BAU 2017
•••4••• Messewelten funktionale Flächenkühl- und Heizsystem Mitte 2017 auf den Markt bringen. Gefahren durch Klimawandel, Terrorismus oder soziale Konflikte betreffen insbesonde- re städtische Siedlungsräume, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt. Mit einer neuen Software will das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik EMI aus Freiburg den Städteplanern helfen, Sicherheitsaspekte in den Planungsprozess zu integrieren. Wie muss ich mir diese Unterstützung vorstellen? Die im Rahmen eines EU-Projekts und in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen eu- ropäischen Städten entwickelte Software VITRUV kann die Struktur ganzer Quartiere hinsichtlich ihrer Anfälligkeit und Schwach- stellen gegenüber verschiedenen Bedro- hungsszenarien wie Erdbeben, Terroran- griffen oder Explosionen bewerten. Neben der Nutzung in der Planungsphase können auch bestehende urbane Gebiete analysiert werden, um die Robustheit der Infrastruk- turen nachträglich zu erhöhen. Das Beson- dere an dieser Software ist, dass sie nicht nur die Risiken identifiziert und quantifi- ziert, sondern auch konkrete Maßnahmen zur Minimierung des Risikos vorschlägt und sogar ermittelt, wie effektiv und teuer diese wären. Damit ist die Software eine hervor- ragende Entscheidungshilfe für Kosten-Nut- zen-Analysen und wird bereits in mehreren europäischen Städten eingesetzt. Messebesucher drücken ja gerne selbst auf Knöpfe, um neue Technik auszuprobieren. Welche Fraunhofer-Erfindungen verspre- chen denn vor Ort spannende Erlebnisse? Die Digitalisierung macht leider auch vor un- seren Exponaten nicht Halt und so wird es viele Bildschirmemit Simulation zu sehen ge- ben. Im vielseitigen „Building Innovation Cu- be“ kann man beispielsweise ausprobieren, wie sich das Raumklima mit unterschiedli- chen Einstellungen der vorhin beschriebenen Klimadecke oder einer Klimawand ändert. Immer wieder faszinierend finde ich auch, mich dank virtueller Realität in einemGebäu- de zu bewegen, das es noch gar nicht gibt. Diese Möglichkeit wird es im Rahmen des vorher erwähnten BIM-Exponats geben. Be- wegenwird sich auch dasModell einesmehr- geschossigen Holzbaus des Fraunhofer WKI, das damit die Funktionsweise eines neuarti- gen Momentenverbinders im Erdbebenfall demonstriert. Interview Fortsetzung von Seite 2 Tore auf in 70 Geb uden 4. Lange Nacht der Architektur während der BAU Die Fachmesse BAU lädt zum vier- ten Mal zur Langen Nacht der Ar- chitektur (LNDA) ein. Die Veranstal- tung soll das Thema Architektur von der BAU in die Stadt zu interes- sierten Bürgern tragen. 2015 nah- men 30000 Architekturbegeister- te an den nächtlichen Führungen teil, für die kommende LNDA wird eine ähnlich hohe Resonanz erwar- tet. Unter den 70 Gebäuden – 2015 waren es noch 50 – befinden sich zahlreiche Neuzugänge, aber auch bewährte „Klassiker“. Auf insgesamt elf Routen verkeh- ren kostenlose Shuttle-Busse. Be- reits während der Fahrt informie- ren Architektur-Studenten über die Gebäude. Darüber hinaus gibt es Fußtouren durch die Münchner Innenstadt. Die Bustouren starten alle zentral am Odeonsplatz. Auf der neuen Website kann man sei- ne Tour online planen. Die Seite ist responsiv auf allen Geräten und mithilfe interaktiver Karten lassen sich Touren durch die Stadt auf persönliche Vorlieben zuschnei- den. Diesmal sind 20 Gebäude mehr dabei, davon viele zum ers- ten Mal. Darunter sind beispiels- weise die Isartalwerkstätten, eine Schreinerei, die Faulturmanlage im Klärwerk Gut Großlappen so- wie die Ev.-Luth. Kirche St. Lukas amMariannenplatz. Die Führungen richten sich an architekturbegeisterte Nacht- schwärmer. Foto: Messe München Noch im Jahr 2009 verfügte das Bau- hauptgewerbe jahresdurchschnittlich über weniger als 705000 Beschäftigte. Und die Unternehmen signalisieren uns in den Umfragen, dass sie gern noch mehr Fachkräfte einstellen würden. Das ist noch nicht in allen Regionen Deutschlands im selben Ausmaß erkennbar. Aber ja, wir sehen insgesamt einen Fachkräfte- mangel aufkommen: Es gibt pers- pektivisch immer weniger Auszu- bildende – und damit auch weniger Fachkräfte. Wie sich Nachwuchs für die Bran- che gewinnen lässt, ist einer der Schwerpunkte der Handwerker- Architekten-Stammtische auf Ih- rem Messestand am Eingang Ost. Welche Lösungsansätze sehen Sie? Wir werden noch mehr als früher