BAU 2017

Die Baubranche in Deutschland boomt: Der Zentralverband Deut- sches Baugewerbe (ZDB) geht davon aus, dass 2017 der Umsatz um fünf Prozent auf 113 Milliar- den Euro steigt. „Zu den Haupt- gründen für diese Entwicklung zählen vor allem die anhaltend hohe Nachfrage im Wohnungs- bau, die Investitionsbereitschaft der deutschen Wirtschaft wie auch der Investitionshochlauf der öffentlichen Hand“, erklärt ZDB-Hauptgeschäftsführer RA Felix Pakleppa. Herr Pakleppa, die Baukonjunk- tur läuft gut – Ihr Verband rech- net mit einem Umsatzwachstum von 5,5 Prozent auf 106,5 Milliar- den Euro im Gesamtjahr 2016, für das neue Jahr erwarten Sie ein wei- teres Wachstum von drei Prozent auf 110 Milliarden Euro. Welche Gründe gibt es für diesen Boom? Aufgrund der aktuellen Zahlen haben wir unsere Prognose sogar noch er- höht: Wir halten mittlerweile ein Plus von sechs Prozent auf 107,3 Milliar- den Euro in 2016 für wahrscheinlich. Für 2017 gehen wir von fünf Prozent Umsatzwachstum auf ca. 113 Milli- arden Euro aus. Zu den Hauptgrün- den für diese Entwicklung zählen vor allem die anhaltend hohe Nachfrage imWohnungsbau, die Investitionsbe- reitschaft der deutschen Wirtschaft wie auch der Investitionshochlauf der öffentlichen Hand. Wir rechnen also in allen Sparten mit einemWachstum. Stabile Auftragseingänge und hohe Auftragsbestände veranlassen uns dazu. Zum Ende des dritten Quartals lagen die Auftragsbestände um mehr als eine Monatsproduktion über dem Vorjahresniveau. Die Preise für Bauleistungen halten mit einem Plus von zwei Prozent allerdings nicht in gleichem Maße Schritt. Warum? Die Auftragsakquise wird in der Bau- wirtschaft trotz gestiegener Nachfra- ge immer noch über einen intensiven Preiswettbewerb ausgetragen. Die Nachfrage ist in der Bauwirtschaft Schwankungen unterworfen, teilwei- se saisonal bedingt. Sie ist anders als in anderen Branchen stärker volatil ausgeprägt. Dies veranlasst Bauleis- tungsanbieter im Ringen um An- schlussaufträge sozusagen knapp zu kalkulieren. Der Druck auf die Preise entspannt sich daher bei anhaltend ho- her Nachfrage nur zaghaft. Wie werden sich Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und Öffentlicher Bau in 2017 entwickeln? Bis Oktober wurden fast 300 000 Wohnungen (in Wohngebäuden; Neu- und Umbau) genehmigt. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es erst 246000, am Tiefpunkt der Baufertig- stellungen in 2009 nur knapp 146000 Wohnungen, also nicht einmal 50 Pro- zent des heutigen Niveaus. Die große Nachfrage in Metropol- und Univer- sitätsstädten imWohnungsneubau hält unvermindert an. Dies spiegelt sich im Mehrfamilienhausbau wider, wo bis zum Oktober Baugenehmigungen für gut 139 000 Wohnungen (plus 27 Prozent) erteilt wurden. Im Ein- und Zweifamilienhausbau waren es „nur“ 100 000 Wohnungen (plus drei Pro- zent). Angesichts knapp werdenden Bau- lands gewinnen Umbauten, d. h. Wohnungen in Bestandsbauten (und hier insbesondere Aufstockungen), an Bedeutung (plus 31 Prozent). Der relativ stärkste Zuwachs beim Neu- bau zeichnet sich bei den Wohnhei- men ab (plus 140 Prozent). Mit ca. 21 000 genehmigten Wohneinheiten wurden für ca. 12 000 Wohneinhei- ten mehr Genehmigungen erteilt als im Vorjahreszeitraum. Dies ist einer- seits auf die Nachfrage nach Studen- tenwohnungen zurückzuführen. Die Nachfrage in diesem Segment wird weiter stark zunehmen, da heute nur jeder zehnte Student auf einen der rund 234 000 Wohnheimplätze hoffen kann (Angaben Deutsches Studentenwerk). Die Zahl der Stu- denten steigt zudem seit Jahren an. Aber auch der Bau von Wohnungen für Flüchtlinge wird Wohnheimen andauernden Schub verleihen. Mit gut 28,5 Milliarden Euro liegt das Umsatzwachstum per September bei plus zehn Prozent. Die Auftrags- bücher sind nach wie vor gut gefüllt. Für das Jahr 2016 ist mit einem Um- satzwachstum von rund zehn Pro- zent zu rechnen. Für 2016 gehen wir weiterhin von rund 290 000 neuen