neuanordnung der In- dustrie-4.0-Demo-Anlage basiert im Wesentlichen auf drei Standards. Hierzu ge- hört der RFID-Tag-Standard, durch den die Datenstruktur und -codierung des Produkt- gedächtnisses auf Basis von ISO 15693 festgelegt ist. Dies ermöglicht, dass die Daten von allen RFID-Geräten der Anlage gelesen werden kön- nen, und das natürlich her- stellerunabhängig. Ein zweiter wichtiger Stan- dard, OPC UA, regelt die einheitliche Kommunikation zwi- schen allen Geräten und Anla- gen. Die Docking Station meldet über OPC UA, wenn ein Produkt bewegt werden muss. Gleichzei- tig nutzt jedes Modul denselben OPC-UA-Datensatz und gibt die- sen an den Server weiter, sodass die einheitliche Kommunikation und Koordination aller Elemente untereinander gewährleistet ist. Als Drittes muss es natürlich auch eine Normung der Hardware zum Beispiel im Hinblick auf Paletten- Größen und Übergabeabmessun- gen geben. Die in der erweiterten Anlage neu eingefügte Docking Station wird dadurch flexibel ein- setzbar. Beispielsweise ist die Po- sition aller Förderbänder einheit- lich und jeweils mit kompatibler Sensorik zur Nachbarschaftser- kennung ausgestattet. Warum ist der Einsatz von RFID, OPC UA und genormter Hardware für die Industrie wichtig? Der Einsatz von herstellerunab- hängigen und genormten Ele- menten erlaubt es, das Anlagen- Setup nach dem Motto von „Plug &Produce“ flexibel und schnell auf die sich verändernden An- forderungen durch den Kunden anzupassen. Nur wenn dies nach einheitlichen Standards und Nor- men funktioniert, können Kom- ponenten und Module verschie- denster Hersteller immer wieder neu individuell kombiniert wer- den. Das bietet Anwendern von Industrie-4.0-Elementen maxima- le Freiheit und Flexibilität und er- möglicht, dass Losgröße 1 erreicht werden kann. Spannend ist auch das modulare, dynamische Safety-Konzept, das auf der Hannover Messe erstmals zu erleben ist. Was steckt dahin- ter? Die Sicherheitssysteme sind bis- lang noch sehr starr ausgebildet. Wenn der Werker einen Not-Aus- Knopf drückt, geht die gesamte Anlage in den Nothalt. Flexiblere Anlagenstrukturen brauchen aber auch hier flexiblere Lösungen. Wie künftig eine ortsübergrei- fende, flexible Produktion mög- lich wird, ist in Halle 8 am Stand D20 zu erleben. „Während auf der Hannover Messe das fahrer- lose Transportsystem das Pro- dukt nur innerhalb eines kleinen Radius verteilt, lässt sich dies in der realen Anwendung natür- lich an verschiedenen Produk- tionslinien, Werkshallen oder gar Standorten anwenden“, sagt Prof. Dr.-Ing. Detlef Zühlke im Gespräch mit DIEMESSE . Anlagen-Setup getreu dem Motto „Plug & Produce“ Prof. Dr.-Ing. Detlef Zühlke, Vorstandsvorsitzender der Tech- nologie-Initiative SmartFactory KL e. V. Foto: SmartFactory-KL / C. Arnoldi Die Module der Demo-Anlage des SmartFactoryKL- Partnerkreises verteilen sich auf drei Fertigungsinseln, um eine flexible Produktion zu ermöglichen. Foto: SmartFactory-KL / C.Arnoldi Fortsetzung auf Seite 7 MSV 2017 59 th International Engineering Fair 9.–13. 10. 2017 Brno – Czech Republic www.bvv.cz/msv 8 th International Fair for Transport and Logistics International Fair for Environmental Protection Technologies ENVITECH

RkJQdWJsaXNoZXIy NjM5MzU=