deutlich machen müssen, dass die Bauwirtschaft ein hervorragender Arbeitgeber ist und dass die Pers- pektiven nicht nur für eine Ausbil- dung, sondern auch für eine Kar- riere am Bau sehr gut sind. Denn die deutsche Bauwirtschaft ist eine starke Branche. Sie ist die stärkste Einzelbranche unserer Volkswirt- schaft, sie ist der größte Arbeitge- ber in Deutschland. Wir tragen rund fünf Prozent zum Bruttoinlandspro- dukt bei, das ist mehr als die Elekt- ro- oder Automobilindustrie. Diese Botschaft müssen wir nach außen tragen. Wir bieten jungen Leuten ei- ne gute Berufsperspektive und durch ein bundesweit einheitliches System der Aufstiegsfortbildung auch beste Aufstiegschancen und Karriereaus- sichten. Die Tarifrente Bau, die die staatliche Rente ergänzt, bildet zu- dem die Grundlage für eine gute Ab- sicherung im Alter. Zudem verdienen junge Auszubildende bereits während ihrer Lehrzeit gutes Geld. Was steht darüber hinaus auf der Agenda der Stammtische? Bei den Handwerker-Stammtischen, die ja der Konradin-Verlag im We- sentlichen ausrichtet, geht es um die Dauerbrenner-Themen Dämmung und Bau-Qualität. Interessant ist sicher auch der Stammtisch zum Thema BIM, denn die Digitalisie- rung von wichtigen Prozessen in der gesamten Wertschöpfungskette Bau wird uns in den nächsten Jahren si- cher noch intensiv befassen. Zudem wird sich der Stammtisch am 20. Ja- nuar mit dem Beitrag der Integration von zu uns geflüchteten Menschen in den Bau-Arbeitsmarkt befassen; Valmir Dobruna, jetzt selbstständi- ger Unternehmer, der selbst aus dem Kosovo stammt, ist Stuck-Europa- meister 2014 und hat 2013 auf der BAU trainiert. Publikumswirksam wird zudem das Nationalteam des Deutschen Baugewerbes wieder auf Ihrem Stand trainieren – worauf dürfen sich die Messebesucher freuen? Die Messebesucher dürfen sich er- neut auf Höchstleistungen freuen, wenn auch die jungen Männer erst am Anfang ihres Weges sind. Es trainieren Maurer, Zimmerer, Flie- senleger und Stuckateure. Bei den Maurern ist Jannes Wulfes am Start, der bei der vergangenen EuroSkills einen hervorragenden 6. Platz und eine Exzellenzmedaille erreichte. Er bereitet sich auf die WorldSkills in Abu Dhabi vor. Die übrigen Teil- nehmer trainieren für die jeweiligen Ausscheidungswettbewerbe; hier ste- hen die Teilnehmer an der Weltmeis- terschaft noch nicht fest. Aber alle wollen gerne das Ticket dafür lösen. Auf welche Innovationen auf der BAU sind Sie persönlich besonders gespannt? Interessant sind sicher alle Themen, die sich mit der Digitalisierung am Bau befassen; hier liegen noch er- hebliche Produktivitätspotenziale, die sich für die Branche lohnen wer- den. Dabei geht es nicht nur um BIM, Building Information Modeling, was gerne als Lösung für alle Probleme mit Bauprojekten angesehen wird; hier geht es auch um computerge- steuerte Vorfertigung von ganzen Bauteilen, Modulen und Elementen. Viele unserer Unternehmen setzen auf das elementierte Bauen, um wit- terungsunabhängiger und vor allem schneller – und damit auch kosten- günstiger – bauen zu können. Aber auch im Bereich der Bauprodukte dürften Innovationen vorgestellt wer- den, wie z. B. intelligente Fassaden, PV-Elemente in der Fassade, hoch- moderne Ziegel, die Passivhausstan- dard gewährleisten und vieles mehr. Smart Home / Smart Building ist ein weiteres Stichwort, was uns im Be- reich Innovationen interessiert. Denn die junge Generation ist mit digitalen Dienstleistungen aufgewachsen und erwartet ganz selbstverständlich auch digitale Angebote zur Steuerung von Heizung, Klimaanlagen, Sicher- heitssystemen etc. in den eigenen vier Wänden. Der große Vorteil der BAU ist, dass sie als einzige Messe alle wichtigen Themen und Zielgrup- pen unter einem Dach vereint. Welchen Stellenwert hat die BAU für Ihren Verband und für die Branche insgesamt? Die BAU ist die Weltleitmesse! Un- ser Verband ist der größte und älteste Bauverband in Deutschland! Daher gehören wir auf die BAU – und das, was hier präsentiert wird, werden wir später auf deutschen Baustellen sehen. Für unsere Unternehmer ist ein Be- such dieser Messe ein absolutes Muss! Präzise Höchstleistungen: Junge Zimmerer, Maurer, Fliesenleger und Stuckateure trainieren auf der BAU am ZDB-Stand. Foto: ZDB / Küttner Fortsetzung von Seite 3 Fachinterview – Anzeige Sichere Städte
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