BAU 2017

•••20••• Innovationen Für mehr Sicherheit auf der Baustelle Bochumer Forscher entwickeln Virtual-Reality-Umgebung zur Gefahrenerkennung M it interaktiven Virtual-Reali- ty-Schulungen wollen Bo- chumer Forscher Baustellen siche- rer machen. Das Team um Prof. Dr. Markus König vom Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) entwickelt eine Technik, die Ge- fahrenquellen virtuell erlebbar macht. Überprüfung kritischer Stellen Die Neuentwicklung soll Arbeits- schutzexperten helfen, Baustel- len vorab auf kritische Stellen zu überprüfen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen einzupla- nen. Auch Bauarbeiter könnten in der virtuellen Realität geschult und für Gefahren sensibilisiert werden. Dreidimensionale Modelle als Grundlage Die Forscher nutzen den Um- stand, dass jede große Baustel- le heutzutage zunächst virtuell geplant wird, bevor sie real ent- steht. Diese dreidimensionalen Modelle können sie als Grundlage für ihre Repräsentation in der vir- tuellen Realität (VR) verwenden. Mit der gleichen Technik, die auch bei Computerspielen zum Einsatz kommt, sorgen sie dafür, dass die Umgebung möglichst realistisch aussieht. Interaktionmittels Controller Mittels VR-Brillen können die An- wender so diejenige Baustelle er- kunden, für die sie später einmal verantwortlich sein werden. Über Controller können sie mit der Um- gebung interagieren, etwa Gegen- stände aufheben und tragen. Baukastenprinzip Doktorand Thomas Hilfert arbei- tet daran, virtuelle Umgebungen automatisiert aus dreidimensio- nalen Modellen zu erstellen. Nach dem Baukastenprinzip könnten dann Baumaschinen mit passen- den Geräuschen hinzugefügt wer- den, um eine virtuelle Baustelle nach individuellen Wünschen zu erzeugen. Hilfert hat bereits Bau- stellen mit verschiedenen Layouts fertiggestellt, die Testpersonen bei Regen, Nebel oder Sonnen- schein erkunden können. Gemein- sam mit ihrem Kollegen Dr. Jo- chen Teizer, Sicherheitsexperte für die Bauindustrie, wollen König und Hilfert ihre Entwicklung im nächsten Schritt mit Probanden evaluieren. „Da man in der virtu- ellen Realität unbegrenzt viele Leben hat, können wir dort genau beobachten, wie die Testperso- nen vor und nach tödlichen Un- fällen reagieren und wann Lern- effekte einsetzen“, erklärt Hilfert. Jedes Jahr gibt es viele Unfälle auf deutschen Baustellen. „Häufig ist die Ursache nicht das Fehlverhal- ten des einzelnen Arbeiters, son- dern eine fehlende Sicherheits- kultur im Unternehmen oder mangelnde Vorgaben für sichere Arbeitsbedingungen“, sagt Jo- chen Teizer. Mehrere Baufirmen aus dem In- und Ausland haben bereits Interesse an der Bochu- mer Technik bekundet. Entwicklung spezieller Warnwesten Die RUB-Ingenieure klügeln der- weil auch schon Ideen für weitere Projekte zur Baustellensicherheit aus. Sie wollen spezielle Warn- westen erproben, die aufleuchten und einen Alarmton aussenden, wenn sich dem Träger oder der Trägerin ein Baustellenfahrzeug nähert. Auf Basis von Funktech- nologie hat Jochen Teizer bereits erste erfolgversprechende Versu- che unternommen. Ein solches System könnte dann für noch mehr Sicherheit sorgen, wenn die aus der virtuellen Schu- lung abgeleiteten Vorsichtsmaß- nahmen nicht ausreichend waren, heißt es bei den Forschern. Damit eine Virtual-Reality-Umgebung realistisch aus- sieht, müssen die Details stimmen. Foto: RUB, Schirdewahn In der virtuellen Welt hat man unbegrenzt viele Leben. Ein Umstand, den die RUB-Forscher nutzen wollen. Foto: RUB, Schirdewahn

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