Wohnungen aus. Das ist angesichts des Ausgangsniveaus von 248 000 Wohnungen im Jahr 2015 sehr am- bitioniert. Angesichts der hohen Ausgangsbasis verlangsamt sich das Wachstumstempo im kommenden Jahr auf etwa sieben Prozent. Der Zuwachs resultiert im Neubau aus dem Mehrfamilienhausbau und aus Umbaumaßnahmen. Für 2017 rech- nen wir mit der Fertigstellung von insgesamt ca. 315 000 Wohnungen. Und wie entwickelt sich der Wirt- schaftsbau? Die Nachfrage im Wirtschaftsbau zeigt sich stabil. Im anteilsstarken Hochbau liegen die Order kumula- tiv stabil um fast 20 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Auslas- tung der Industriekapazitäten hält nun schon seit drei Jahren mit 85 Prozent ein hohes Niveau. Robust, mit einem Plus um 25 Prozent, zeigt sich insbesondere die Nachfrage bei den Fabrikgebäuden. Etwas volatiler – aber ebenfalls jeweils mit deutli- chem Plus gegenüber dem Vorjahr – werden Baugenehmigungen für Han- dels- und Bürogebäude beantragt. Die Daten sprechen dafür, dass die Investitionsbereitschaft bei der deut- schen Wirtschaft jetzt da ist. Im Tiefbau bestätigt sich die erwarte- te Entwicklung: Die Auftragseingän- ge liegen im Jahresverlauf stabil bei ca. plus sieben Prozent, was nicht zu- letzt auf die steigenden Investitionen bei der Bahn zurückgeführt werden kann. Im Bundeshaushalt stehen für 2016 ca. 400 Millionen Euro mehr im Bereich Schiene bereit als 2015. Die Umsätze liegen per September mit fast 26 Milliarden Euro um ca. drei Prozent über dem Vorjahreswert. Für 2016 rechnen wir für den Wirt- schaftsbau mit einem Umsatzwachs- tum um 3,5 Prozent. Die anhaltend hohe Nachfrage zeichnet für den Wirtschaftsbau für 2017 ein optimis- tisches Bild. Wir rechnen erneut mit einem Wachstum um drei Prozent. Und wie verhält es sich mit dem öffentlichen Bau? Eine deutlich höhere Investitionsbereit- schaft als im Vorjahr zeigt die öffentli- che Hand. Der Auftragseingang liegt mit 19,5 Milliarden Euro um ca. drei Milliarden Euro höher als per Septem- ber 2015 (plus 18 Prozent). Dabei sticht das Bestellvolumen im anteilsstarken Tiefbau seit Monaten mit einem anhal- tend hohen Plus um 20 Prozent heraus. Derartig gefüllte Auftragsbücher gab es die letzten 16 Jahre nicht. Die um ca. eine Milliarde höheren Investitions- mittel für die Straße zeigen Wirkung. Die Budgets erreichen damit das nicht nur von uns seit vielen Jahren gefor- derte Niveau. Aber auch im Hochbau haben Länder und Kommunen im ersten Halbjahr 2016 mehr in Kitas, Schulen und die Unterbringung von Flüchtlingen investiert. Der Auftrags- eingang liegt um zehn Prozent über dem Vorjahresniveau. Bis September wurde im öffentlichen Bau insgesamt ein Umsatz von 20,4 Milliarden Euro realisiert (plus 6 Prozent). Für das gesamte Jahr 2016 rechnen wir mit einer Steigerung um 5,5 Prozent. Die gute Auftragslage sowie deutlich erhöhte Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen lassen insgesamt ein weiteres Umsatz- wachstum in 2017 um fünf Prozent er- warten. Etwa 775 000 Menschen sind im Baugewerbe beschäftigt – aller- dings herrscht ein reger Wettbe- werb um Fachkräfte. Gibt es einen Fachkräftemangel? Lassen Sie mich vorausschicken, dem Bauhauptgewerbe ist es in den letz- ten sechs Jahren gelungen, 70 000 Beschäftigte wieder neu einzustellen. RA Felix Pakleppa, Hauptge- schäftsführer Zentralverband Deut- sches Baugewerbe Foto: ZDB / Zensen Baukonjunktur: „Wir rechnen in allen Sparten mit Wachstum“ DIEMESSE im Gespräch mit RA Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) Fortsetzung auf Seite 4 Triflex bietet mehr als nur Abdichtungen. • Intelligente Lösungen für alle Anwendungsbereiche • Hochwertige Produktqualität • Geschulte & zertifizierte Fachhandwerker • Erstklassiger Service & Vor-Ort-Betreuung www.triflex.com ABDICHTUNG RUNDUM SORGLOS BESUCHEN SIE UNS: HALLE B6, STAND 315 Anzeige Fachinterview – Anzeige

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